Trumps Zölle

Ölpreis fällt: Warum das schlecht für Putin und gut für Autofahrer ist

Trumps Handelskrieg verbilligt den wichtigsten Rohstoff massiv. Auch die Notierungen für Kraftstoff werden sinken. Und die US-Ölbranche kommt in die Bredouille: Das Präsidenten-Motto „Drill, Baby, drill“ kann so nicht funktionieren.

Der Ölpreis ist so niedrig wie seit vier Jahren nicht mehr. | © dpa

Frank-Thomas Wenzel
09.04.2025 | 09.04.2025, 05:00

Der Preis für Rohöl ist am Dienstag auf den niedrigsten Stand seit mehr als vier Jahren gefallen. Die für Europa maßgebliche Referenzsorte Brent kostete nur noch rund 63,70 Dollar pro Fass (159 Liter). Zuletzt war der wichtigste Rohstoff für die Weltwirtschaft im Februar 2021 so billig – also mitten in der Covid-Pandemie, als die Mobilität stark eingeschränkt war.

Dem Vergleichsportal Clever Tanken zufolge sind die hiesigen Spritpreise bereits in den vergangenen Tagen gefallen. Ein Liter Diesel war am Dienstag im Bundesdurchschnitt für 1,56 Euro zu haben. Super E10 kostete 1,65 Euro. Die Entwicklungen an den Ölmärkten deuten nun darauf hin, dass Kraftstoffe und auch Heizöl in dieser Woche noch günstiger werden. Die Preise folgen in der Regel den Rohöl-Notierungen mit einem Zeitversatz von drei bis vier Tagen.

Carsten Fritsch, Rohstoffexperte der Commerzbank, nennt die offenkundige Ursache für die Abschläge: „Seit der Verkündung der Zölle durch Trump sind die Ölpreise in der Spitze um mehr als 16 Prozent gefallen.“ Wichtigster Faktor sei dabei die Sorge vor einer durch den Handelskrieg ausgelösten weltweiten Rezession. Denn eine schrumpfende Wirtschaftsleistung war bislang immer mit einer deutlichen Abschwächung der Ölnachfrage verknüpft.

Newsletter
Wirtschaft
Wöchentlich die neuesten Wirtschaftsthemen und Entwicklungen aus OWL.

Gefährliche Spirale mit Zöllen und Gegenzöllen

Analysten wie Fritsch und Rohstoffhändler schauen dabei insbesondere auf China. Die Volksrepublik ist nicht nur die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, sondern auch der größte Ölimporteur. Zuletzt hatte die schwächere Konjunktur in dem Riesenland die Nachfrage nach der flüssigen fossilen Energie bereits gedrückt. Und US-Präsident Donald Trump legt sich gerade ausgerechnet mit China heftig an. Eine gefährliche Spirale mit Zöllen und Gegenzöllen ist in Schwung gekommen. Zunächst kündigte Trump 34 Prozent zusätzlich für Importe aus China an. Das beantwortete Peking mit ebenfalls 34 Prozent mehr für US-Einfuhren ins Reich der Mitte – mit Wirkung vom 10. April an. Zudem soll die Ausfuhr von Seltenen Erden in die USA eingeschränkt werden.

Das ist interessant dazu: Handelsstreit eskaliert - Trump droht China mit neuen Zöllen

Daraufhin drohte Trump mit zusätzlichen 50 Prozent Zoll auf chinesische Produkte. Er betonte zudem, dass alle geplanten Gespräche mit Vertretern der kommunistischen Regierung abgesagt worden seien. Werden die Zölle tatsächlich umgesetzt, dürften zahlreiche Produkte in beiden Ländern deutlich teurer werden, was den Konsum – ein wichtiger Motor der Konjunktur – massiv bremsen würde. Derweil will die EU laut Nachrichtenagentur Reuters in den nächsten Tagen einen Zoll von 25 Prozent auf bestimmte US-Produkte einführen. Das wäre die Reaktion auf höhere Abgaben an den US-Fiskus für Stahl und Aluminium aus Europa.

Wahrscheinlichkeit für Rezession steigt

All dies führt dazu, dass Wirtschaftswissenschaftler und Bankanalysten ihre Wachstumsprognosen nach unten korrigieren. So geht das US-Investmenthaus Goldman Sachs laut einer aktuellen Studie nun von einer 45-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine Rezession in den USA aus. Die Großbank JP Morgan taxiert diese Gefahr sogar auf 60 Prozent, und zwar für die USA und weltweit.

Eng verknüpft ist dies mit steigenden Inflationserwartungen für die Vereinigten Staaten. Dies wiederum könnte die US-Notenbank Fed dazu zwingen, die Zinsen zu erhöhen, was Konsumausgaben dämpfen könnte. So jedenfalls sieht es Adriana Kugler, Mitglied im Rat der Notenbank-Gouverneure. Die Goldman-Analysten gehen inzwischen davon aus, dass die Brentpreise unter „extremen Umständen“ bis Ende 2026 sogar unter die Marke von 40 Dollar pro Fass abrutschen könnten. Bei einer „typischen Rezession“ müsse für Ende 2025 mit 58 Dollar und für Dezember 2026 mit 50 Dollar kalkuliert werden.

Zusätzliche Ölförderung sorgt für weiteren Preisdruck

Doch nicht nur die Konjunktur drückt auf die Ölpreise. So macht Commerzbank-Experte Fritsch darauf aufmerksam, dass das Förderkartell Opec+ an einer Erhöhung der Produktion im Mai festhalten will. Zunächst war nur ein Plus von 135.000 Fass pro Tag geplant. Nun sollen es sogar 411.000 Fass mehr werden. Laut Medienberichten geht es hierbei um eine Vergeltungsaktion gegen Kasachstan. Das zentralasiatische Land hatte zuletzt erheblich mehr gepumpt, als eigentlich verabredet war.

Auch das Kartellmitglied Russland billigt offenbar die höheren Quoten – Machthaber Putin braucht Öleinnahmen, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren. Für Fritsch ist jedenfalls klar: Sofern tatsächlich bald mehr gefördert werde, „droht dem Ölmarkt schon kurzfristig ein beträchtliches Überangebot, was für weiteren Druck auf die Ölpreise sorgen würde“.

Das könnte auch die US-Ölbranche in Schwierigkeiten bringen, für die Trump das Motto „Drill, Baby, drill“ ausgegeben hat. Laut Reuters warnen Führungskräfte, dass bei Strafzöllen auf Stahl und Aluminium die Kosten für Rohre und andere Ausrüstungen um ein Viertel steigen könnten. Die Förderung wäre dann nicht mehr rentabel. Nach einer Erhebung der Fed in Dallas (Texas), die zum US-Notenbanksystem gehört, brauchen große Bohrfirmen auch ohne Zusatzzölle einen Ölpreis von mindestens 61 Dollar, um Geld zu verdienen, bei kleineren sind es sogar 66 Dollar. Am Dienstag lag der Preis für die wichtigste US-Sorte (WTI) knapp über 61 Dollar.

Lesen Sie auch: Opec+ dreht den Ölhahn auf