
Paderborn. Knapp hinter Ludwig van Beethoven, aber deutlich vor Michael Schumacher und Nena kam Heinz Nixdorf noch im vergangenen Jahr in die Top 10 einer NRW-Bestenliste, über die die Hörer einer Rundfunksendung abstimmen durften – ein Beleg dafür, dass die Erinnerung an den deutschen Computerpionier aus Paderborn so wach ist wie eh und je. Heute, am 17. März, jährt sich der Todestag von Heinz Nixdorf zum 25. Mal.
Jäh riss ihn kurz vor seinem 61. Geburtstag, den er am 9. April gefeiert hätte, auf der Computermesse in Hannover ein Herzanfall aus dem Leben – mitten im Kreis von Kunden und Mitarbeitern. Den Zeitgenossen wurde schmerzlich bewusst, welche überragende Rolle Nixdorf als eine der großen Figuren des deutschen Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit bis dato gespielt hatte. Er hinterließ eine Firma, die kurz vor seinem Tod ihre größte Blüte erreicht hatte: 1985 beschäftigte das Unternehmen 23.300 Mitarbeiter in 44 Ländern bei einem Jahresumsatz von fast vier Milliarden Mark. Die Nixdorf Computer AG war zum viertgrößten Computerkonzern Europas aufgestiegen. Und Heinz Nixdorf selbst hatte sich als sozialer Unternehmer, dem die Schaffung von Arbeitsplätzen über alles ging, sowie als großzügiger Mäzen profiliert. Im Ahorn-Sportpark etwa schwitzen die Paderborner noch heute.

Dabei hatte alles höchst bescheiden 1952 in Essen mit der Gründung des "Heinz Nixdorf Labor für Impulstechnik" und der Entwicklung des ersten Elektronenrechners auf Röhrenbasis für das Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) begonnen. 1959 verlegte Nixdorf den Firmensitz in seine Heimatstadt Paderborn. 1961 engagierte er den 50. Mitarbeiter, und 1965 stellte er seinen ersten Tischrechner auf der Hannover Messe vor. In diese Marktlücke stieß Heinz Nixdorf weiter vor: Statt auf Großrechner wie die Konkurrenz setzte er auf Computer in einer Größenklasse, die auch kleinen und mittleren Betrieben den Übergang auf elektronische Datenverarbeitung ermöglichte. In der Geschichte der Informationstechnik wurde er so zum Wegbereiter dezentraler EDV.
Geburt von Wincor Nixdorf
Nach Nixdorfs Tod war die Expansionsphase vorbei: 1990 wurden laut Spiegel für gut eine halb Milliarde Mark 51 Prozent der Stammaktien an die Siemens AG verkauft. 1999 gingen die Geschäftsfelder Kassensysteme, Geld- und Leergutautomaten der Siemens Nixdorf Informationssysteme AG an die US-Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts und Goldman Sachs Capital Partners. Wincor Nixdorf war geboren, heute weltweit die Nummer 3 in ihrem Marktsegment und eines von Paderborns wirtschaftlichen Aushängeschildern. Der Rest der ehemaligen Nixdorf-Computersparte wurde von Siemens an Fujitsu verkauft und lebt in der Firma Fujitsu Technology Solutions weiter. Zum direkt oder später indirekt von Heinz Nixdorf und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beeinflussten IT-Umfeld in Paderborn werden heute aber insgesamt rund 300 Firmen gerechnet. Ohne Nixdorf wäre Paderborn keine IT-Stadt geworden und eine durchschnittliche Kreisstadt geblieben – so viel ist klar.
Das Erbe von Heinz Nixdorf wird heute im wesentlichen von den beiden von ihm noch zu Lebzeiten gegründeten und mit 74 Prozent der Stammaktien ausgestatteten Stiftungen gepflegt: Der Stiftung Westfalen (Paderborn) und der Heinz Nixdorf Stiftung (München). Vorsitzender beider Stiftungen ist seit zwei Jahren Heinz Nixdorfs Sohn Martin. Die Stiftung Westfalen ist Träger des Heinz Nixdorf Museumsforum, weltweit größtes Computermuseum, in Paderborn. Sein Name lebt aber auch fort im Heinz-Nixdorf-Institut für Informatik der Universität Paderborn. Die Stiftungen finanzieren darüber hinaus zahlreiche gemeinnützige Projekte in den Bereichen Bildung, Wissenschaft, demokratisches Staatswesen, Gesundheit und Sport.
Nachdem die Stadt Paderborn ihrem großen Sohn zum 20. Todestag vor fünf Jahren mit einem Empfang im Rathaus gedachte, ehrt sie ihn diesmal im engen Kreis mit der Familie: Geplant ist eine Kranzniederlegung an seinem Grab auf dem Waldfriedhof in Schloß Neuhaus.