Paragon pleite – Frers sauer

Delbrücker Unternehmer kritisiert Bankenverhalten

05.10.2009 | 06.10.2009, 09:27

  Delbrück. Die Delbrücker Paragon AG kann sich aus eigener Kraft nicht mehr retten. Klaus Dieter Frers, Vorstandschef und Mehrheitsaktionär des börsennotierten Autozulieferers, hat wegen Zahlungsunfähigkeit gestern Morgen beim Amtsgericht Paderborn einen Insolvenzantrag gestellt. Herr des Geschehens ist jetzt der Düsseldorfer Rechtsanwalt Frank Kebekus als vorläufiger Insolvenzverwalter.

Frers sah müde aus hinterher, blass und angespannt. Doch in einer eilig einberufenen Pressekonferenz machte er deutlich, dass er sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen will. Er strebe eine Planinsolvenz in Eigenverwaltung an, um das Unternehmen zu sanieren, sagte Frers. Zwei Vorteile hätte dieses Verfahren für ihn: Erstens kann der Vorstand im Amt bleiben und wird durch einen "Sachwalter" nur kontrolliert. Zweitens bleiben die Aktien "werthaltig" – wenn alles glattgeht.

Dass in den vergangenen Monaten vieles schiefgelaufen ist, bestritt Frers nicht. Ausschlaggebend für die Pleite sei am Ende das "nicht nachvollziehbare", "unvernünftige" Verhalten der Banken gewesen. Die seit acht Monaten laufenden Verhandlungen über die Finanzierung seien am Ende von Paragon eingestellt worden, "um dem Treiben ein Ende zu bereiten".

Verhandelt hatte Frers über Kreditlinien, neue Liquidität und einen freiwilligen Forderungsverzicht. Paragon wollte die Schulden bei Banken und Geldgebern von 77,3 Millionen Euro (zum 30. Juni, davon 23 Millionen Euro Genusskapital) auf 47 Millionen Euro reduzieren. Gewisse "Befindlichkeiten" und Blockaden habe es bei mehreren der 15 beteiligten Kreditinstitute und Geldgeber gegeben. Besonders verärgert zeigte sich der Paragon-Gründer aber über die Düsseldorfer IKB, die in der entscheidenden Sitzung demnach einen Rückzieher von zuvor gegebenen Zusagen machte. "Die Banken werden ihrer Verantwortung für den Mittelstand nicht gerecht", wetterte Freres.

Globale Autokrise schuld

Die eigentlichen Gründe für die Misere des auf Luftgütesensoren, Armaturen und Elektronik spezialisierten Autozulieferers seien freilich die globale Autokrise und die Finanzkrise. Nach dem ungebrochen rasanten Wachstumskurs seit dem Jahr 2000 habe es rapide Auftragseinbrüche erstmals im November 2008 gegeben. Im ersten Halbjahr 2009 sei der Umsatz um 39 Prozent hinter dem des Vorjahres zurückgeblieben.

Die Finanzkrise habe sich auch ausgewirkt, als Ende 2007 der Verkauf der Tochterfirma "Firstronic" scheiterte, sagt Frers. Das Geschäft hätte Paragon sonst mehr als 16 Millionen Euro eingebracht.

Verschärft worden sei die knappe Kassenlage durch überhöhte Zinsen, die Paragon sich durch die "falsche Finanzierung" einer Firmenübernahme eingehandelt habe, räumte Frers auch hausgemachte Fehler ein. Zwei interne Betrugsfälle hätten Paragon zusätzlich mehr als 4 Millionen Euro gekostet.

Schwesterfirma Artega nicht betroffen

Um die künftige Entwicklung in die gewünschten Bahnen zu lenken, hat Frers sich Verstärkung geholt: Er engagierte den auf Planinsolvenzen spezialisierten Rechtsanwalt Andrew Seidl als "temporären Sanierungsvorstand". Als neuen Finanzvorstand (Vorgänger Volker Brinkmann habe im März "die Brocken hingeworfen") stellte Frers zudem den Betriebswirt Markus Werner vor, der bereits seit einigen Monaten im Unternehmen tätig sei und über Erfahrungen bei Refinanzierungen verfüge.

Auf die Schwesterfirma Artega, an der Frers wie bei Paragon 51 Prozent hält, habe die Insolvenz keine Auswirkungen, glaubt er.