Westlotto-Chef Goßner: "Lotto harmloser als Spielhallen"

Debatte über den neuen Glücksspielstaatsvertrag

04.07.2012 | 04.07.2012, 00:00

Das sehen die Spielhallen-Unternehmer vielleicht ganz anders?

GOßNER: Ja, klar. Aber wenn Sie die Suchtberatungsstellen fragen, wo die Süchtigen herkommen, dann hören Sie den Verweis auf Spielhallen und Spielautomaten. Den Lottosüchtigen hingegen sucht man vergeblich. Da geben Sie Ihren Schein ab und warten erst mal, bis das Ergebnis ausgespielt ist. Sucht entsteht vor allem dann, wenn Spieleinsatz und Ergebnis sofort aufeinander folgen. Wir nennen das Spiele mit hoher Ereignisfrequenz. Bei einem negativen Ergebnis entsteht der Impuls, den Verlust sofort wieder aufzuholen. Beim unserem Lotto gibt es nicht so eine hohe Ereignisfrequenz, zwischen Tippen und Auslosung vergehen meist mehrere Tage. Deswegen ist Lotto relativ harmlos.

Beim Eurojackpot poolen Sie die Spieleinsätze mit denen Ihrer Partner in Italien, Spanien und anderer Länder, damit Sie höhere Gewinne ausschütten können. Ist die Attraktivität dadurch höher?
GOßNER: Lotto 6 aus 49 ist sehr stark verankert im Bewusstsein der Menschen. Jeder spricht vom Sechser im Lotto. Bis man ein neues Produkt so bekannt gemacht hat, das dauert. Wir dürfen auch nicht so werben, wie es ein Markenartikler machen würde. Da greifen die Restriktionen des Glücksspielgesetzes. Auch unsere Partner haben Probleme. Im spielfreudigen Italien heißt es zum Beispiel, die Wirtschaftskrise schlage durch. Die haben auch in ihren traditionellen Spielen weniger Umsatz.

Gibt es solche Einbußen in Deutschland auch?

GOßNER: Die Schwankungen waren bei uns zuletzt sehr gering. 2011 haben wir einen kleinen Zuwachs geschafft. Von unseren besten Zeiten allerdings, als wir noch nicht solche Beschränkungen im Vertrieb und der Werbung hatten, sind wir ein ganzes Stück entfernt. Wir hatten früher in der Spitze schon rund 2 Milliarden Erlöse im Jahr, 2011 waren es 1,65 Milliarden Euro. Wir waren also schon einmal 20 Prozent besser, in der Zeit vor den Staatsverträgen.

Und der Gewinn?

GOßNER: Der Gewinn für das Unternehmen ist nicht das zentrale Thema. Wichtig sind die Abgaben für das Gemeinwohl. Von den Spielumsätzen gehen 50 Prozent als Gewinne an die Spielteilnehmer, rund 40 Prozent in Form von Lotteriesteuern und Konzessionsabgaben an den Landeshaushalt. Das waren 645 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Damit finanziert das Land wichtige Aufgaben im Bereich der Wohlfahrt, des Breitensports, im Natur- und Denkmalschutz. Dieses Geld hilft damit, den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft zu fördern.

Die Bekämpfung von Kriminalität und Spielsucht könnte man auch privaten Anbietern zur Auflage machen!

GOßNER: Durch die Eingriffsmöglichkeiten, die der Staat gegenüber seinen Lotteriegesellschaften hat, haben wir einen extrem hohen Sicherheitsstandard. In den fast 60 Jahren, in denen es Lotto gibt, hat es zu keinem Zeitpunkt Manipulationversuche, kriminelle Machenschaften oder ausufernde Spielsucht gegeben. Bei privaten Anbietern können sie dies nicht in gleicher Konsequenz durchsetzen. Und je weniger greifbar ein Anbieter ist, der z.B. im Ausland angesiedelt ist, um so schwieriger wird die Durchsetzung staatlicher Regulierung. Die Abzocke im Internet durch dubiose Firmen nimmt zu. Glücksspiel ist da keine Ausnahme.