Nach einer Woche mit extremen Schwankungen an den Börsen stellt sich langsam Trump-Müdigkeit ein. Täglich wechseln die Zollpläne des US-Präsidenten, und die Märkte kommen kaum noch hinterher. Wer in diesem Umfeld vor allem Berechenbarkeit sucht, hat mehrere Möglichkeiten.
Dabei hat Sicherheit immer ihren Preis: Je geringer das Verlustrisiko, desto geringer ist auch das Ertragspotenzial. „Sicherheit ist in der Geldanlage nie absolut – sie ist relativ“, sagt Markus Richert vom Kölner Vermögensverwalter Portfolio Concept.
Das geringste Verlustrisiko tragen Tages- oder Festgeldkonten bei Banken mit europäischer Einlagensicherung. Doch nach einer Erhebung des Verbraucherportals „Finanztip“ liegen nur wenige Angebote über der aktuellen Inflationsrate von 2,2 Prozent. „Wer sein Geld auf dem Tagesgeldkonto sicher glaubt, übersieht den realen Vermögensschwund durch Inflation“, sagt Rolf Kazmaier, Chef der SVA Vermögensverwaltung in Stuttgart.
Kaum Gewinne bei Tages- oder Festgeldkonten
Zudem empfiehlt sich ein genauer Blick auf die Bedingungen. Oft gelten die besten Angebote nur für neue Kundinnen und Kunden oder sie haben eine kurze Laufzeit – dann ist es mit den versprochenen 2,7 Prozent Jahreszins nach drei oder vier Monaten schon wieder vorbei.
Als Alternative empfiehlt Marian Henn von Allington Investors in Bad Homburg sogenannte Geldmarktfonds. In Form börsengehandelter ETFs (Exchange Traded Funds) investieren sie am Geldmarkt, wo sich die Konditionen an einem von der EZB festgesetzten Tagesgeldsatz orientieren. Er steht im Moment bei rund 2,4 Prozent. Im Gegensatz zu Tages- und Festgeld gibt es hier allerdings keine vollständige Einlagensicherung.
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Anleihen sind wichtiger Faktor für stabiles Portfolio
Der nächste Schritt zu mehr Stabilität sind Anleihen. „Zum Aufbau eines resilienten Gesamtportfolios bleiben Anleihen ein unverzichtbarer Baustein“, sagt SVA-Experte Kazmaier. Die Aufteilung des Depots in 60 Prozent Aktien und 40 Prozent Anleihen ist ein Klassiker der Geldanlage.
Allerdings werden auch Anleihen an der Börse gehandelt und unterliegen damit Kursschwankungen. Wer auf Nummer sicher gehen will, hält sie bis zum Ende der Laufzeit, wenn der Schuldner den Nennbetrag zurückzahlt. Bis dahin bringen die Papiere regelmäßig Zinsen.
Gold bleibt ein Klassiker
„Nach dem historischen Zinsanstieg der letzten zwei Jahre sind Anleihen wieder attraktiv geworden“, sagt Richert. „Besonders kurz- bis mittelfristige Laufzeiten mit guter Bonität.“ So seien drei bis vier Prozent Rendite ohne große Risiken zu erzielen. Höhere Renditen signalisieren ein höheres Ausfallrisiko des Schuldners, sei es ein Staat oder ein Unternehmen.
Gold ist ein Klassiker als „sicherer Hafen“ und seinem Ruf zuletzt auch wieder gerecht geworden. Nach Trumps Zollankündigung kletterte der Preis innerhalb weniger Tage um acht Prozent auf den Rekord von 3.245 Dollar pro Feinunze. Dabei spielt allerdings auch der Wertverfall des Dollar eine Rolle - in Euro gerechnet, ist der Preis nur halb so stark gestiegen.
Es kommt auf das richtige Maß an
Trotz des hohen Preisniveaus gilt Gold weiter als Stabilisator. Trumps erratische Politik dürfte die Nachfrage hochhalten. Das gilt auch für viele Notenbanken, die schon seit einiger Zeit ihre Goldreserven aufstocken, um die Abhängigkeit vom Dollar zu verringern.
Allerdings schwankt auch Gold erheblich im Preis und bietet dabei keine laufenden Erträge wie Zinsen oder Dividenden. Die meisten Berater empfehlen deshalb nur einen Goldanteil von maximal 10 Prozent. Richert sieht „Gold als Versicherung’ gegen Krisen – aber volatil und ohne Ertrag“.
Der MSCI World ist nicht alles
Bei Aktien kann man sich für mehr oder weniger Risiko entscheiden – mit entsprechenden Folgen für die Chancen: Wer mit einem Sparplan in den „Weltaktienindex“ MSCI World investiert, hat von Mitte Februar bis Anfang April 16 Prozent verloren – in den eineinhalb Jahren davor aber rund 30 Prozent gewonnen. Beides ist einer Handvoll Technologiekonzerne zu verdanken, die den Index dominieren.
Schwankungen minimieren sollen sogenannte Low-Volatility-Fonds. Sie enthalten Aktien, deren Kurs in der Vergangenheit vergleichsweise stabil war. „Im aktuellen Umfeld haben Low-Volatility-Ansätze einen echten Mehrwert geschaffen“, sagt Henn, weist aber auf die Kehrseite hin: Jahrelang liefen sie deutlich schlechter als andere Fonds. Zudem könne man aus der Vergangenheit nicht ableiten, wie die Aktien auf neue externe Schocks reagieren. „Sie können eine Beimischung für risikoscheue Anleger sein, aber keine Kernlösung für Sicherheit“, sagt Markus Richert.
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Gute Verteilung der Anlagen ist das Wichtigste
Im Interesse der Risikokontrolle raten die Experten zu defensiven Aktien und entsprechend ausgerichteten Fonds. „Dividendenstarke Qualitätsaktien mit robuster Bilanz“, empfiehlt Richert. Marian Henn hat lokal verankerte Branchen im Blick, die wenig auf Zölle reagieren – zum Beispiel Versorger und Infrastruktur.
Unterm Strich bleibt bei allen Experten der Rat, das Gesparte auf verschiedene Anlagen zu verteilen und dabei auf Flexibilität und Liquidität zu achten – also einen Teil des Geldes jederzeit ohne großes Kursrisiko verfügbar zu haben.
„Der beste Schutz ist und bleibt eine kluge Diversifikation“, sagt Kazmeier. „Das heißt explizit nicht, Tausende Aktien zu horten, die ohnehin hoch korreliert sind.“ Der beliebte MSCI-World bietet demnach nicht die gewünschte Streuung. Mit ein, zwei anders ausgerichteten ETFs lässt sie sich aber schon deutlich erhöhen.