BIELEFELD

Schüco schließt Solarfabriken

Fast 300 Stellen werden gestrichen / Auch Forschungsabteilung in Bielefeld betroffen

31.07.2012 | 02.08.2012, 15:26
Schüco schließt Solarfabriken - © BIELEFELD
Schüco schließt Solarfabriken | © BIELEFELD

Bielelefeld. Nur knapp zwei Monate nach dem Abgang von Schüco-Chef Dirk U. Hindrichs setzt das Unternehmen den Rotstift an und zieht sich aus der Fertigung von Solar-Dünnschichtmodulen zurück.

Beide Solarfabriken in den neuen Ländern werden geschlossen und auch die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Bielefeld wird dichtgemacht. Damit verlieren insgesamt 285 Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz.

In einer Betriebsversammlung wurden Dienstagmittag zuerst die 143 Mitarbeiter der Solarfabrik in der sächsischen Stadt Großröhrsdorf bei Dresden über die Pläne informiert. Die Schüco TF GmbH & Co. KG schließt zum 31. August.

Die zweite Solarfabrik, die Schüco unter dem Firmennamen Malibu GmbH & Co KG im Ortsteil Osterweddingen der Gemeinde Sülzetal (Sachsen-Anhalt) gründete, löscht am 30. September die Lichter. Betroffen sind dort 105 Beschäftigte.

Der Schüco-Hauptsitz an der Carolinenstraße. - © FOTO: ANDREAS FRUECHT
Der Schüco-Hauptsitz an der Carolinenstraße. | © FOTO: ANDREAS FRUECHT

Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Bielefeld (27 Mitarbeiter) wird erst am 31. Dezember dichtgemacht. "Wir wollen noch alle Aufträge abarbeiten", sagte Unternehmenssprecher Thomas Lauritzen.

Den Beschäftigten bietet Schüco eine Abfindung, deren Höhe sich nach Betriebszugehörigkeit und Monatseinkommen richtet. Einige Betroffene könnten vielleicht am Standort Weißenfels bei Leipzig unterkommen.

Grund für den Rückzug aus der Dünnschichtmodulproduktion seien die weltweit schwierigen politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Photovoltaikbranche sowie ein extremer Preisverfall, erläuterte Lauritzen die Entscheidung der neuen Geschäftsleitung der Schüco International KG. Vor allem die Preise asiatischer Konkurrenten "können wir mit unseren Dünnschichtmodulwerken in Deutschland nicht erreichen".

Die gesamte Branche habe 2011 Preissenkungen für Module von bis zu 40 Prozent verzeichnet. Produktionsüberkapazitäten und die lange Diskussion über das neue Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland seien für weitere Preisnachlässe mitverantwortlich. Die Schüco-Sparte Neue Energien habe bereits 2011 unter extrem sinkenden Preisen und fehlender Nachfrage in Teilen Europas gelitten.

Der Spartenumsatz brach 2011 um 19 Prozent von gut 1 Milliarde Euro (2010) auf knapp 850 Millionen Euro ein. Auch im ersten Halbjahr 2012 musste die Sparte laut Lauritzen einen zweistelligen Umsatzrückgang hinnehmen, "da in den Volumenmärkten Deutschland, Frankreich, Italien und den USA wettbewerbs- und marktbedingt deutliche Umsatzrückgänge zu verzeichnen sind".

Nach aktueller Einschätzung erwarte Schüco 2012 hier einen weiteren Umsatzrückgang. "All dies hat insbesondere in den beiden Dünnschichtwerken zu negativen Ergebnissen geführt und Schüco in 2011 und 2012 belastet", teilte Schüco mit. Auch der nicht erwartete Preisverfall bei kristallinen Photovoltaikmodulen, die einen höheren Wirkungsgrad haben, mache die Schüco-Produktion trotz massiver Einsparungen unrentabel. Es sei nicht zu erwarten, "dass sich die Marktbedingungen nachhaltig ändern werden". Kristalline Photovoltaikmodule wird Schüco weiterhin einkaufen und unter eigenem Namen vermarkten.