Werther. Mit der Postbank oder der Commerzbank in einem Atemzug genannt zu werden, hätte sich der Vorstand des kleinen Bankvereins Werther früher sicher gewünscht. Doch jetzt tauchen die Geldinstitute gemeinsam auf einer Liste auf, die der Berliner Anwalt Stefan Richter ins Internet gestellt hat. Nach seinen Recherchen sind die Banken zur Finanzdrehscheibe bandenmäßiger Betrüger geworden, die über fingierte Lastschriften Menschen um ihr Geld bringen.
Zwar steht der Bankverein bei den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bielefeld nicht im Verdacht, Drahtzieher der betrügerischen Machenschaften gewesen zu sein - die sitzen offenbar in der Schweiz. Der Umstand allerdings, dass illegale Abbuchungen über ein Konto der Bank liefen, verstrickt das Traditionshaus in einen Fall, bei dem es offenbar um Millionen geht.
Bisher hieß es, gegen den Bankverein werde nicht ermittelt. Die Durchsuchung beim Bankverein am 20. Juli habe lediglich der Sicherstellung von Beweismaterial gedient. Gestern erklärte Klaus Pollmann, Sprecher der Schwerpunktabteilung für Wirtschaftsstrafsachen der Staatsanwaltschaft Bielefeld, dass durchaus gegen einzelne Verantwortliche des Bankvereins Werther ermittelt werde. "Die Betroffenen wissen das auch."
Die Ermittler prüfen, ob sich Sachbearbeiter der Bank oder Personen, die die Geschäfte zwischen den kriminellen Finanzdienstleistern und dem Bankverein eingestielt haben, der Beihilfe zum bandenmäßigen Betrug und erwerbsmäßigen Betrug strafbar gemacht haben.
Dafür könnte es nach Ansicht von Richter durchaus Hinweise geben. Er verweist auf die hohe Rate von Rücklastschriften, die bei Konten solcher Betrüger meist registriert werden können. Ihm seien Quoten von 20 bis 30 Prozent genannt worden. "Das muss doch auffallen."
Bankvereinsvorstand Chris-toph Böckle sagte dazu, die Einrichtung von Konten sei beim Wertheraner Bankhaus vollständig standardisiert. Nachdem die Staatsanwaltschaft den Bankverein Anfang des Jahres über kriminelle Finanzgeschäfte informiert habe, habe die Bank keine Buchungen mehr über dieses Konto vorgenommen.
Bereits im Januar hatten die Behörden den Bankverein Werther durchsucht. Oberstaatsanwalt Heinrich Rempe hatte damals mitgeteilt, die Abbuchungen seien dennoch weitergegangen. Richter ist sich sicher, dass es zumindest zu einem zivilrechtlichen Verfahren kommen wird. Er vertritt Geschädigte, deren Konten die Betrüger über illegale Lastschrifteinzüge schröpften. "Ich behalte mir vor, den ein oder anderen Vorstand der betroffenen Banken als Zeugen zu benennen."