Düsseldorf/Halle. In der Debatte um die umstrittenen Funkchips in Kleidung distanziert sich das Modehaus Gerry Weber aus Halle von Datenschützer-Fiktionen und setzt auf den mündigen Kunden. Den Konzernchef umtreibt derweil ein anderes Thema, das ihm fast noch mehr Freude bereitet als Mode.
Während der Bilanzpressekonferenz am Montag in Düsseldorf hat sich Gerry-Weber-Vorstand David Frink von Utopien hinsichtlich der RFID-Funkchips in Kleidung des Unternehmens entfernt. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Technik "Potenzial bietet", um Personenprofile zu erstellen. Das Modehaus aus Ostwestfalen will die Etiketten ab April beim Verkauf deaktivieren. "Wir werden die Chips an der Kasse nicht entfernen", sagte Frink, "aber darauf hinweisen." Die Kunden seien mündig genug, um die Etiketten selbst herauszuschneiden.
Damit kontert Gerry Weber die Kritik des Bielefelder Datenschutzverein zur Förderung des öffentlichen bewegten und unbewegten Datenverkehrs, kurz FoeBud, der die Risiken der Technik zuletzt offensiv aufgezeigt hatte. "Gerry Weber muss seine Kunden schützen", fordert Aktivistin Rena Tangens auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Funketiketten sollten per EU-Gesetz beim Verkauf oder Versand von Waren zu entfernen sein. "Für die Kunden", so Tangens, "ist es nicht nachvollziehbar, ob ein Chip deaktiviert ist oder nicht."
"Wir verstecken die Label nicht"
Wie Gerry Weber nutzen immer mehr Firmen die RFID-Funktechnik, um ihre Produkte in Logistik und Handel besser verwalten zu können. Da die Chips eine Identifikationsnummer senden, werfen Datenschützer bedenkliche Szenarien vom gläsernen Kunden an die Wand. "Bei uns ist alles transparent", stellte Frink dazu heraus, "wir verstecken die Label nicht."
Konzernchef Gerhard Weber schwieg zu jener Debatte und stieg erst wieder zu seinem Lieblingsthema ein: die Parade-Kita auf dem Betriebsgelände in Halle. "In unserem Unternehmen arbeiten zu 80 Prozent Frauen", sagte Weber, "für die müssen wir was tun." Zum kommenden August will der Modeproduzent in sechs Einzelhäusern 90 Kinder unterbringen.
Zudem bietet das mehr als 4.000 Quadratmeter große Gelände Platz für eine Abenteuerscheune, ein Baumhaus und eine Matschkuhle. "Kinder mögen doch sowas, nicht wahr", jubelte der 70-Jährige und stieß David Frink an, um die Bobbycar-Rennstrecke im Bild zu zeigen. Weber freute sich noch mehr. "Der Bau der Kita macht mir fast noch mehr Spaß als Mode."
Womit noch die Frage nach dem letzten Vorhang der "CPD Signatures" zu klären war. Das Ende der Modemesse sei zwar bedauerlich, "dafür aber hat Düsseldorf in der Dichte wohl weltweit die meisten Showrooms", so Weber. "Wir wollen Düsseldorf als Modestadt mit erhalten."