Düsseldorf. Der Modemacher Gerry Weber übernimmt bundesweit eine Vorreiterrolle in der Bekleidungsbranche. 25 Millionen gefertigte Kleidungsstücke sämtlicher Gerry-Weber-Marken verlassen ab Mitte nächsten Jahres mit einem winzigen Funkchip die Produktion, um den Transport der Ware bis zum Verkauf an der Kasse im Blick zu haben. Der Computerchip wird in das textile Pflegeetikett integriert – und damit in die Kleidung eingenäht.
Zehn Jahre hat die Entwicklung der sogenannten RFID-Technologie (Radiofrequenz-Identifikation) gedauert. 2,7 Millionen Euro hat Gerry Weber allein für die Entwicklung investiert. Weitere 2,7 Millionen Euro kostet die Ausrüstung der mehr als 150 eigenen Filialen im In- und Ausland mit der neuen Technologie. Kosten, die sich nach nicht mal zwei Jahren amortisiert haben sollen.
"Vor zwei Jahren hätte ich das Projekt beinahe abgeblasen", sagte der Unternehmer Gerhard Weber in seinem Düsseldorfer Showroom, wo er die neue Technologie seinen Kunden und Mitbewerbern vorstellte. Heute ist er froh, dass er das ehrgeizige Projekt – begleitet von zwei Universitäten in Berlin, der Deutschen Telekom und dem Softwarehersteller SAP – nicht stoppte. "Ich werde alles daran setzen, um die Branche davon zu überzeugen", betonte Weber.
Das Abschneiden des Etiketts hilft Dieben nicht
Ziel sei es, Kosten zu senken und Diebstähle zu verhindern. Eine Ziffernfolge auf dem Chip ermöglicht es, Blusen und Pullover ohne Sicht- und Berührungskontakt akribisch zu erfassen und zu sichern. Ein mobiles Datenerfassungsgerät überträgt sämtliche Daten des Chips im Kleidungsstück auf eine Datenbank. Weber: "Kartons müssen vor der Auslieferung nicht mehr geöffnet werden, um die Zahl der Kleidungsstücke zu überprüfen." Fehler würden damit vermieden. Die gesamte Logistikkette sei transparent. In den Geschäften werde die angelieferte Ware mit Hilfe des RFID-Tags (Transponder) erfasst und in die Datenbank aufgenommen und erst nach dem Kassiervorgang wieder ausgebucht. Der Chip im Etikett löst über spezielle von der Telekom entwickelte Funkantennen am Ausgang des Geschäftes Alarm aus, wenn das Kleidungsstück nicht an der Kasse bezahlt wurde. Auch das Abschneiden des Etiketts hilft Dieben nicht. Weber betonte: "Personenbezogene Daten werden nicht gespeichert. Wir wissen nicht, welcher Kunde welche Kleidung trägt."
Die RFID-Investition habe sich nach dem Verkauf von 20.000 Teilen rentiert. Auch Händler sparten damit Kosten. Verkäuferinnen, die 25 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der Überprüfung eingegangener Ware verbrächten, könnten sich mehr um Kunden kümmern. "Sie sparen mit der neuen Technologie 22 Prozent an Zeitaufwand." Auch bei Inventuren würden einzelne Zählungen überflüssig.
Die Schadenssumme durch Diebstähle, die im Schnitt zwei Prozent des Umsatzes erreicht, lasse sich mit der neuen Technologie auf 0,25 Prozent senken.