Wie ein Bielefelder sein Haus in nur einem Monat saniert

Bielefeld. An einem sonnigen Donnerstag Mitte November steht Kolja Dunkel vor dem komplett kernsanierten Zweifamilienhaus, in dem er noch Ende Oktober zusammen mit seiner Frau gewohnt hat. Schon an Nikolaus wollen beide wieder einziehen. In gut einem Monat wird also das ganze Haus aus dem Jahr 1956 einmal saniert. Das Ziel: 90 Prozent der Energie sollen eingespart werden. Was klingt wie ein fast unmögliches Projekt, das RTL II früher begleitet und im Fernsehen gezeigt hat, ist tatsächlich möglich. Das beweisen vorangegangene Haussanierungen. Auch der Bezug zu &bdquo;Zuhause im Glück“, eine TV-Serie, bei der ein Haus oder mehrere Zimmer einer Not leidenden Familie mit einem Team aus Handwerkern und Architekten in nur acht Tagen umgebaut wurde, ist kein Zufall: Den sogenannten Sanierungssprint hat sich Roland Meyer ausgedacht, der damals an der Sendung beteiligt war. Land NRW ruft Sanierungswettbewerb aus Beim Land Nordrhein-Westfalen fand man die Ideen des Ingenieurs so gut, dass das Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie im Herbst 2024 gemeinsam mit der Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz NRW.Energy4Climate einen Wettbewerb ausrief: Die drei besten eingereichten Konzepte sollten ein Preisgeld in Höhe von jeweils 10.000 Euro bekommen. So will das Land einen Impuls geben, um diesen Ansatz in NRW und darüber hinaus zu etablieren. &bdquo;Bis 2045 müssen vier Millionen Wohngebäude in NRW klimaneutral sein, ein Großteil benötigt energetische Sanierungen“, sagt Katharina Schubert, Geschäftsführerin der Landesgesellschaft. Sanierung in Rekordzeit: So funktioniert das Konzept Im Sommer dieses Jahres wurde in einem ersten Sprint in nur 28 Tagen ein Einfamilienhaus in Köln-Dellbrück komplett energetisch saniert. Das zweite Konzept, das überzeugen konnte, ist das nun gestartete in Bielefeld-Ummeln. 2026 folgt dann noch ein Projekt in Bonn. &bdquo;Wir beweisen, dass der Sanierungssprint funktioniert“, sagt Schubert. &bdquo;Nun arbeiten wir mit Partnern daran, ihn bei Handwerk und Sanierungsplanern zu etablieren. Denn wenn Eigentümer sanieren, dann sollten sie es so schnell, so einfach und so kostengünstig wie möglich tun können und auf die energetischen Standards der Zukunft setzen. Dadurch sparen sie kurz- und langfristig Geld, erhöhen ihre Wohnqualität und sichern den Wert ihrer Immobilie.” Lesen Sie auch: Grüner Wasserstoff: Wie weit ist OWL wirklich – und was muss noch passieren? Das Geheimnis der schnellen Sanierung ist die Planung: &bdquo;Die Gewerke kommen sonst nacheinander und das dauert dann“, sagt Schubert. &bdquo;Bei den Sanierungssprints koordiniert ein Coach oder Berater die Gewerke stundengenau, sodass mehrere Handwerker parallel arbeiten können.“ Mit dem Preisgeld wird die Arbeit des Koordinators finanziert. Die Kosten für die energetische Sanierung lassen sich nicht so einfach beziffern – sie variieren je nach Größe des Hauses und der Maßnahmen. &bdquo;Es gibt verschiedene Fördermöglichkeiten, auch von den Kommunen“, sagt sie. &bdquo;Der Energieberater kennt sich auch dabei aus.“ Halbzeit: So sieht es aktuell auf der Baustelle aus So läuft es auf der Baustelle in Bielefeld Firmen zu finden, die sich an dem Projekt beteiligen, sei gar nicht so einfach gewesen, sagt Energieberater Klaus Barkmann. Er koordiniert die Sanierung von Dunkels Haus in Bielefeld. &bdquo;Einige wollten die Verbindlichkeit nicht“, nennt er die Gründe. &bdquo;Andere haben gesagt, sie melden sich wieder, wenn es bei diesem Haus funktioniert hat.“ Schließlich konnte er aber doch sieben Gewerke vereinen, vom Maler bis zum Zimmerer. Lesen Sie auch: Kein Platz für Baufahrzeuge: Herforder Paar fühlt sich bei Haussanierung im Stich gelassen Bis zu 13 Handwerker treffen nun täglich auf der Baustelle zusammen. An diesem Tag sind zum Beispiel Elektriker für die Rollläden, die Fensterbauer und Dachdecker zeitgleich auf der Wohnfläche von etwa 145 Quadratmetern. &bdquo;Wir haben uns vor dem Beginn einmal kennengelernt und gesagt: Wir machen das jetzt zusammen“, sagt Barkmann. Menschliche Reibereien gebe es zwar, aber ansonsten liefe alles gut. Einen kleinen Verzug gibt es trotzdem. Aktuell geht das Team davon aus, nach 35 Tagen fertig zu sein. Für Dunkel ist das immer noch besser, als der erste Plan, den er sich eingeholt hat: Danach sollte die Sanierung nach der herkömmlichen Methode mindestens neun Monate dauern. &bdquo;In der Zeit hätte ich dann auch Miete zahlen müssen.“ Schnelle Sanierung spricht sich rum Bis zum Projektstart sind aber dennoch einige Monate vergangen. Im Herbst 2024 haben sich Dunkel und Barkmann beim Land beworben. Nach der Zusage haben sie im Januar mit der Realisierung begonnen. Im Oktober folgten dann der Auszug und der Start des Projekts. Am Ende soll so alles einmal neu gemacht sein, von einer gedämmten Kellerdecke, über dreifachverglaste Fenster bis zu einer PV-Anlage. Lesen Sie auch: Lohnt sich ein Passivhaus? Architektin aus dem Kreis Gütersloh über Vor- und Nachteile Die Möglichkeit der schnellen Sanierung spricht sich herum: Bei Barkmann haben sich bereits interessierte Firmen und Hausbesitzer gemeldet. Im April startet er die Sanierung eines Hauses aus dem Jahr 1967 in Herford.

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