Köln. Die Möbelindustrie braucht noch mindestens drei gute Jahre, bis die elfprozentigen Umsatzeinbußen des Krisenjahres 2009 verdaut sein werden. Diese Einschätzung gab Dirk-Uwe Klaas, der Hauptgeschäftsführer des Möbelindustrieverbandes VDM, im Vorfeld der Kölner Möbelmesse (imm cologne), die am nächsten Dienstag beginnt. Klaas kündigte wegen steigender Kosten für Rohstoffe und Vorleistungen außerdem deutliche Preissteigerungen für Möbel an – "bis nahe an den zweistelligen Bereich".
Die "explosionsartig" gestiegenen Preise für Rohstoffe wie Holz, aber auch für Beschläge, Verpackungen, Leder oder Kunststoffe müssten dringend an den Möbelhandel weitergegeben werden, sagte Klaas: "Sonst ist die Ertragslage der Hersteller ernsthaft in Gefahr." Während die Industrie diese Preissteigerungen für "nicht kompensierbar" hält, sieht der Einzelhandel dank weiterer Rationalsierungseffekte Luft, wie Thomas Grothkopp vom Möbelfachhandelsverband BVDM sagte.
Bereits in der Vergangenheit seien Preiserhöhungen der Industrie nur zum Teil weitergegeben worden – Möbel seien in den vergangenen vier Jahren nur um 1,5 Prozent teurer geworden. Mit dem Trend zu immer großflächigeren Handelshäusern sei aber die Konzentration fortgeschritten. Die drei größten Anbieter (inklusive Ikea) bestreiten demnach heute 20 Prozent des im Möbelmarktes. Discount-Verhältnisse wie bei Lebensmitteln seien aber "bei Möbeln nicht denkbar", glaubt Grothkopp.
Positive Impulse aus dem Ausland
Klaas rechnet 2011 mit einem Umsatzplus von 2 bis 3 Prozent für die Möbelindustrie, nachdem bereits 2010 ein Zuwachs von rund 2 Prozent zu Buche stand. Dabei hatte 2010 schwach begonnen, und bis Ende Oktober wurde nur ein Plus von 0,9 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro Umsatz erzielt. Starke Verkäufe im November und Dezember hellten die Bilanzen auf.
Positive Impulse seien 2010 wieder aus dem Ausland gekommen: Der Export legte laut Klaas bis Oktober um 8,5 Prozent zu. In Frankreich, der Schweiz und Russland legten die deutschen Möbelumsätze zweistellig zu, während der wichtige niederländische Markt schwächelte.
Mit Besorgnis registrierte Klaas aber, dass der Import von Möbeln – insbesondere aus Polen (plus 14,3 Prozent) und China (plus 32,7 Prozent) – fast doppelt so stark wuchs wie der Export. Dies spiegel "die Einkaufspolitik und die Preisgestaltung des deutschen Möbelhandels", landete Klaas einen Seitenhieb. Für die Zukunfte mahnte er an, dass die deutschen Hersteller sich noch auf Design und Qualität ausrichten müssten. Mit Lohnkostensenkungen sei der Wettlauf gegen die billigen Importeure nicht zu gewinnen. Die Zahl der Beschäftigten in der deutschen Möbelindustrie schrumpfte 2010 auf 98.000 (minus 3,2 Prozent) ind 1.040 Betrieben (minus 2,7 Prozent).
Messe "ein voller Erfolg"
Gerald Böse, der Chef der Kölnmesse GmbH, sprach gestern von "alle Erwartungen übersteigenden Anmeldungen" für die Möbelmesse. Besonders freut er sich über die Wiederbelebung der Küchenmöbelmesse unter dem Namen "Living Kitchen". Die Messe werde "ein voller Erfolg", triumphierte er vorab. Es sei auf 40.000 Quadratmetern die "größte und vollständigste Küchenshow, die es in Deutschland jemals gab". Es sei gelungen, allein für die Living Kitchen fast 200 Aussteller zu gewinnen, darunter auch viele Gerätehersteller, so Böse. Insgesamt seien es 1.200 Aussteller. Er rechnet mit 120.000 Besuchern.