Herford/Düsseldorf. "Ahlers Aktionäre sind zufriedene Aktionäre." Was klingt, wie die Werbebotschaft eines Marketingstrategen, war in Wirklichkeit ein echtes Lob. Der Herforder Modekonzern erhielt es von einer Seite, deren Job eigentlich die Kritik ist. Heide Demke, von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), würdigte bei der Hauptversammlung der Ahlers AG in Düsseldorf mit diesem Satz die Leistung des Unternehmens im Geschäftsjahr 2010/2011 (30. November).
Gediegen konservativ war das Ambiente im altehrwürdigen Düsseldorfer Industrie-Club, wo Vorstand und Aufsichtsrat etwa 70 Aktionäre begrüßten. Vor marmorverkleideten Wandsäulen präsentierte Vorstand Stella Ahlers die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres. Und die waren gut. Als "ereignis- und erfolgreich" charakterisierte sie den Berichtszeitraum, den das börsennotierte Unternehmen mit einem Gewinn nach Steuern von 10,1 Millionen Euro (2009/2010: 8,5 Millionen) abschloss; eine Steigerung von 19 Prozent.
Zugpferd des Umsatzwachstums von 6,6 Prozent war erneut das Premiumsegment mit den Marken Pierre Cardin, Otto Kern und Baldessarini, dessen Umsatz sogar um 11,1 Prozent stieg. Damit generierten diese Marken über die Hälfte (56 Prozent) des Konzernumsatzes von 255 Millionen Euro (240). Dass die Herforder mit der Betonung des Premiumsegments goldrichtig lagen, zeigt die Entwicklung im Mens & Sportswear-Bereich.
Explodierende Baumwollpreise
In diesem Niedrigpreissegment setzte sich der Negativtrend der letzten Jahre mit einem erneuten Rückgang von 5,6 Prozent fort. Explodierende Baumwollpreise und die in Asien stark gestiegenen Produktionskosten, unter denen vor allem die Marke Gin-Tonic zu leiden hatte, führten zu einem erneuten Ergebnisrückgang. Das trübte die gute Stimmung der Aktionäre jedoch nicht. Ihr Blick galt dem Konzernergebnis und der Dividende von 65 Cent pro Stammaktie (2009/2010: 55 Cent) und 70 Cent pro Vorzugsaktie (60 Cent)."Die Ahlers-Aktie ist eine Rendite-Perle", stellte die Anlegerschützerin Demke fest. Die Gesamtgewinnausschüttung von 94 Prozent sei deutlich höher als die von der SdK geforderten 40 bis 60 Prozent. Kritisch nahm sie den Aktienwert unter die Lupe: "Der Kurs entspricht nicht dem wahren Wert des Unternehmens. Die Börse hat die gute Leistung noch nicht honoriert", sagte sie.
Eigene Handelsgeschäft weiter auszubauen
Ziel im laufenden Geschäftsjahr sei es unter anderem, das eigene Handelsgeschäft (Retailgeschäft) weiter auszubauen. Derzeit betreibt Ahlers 31 (Vorjahr 27) eigene Markenläden. Ein Großteil der geplanten Investitionen von 5 Millionen Euro sollen in diesen Ausbau fließen. Ein Projekt ist seit gestern in trockenen Tüchern. Nach Unterzeichnung der Verträge übernahm Ahlers den dänischen Hersteller von Arbeitskleidung, HBI. Kaufsumme: 300.000 Euro."Konservativ, aber wachstumsorientiert", so will die Vorstandschefin auch weiterhin die Geschäfte führen. Für das laufende Geschäftsjahr sagt sie ein Wachstum im " einstelligen Bereich" voraus. Detaillierter will sie nicht werden. Die Erfahrungen aus dem vergangenen Winter, als das Unternehmen aufgrund des unerwarteten Nachfragerückgangs auf einem Großteil der Vorräte sitzen blieb, haben sie vorsichtig gemacht. Konservativ eben, wie der altehrwürdige Industrie-Club.