Porträt: Maresa Harting-Hertz hat das Ziel im Blick

34-Jährige bringt Familie und Unternehmen in Einklang

Unternehmerin Maresa Harting-Hertz will Karriere und Kinder unter einen Hut bringen. | © FOTO: HARTING

10.08.2011 | 10.08.2011, 00:00

Espelkamp. Nicht nur im Job, auch im Privatleben hat Maresa Harting-Hertz (34) die Zügel fest im Griff und behält die Übersicht. Wenn sie von der Arbeit als Vorstand für Controlling, Finanzen und Steuern bei der Harting-Gruppe entspannen will, reitet sie, geht auf die Jagd – und verbringt viel Zeit mit ihrer noch jungen Familie. Die hat kürzlich Zuwachs bekommen.

Deshalb will Maresa Harting-Hertz in den nächsten Wochen die Zeit mit ihren beiden Söhnen genießen. Die 34-Jährige ist im Mutterschutz und nimmt sich eine Auszeit vom betrieblichen Alltag. "Frauen tragen letztlich immer noch die große Herausforderung, Karriere und Kind unter einen Hut zu bringen", sagt Harting-Hertz.

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Gemeinsam: Uni Bielefeld und NW

Dritter Teil unserer Unternehmer-Serie: Andreas Weiche und Juri Sumin, Studierende der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Bielefeld am Lehrstuhl von Prof. Fred Becker, stellen die Unternehmerin Maresa Harting-Hertz vor. Entstanden ist der Artikel im Rahmen einer praktischen Übung zum Wirtschaftsjournalismus, die die Universität und die Neue Westfälische gemeinsam gestaltet haben. In der nächsten Woche erscheint ein Porträt von René Pankoke, Chef des Bielefelder Maschinenbauers Hymmen.

Schon seit Kindestagen ist das Unternehmen Teil ihres Lebens, viele der Mitarbeiter kennt sie seit Jahren. Trotzdem war es nicht selbstverständlich, dass sie selbst als Vorstand Verantwortung in der Harting-Technologiegruppe übernehmen würde. Ihre Eltern Dietmar (71) und Margrit Harting (66) forderten zwar von ihren Kindern eine wirtschaftliche Grundausbildung. Sie stellten es ihrer Tochter aber frei, ins Familienunternehmen einzusteigen – so wie es ihr Bruder Philip (37) tat.

Frauen schon immer gleichberechtigt eingebunden

Nachdem Maresa Harting-Hertz vier Jahre beim Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers (PwC) in Berlin gearbeitet hatte, wurde ihr klar: "Das reicht nicht." Die Zeit bei PwC war zwar sehr nützlich, um sich selbst zu behaupten und zu beweisen. Sie zeigte ihr: Auch eine Karriere außerhalb des Familienunternehmens ist möglich. Dennoch strebte Maresa Harting-Hertz nach stärkerer Gestaltungsfreiheit und unternehmerischer Tätigkeit. "Wo sonst kann man das besser als im eigenen Unternehmen?" Der Schritt in das familieneigene Unternehmen sei genau richtig gewesen.

"Wir diskutieren viel, auch wenn jeder von uns seinen eigenen Verantwortungsbereich hat", beschreibt Harting-Hertz das Zusammenarbeiten innerhalb der Familie. Das Familiengremium zielt grundsätzlich auf Konsensentscheidungen ab, "aber die Grundsatzentscheidungen im Unternehmen werden noch immer von meinem Vater getroffen." Trotzdem heiße das nicht, dass das Unternehmen Harting patriarchalisch aufgebaut sei oder geführt werde. Vielmehr zeigt ein Blick in die Geschichte: Frauen waren schon immer gleichberechtigt in die Verantwortung der Harting-Technologiegruppe eingebunden. In der ersten Generation wurde das Unternehmen von den Gründern Wilhelm und Marie Harting geführt, in der zweiten Generation teilen sich Dietmar und Margrit Harting die Leitung. Sie werden in der dritten Generation von ihren Kindern Philip und Maresa unterstützt.

Durch Leistung und Qualifikation überzeugen

Mit der Gleichberechtigung sind im Unternehmen auch die "typisch weiblichen Führungsqualitäten" vorhanden. "Frauen haben die Fähigkeit, auch unangenehme Entscheidungen zu treffen, sie sind konsequenter", ist sich Maresa Harting-Hertz sicher. Diese Erfahrung habe sie schon in der Lehrzeit gemacht. Einer Frauenquote steht sie dennoch skeptisch gegenüber – wie ihre Mutter: "Man gewinnt nur dann, wenn man durch Leistung und Qualifikation überzeugt, nicht durch eine Quote."

Abschalten kann die 34-Jährige beim Reiten und Jagen. Im Gegensatz zum Job geht es ihr da überhaupt nicht um Erfolg. "Ich finde es einfach schön, wenn man mal draußen in der Natur sitzt und die Ruhe hat, das Leben dort zu beobachten."