Ostheim/Bielefeld (mika). Hinter den Kulissen der einst gefeierten Öko-Brause Bionade brodelt es schon seit Jahren. Das Gezerre soll jetzt ein Ende haben: Die Radeberger-Gruppe KG hat den 30-prozentigen Minderheitsanteil von der Gründerfamilie Kowalsky erworben. Die Brausparte des Bielefelder Oetker-Konzerns verfügt dadurch komplett über Bionade (150 Mitarbeiter).
Braumeister Peter Kowalsky, sein Bruder Stephan und ihre Mutter Sigrid Peter-Leipold in Ostheim vor der Rhön (Bayern) stießen trotz des großen Erfolges ihrer im vergangenen Jahrzehnt zur "Kultmarke" hochgejubelten Bionade nach einigen Jahren auf Probleme. Wie sollte das rasante Wachstum gemanagt und finanziert werden?
Eine 30-prozentige Preiserhöhung im Jahr 2008 erntete herbe Kritik der Fans. Dann sorgte 2009 der Einstieg des Bielefelder Oetker-Konzerns, der bei der Expansion helfen sollte, für Schlagzeilen. Angesichts wachsender Konkurrenz schrumpfte der Bionade-Absatz, und im Herbst 2011 hieß es, die noch zu 30 Prozent beteiligte Gründerfamilie Kowalsky und die 70 Prozent haltende Oetker-Tochter Radeberger hätten sich zerstritten. Spätestens da war absehbar, dass die Wege der beiden Gesellschaftergruppen sich trennen würden.
Seit April geht's wieder aufwärts
Der Absatz, der nach Medienberichten von fast 200 Millionen Flaschen im Jahr 2007 auf weniger als ein Drittel im Jahr 2011 – nämlich etwa 60 Millionen Flaschen – geschrumpft sein soll, hat die Talsohle nach Ansicht der Frankfurter Radeberger-Gruppe inzwischen durchschritten. 2011 habe sich der Absatz insgesamt "stabilisiert", sagte eine Sprecherin. Seit April gehe es wieder aufwärts, in einzelnen Monaten habe es gar zweistellige Wachstumsraten gegeben.
Bionade wird ähnlich wie Bier gebraut. Ihre Erfinder Peter und Stephan Kowalsky sollen sich nur schweren Herzens von ihren Anteilen getrennt haben. Der Kaufpreis wurde nicht genannt. Während der erste Anteilsverkauf 2009 ihnen einen zweistelligen Millionenbetrag eingebracht haben soll, erhielten sie jetzt angeblich nur noch einen einstelligen Millionenbetrag. "Wir wissen Bionade und unsere Mitarbeiter bei der Radeberger Gruppe in guten Händen", so kommentierten sie ihren Abschied aus Gesellschafterkreis und Geschäftsführung.
Die Gesamtverantwortung übernimmt jetzt der bisherige dritte Mann, der von Radeberger eingesetzte Christian Schütz. Radeberger-Chef Albert Christmann dankte gestern den Kowalsky-Brüdern "für die geleistete Pionierarbeit und ihr Engagement".