Bielefeld/Paderborn. Der Privatjet-Betreiber Net Jets Europe mit Hauptsitz in Paço de Arcos bei Lissabon sieht in Deutschland Wachstumschancen. Er will den großen Fluglinien Konkurrenz machen und ihnen die lukrativen Geschäftsreisenden abwerben. Auch auf dem Flughafen Paderborn/Lippstadt landen die Privatjets von Net Jets, um Unternehmer und Manager nonstop in alle Welt zu bringen, wie eine Sprecherin des regionalen Airports bestätigte.
"Der deutschen Wirtschaft geht es besser. Unternehmen haben wieder Vertrauen in die Zukunft und wollen investieren", begründet eine Net-Jets-Sprecherin die Pläne. Auch in Ostwesfalen-Lippe hoffe man angesichts großer international agierender Unternehmen auf weitere Business-Kunden. Wer bereits zum Kundenstamm gehört, bleibt unter Verschluss. In Westfalen und auch in Bielefeld kämen die meisten Net-Jets-Kunden aus dem Maschinenbau, heißt es vage. Bundesweit nutzten vor allem Mittelständler das Angebot, um von dezentralen Flughäfen ihre Niederlassungen im Ausland flott zu erreichen. 900 Flughäfen werden allein in Europa angeflogen, davon 88 in Deutschland. Weltweit sind es 5.000 Airports. "Meist geht es frühmorgens los. Es werden zwei bis drei Einrichtungen besucht und abends geht es wieder zurück." Deutsche Mittelstandskunden fliegen laut dem Privatjetbetreiber im Schnitt 100 Stunden pro Jahr.
Manche Unternehmen leisten sich allerdings eigene Flieger, um für Geschäftsreisen flexibel zu sein. Der Gütersloher Bertelsmann-Konzern hat zwei Maschinen auf dem Flughafen Paderborn/Lippstadt postiert. Der Oetker-Konzern hat seine "Pudding-Meise" auf dem Flugplatz in Windelsbleiche platziert.
Fliegen auf Karte
"Viele Flugzeuge werden aber zu wenig genutzt und sind damit viel zu teuer", wirbt die europäische Tochter der weltgrößten Privat-Airline für ihr Geschäftsmodell. Daher bietet der Timesharing-Pionier auch Anteile an seinen privaten Flugzeugen zum Kauf. Damit könnten Vielflieger sich die Kosten teilen. 80 Prozent der Flugstunden werden von Teileigentümern absolviert. "Erst ab 350 bis 400 Flugstunden im Jahr ist eine eigene Maschine wirtschaftlich rentabel", heißt es. Selbst die Vermietung gehört zum Angebot. Allerdings sind die Preise weit höher als beim Sharing.
Die 2002 eingeführte Privatjet-Card (sie ähnelt einer Telefonkarte) bietet 25 Flugstunden pro Jahr für "nur" 141.000 Euro. Wer sich ein Zweiunddreißigstel der kleinsten Jet-Klasse kauft, zahlt 125.000 Dollar für 25 Flugstunden im Jahr. Der Kaufpreis richte sich nach dem Marktwert der Flieger. "Und der steigt wieder", so eine Sprecherin. Es gehe den Kunden nicht so sehr ums Prestige, sondern vor allem um Zeitersparnis. "Ich kann an einem Tag zwei bis drei Städte in Europa besuchen und dennoch zum Abendessen zu Hause sein. Das bedeutet steigende Produktivität für das Unternehmen."
Net Jets Europe ging 1996 mit zwei Flugzeugen und zehn Mitarbeitern an den Start. Das Unternehmen hat 1.600 Kunden in Europa (davon 100 in Deutschland), beschäftigt mehr als 1.700 Mitarbeiter und betreibt rund 150 Jets unterschiedlicher Größen (7 bis 14 Passagiere) von vier großen Herstellern. Jeder vierte Kunde kommt aus Unternehmen des Euro-stoxx 50, jeder fünfte aus Dax-Unternehmen. 20 Prozent der Kunden sind Privatleute. Net Jets ist nach eigenen Angaben das einzige europaweite Business-Jet-Unternehmen mit eigener Flotte. Allerdings habe das Unternehmen 2006 erstmals schwarze Zahlen geschrieben, räumt eine Sprecherin ein. Immerhin erwartet Eric Connor, Chef des Unternehmens, "dass der Business-Jet-Markt ab 2014 wieder wächst".