Umwelthilfe wirft Oetker-Tochter Etikettenschwindel vor

Brauerei Radeberger soll Biermarke Corona zu Unrecht als Mehrweg deklariert haben

06.07.2012 | 06.07.2012, 11:00
Die Marke Corona Extra der Radeberger Brauerei - © FOTO: DPA
Die Marke Corona Extra der Radeberger Brauerei | © FOTO: DPA
Vorwurf:

Etikettenschwindel - © WIRTSCHAFT
Vorwurf:
Etikettenschwindel | © WIRTSCHAFT

Frankfurt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fährt schweres Geschütz gegen Deutschlands größten Bierkonzern, die Radeberger-Gruppe, auf. Das Unternehmen, das zur Oetker-Gruppe gehört, betreibe "vorsätzlich Betrug", sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.

Sein Vorwurf: Radeberger deklariere die Flaschen mit dem mexikanischen Trendbier Corona Extra fälschlich als Mehrwegflaschen, verschaffe sich durch das niedrigere Pfand einen Verkaufsvorteil und täusche die Verbraucher. Mehrwegflaschen sind mit 8 Cent Pfand belegt, Einwegflaschen dagegen mit 25 Cent. Beim Kasten Corona ist das ein Unterschied von 4,08 Euro – ein Kaufargument für die junge Zielgruppe.

Radeberger weist die Vorwürfe dagegen entschieden zurück, sie entbehrten jeder Grundlage.

"Radeberger versucht, sein Corona-Bier ökologisch aufzuhübschen"

Misstrauisch ist die DUH geworden, weil die Corona-Flaschen auf dem deutschen Markt keine Gebrauchsspuren aufweisen, wie sie für Mehrwegflaschen normal sind. "Radeberger versucht, sein Corona-Bier ökologisch aufzuhübschen. Dieser dreiste Etikettenschwindel ist ein glatter Rechtsbruch", schimpft Resch. Er fordert von Radeberger, die Flaschen umgehend als Einwegflaschen auszuweisen, das Pfand entsprechend zu erhöhen und bis dahin den Verkauf von Corona-Bier komplett zu stoppen.

Juristisch unterfüttert hat die DUH dieses Ansinnen mit der Aufforderung, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. "Ich bin ziemlich sicher, dass Radeberger uns den Gefallen tut, nicht zu unterzeichnen. Dann werden wir die Sache umgehend vor Gericht durchziehen", frohlockt Resch.

Ob es so weit kommt, ist noch nicht ausgemacht. "Wir prüfen die Erklärung", erklärt Radeberger-Sprecherin Birte Kleppien, "bitten aber um Verständnis, dass wir uns dazu nicht jetzt öffentlich positionieren werden."

Information

Im Internet: Corona nur als Einweg

* Pikant: Wer sich in der Radeberger Bilddatenbank Corona-Flaschen ansieht, erfährt in der Beschreibung, dass es sich um Einwegflaschen handelt.

* Im ganzen Internet-Auftritt fehle der Hinweis darauf, dass Corona in Mehrwegflaschen angeboten werde. Verdächtig, findet Jürgen Resch, Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe: "Ich habe noch nie erlebt, dass eine Brauerei gute Taten im Markt verschweigt."

* Resch war schon einmal in einem Pfandstreit erfolgreich: 2006 zwang er Coca-Cola in die Knie, das vor der WM Flaschen in Fußballform als Mehrweg deklariert hatte.

Von Deutschland nach Mexiko, dann auf andere Märkte

Die Frist endet am Mittwoch. Für Donnerstag ist ein Gesprächstermin von DUH und Brauerei angedacht. Allerdings stellt die DUH Bedingungen. "Wir haben Radeberger einen umfangreichen Fragenkatalog geschickt", sagt Resch. "Ob ein Gespräch Sinn macht, hängt vom Gehalt der Antworten ab."

Zumindest das Rätsel der fehlenden Gebrauchsspuren an den vermeintlichen Mehrwegflaschen glaubt Radeberger lösen zu können. Corona werde in Deutschland als Premium-Bier verkauft. Daher setze der Markenhalter für Deutschland ausschließlich Neuglas ein. Dennoch würden die Flaschen aus Deutschland per Schiff zurück nach Mexiko gebracht, dort gespült und neu befüllt. Anschließend würden sie in anderen Märkten wiederverwendet.

Das hat auch Grupo Modelo, Partner von Radeberger, via Madrid gegenüber dpa versichert. Ein Unternehmensvertreter in Mexiko hat dagegen gegenüber der Agentur erklärt, keine Flasche komme nach Mexiko zurück.

Doch selbst wenn die geleerten Flaschen den Atlantik überquert haben und neu befüllt sind, ist dem deutschen Gesetz, das der Pfandregelung zugrunde liegt, nicht Genüge getan. Denn um als Mehrwegflasche zu gelten, müsste die Flasche mindestens zweimal neu gefüllt und dann in Ländern mit einem Mehrweg-Gesetz verkauft werden. Einen solchen Markt hat Radeberger aber bislang nicht benannt.