
Bielefeld. Im Tarifstreit zwischen der Deutschen Post und der Gewerkschaft Verdi gibt es eine Einigung. Die rund 170.000 Briefträger, Postboten und anderen Logistikmitarbeiter der Deutschen Post erhalten vom 1. April an 2,0 Prozent mehr Geld. Ab 1. April 2026 soll es dann eine weitere Erhöhung um 3,0 Prozent geben. Darauf verständigten sich die Beteiligten in der vierten Verhandlungsrunde. Damit ist die Gefahr weiterer Warnstreiks bei der Post gebannt.
Zuletzt hatte Verdi am Freitag und Samstag Post-Beschäftigte bundesweit zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen. In OWL betraf das neben Bielefeld mehrere Standorte in den Kreisen Herford und Lippe. Zuvor wurde untere anderem das Paketzentrum in Bielefeld bestreikt. Viele Brief- und Paketsendungen blieben liegen und mussten nachgeliefert werden.
Nach Angaben der Deutschen Post sieht die Tarifeinigung auch Änderungen beim Urlaub vor. Demnach erhalten alle Beschäftigten einen zusätzlichen Urlaubstag. Ab dem 16. Beschäftigungsjahr gibt es einen weiteren zusätzlichen freien Tag. Der neue Tarifvertrag habe eine Laufzeit von 24 Monaten und sei frühestmöglich zum 31. Dezember 2026 kündbar.
DHL-Vorständin kündigt Senkung der Kosten an
„Nach einem sehr hohen Tarifabschluss im Jahr 2023 realisieren wir jetzt erneut Lohnsteigerungen, die die Kaufkraft unserer Beschäftigten über die vereinbarte Laufzeit des Tarifvertrags erhalten“, sagte Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie. „Das ist ein ordentliches Ergebnis, das ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder so nicht hätte erreicht werden können“, betonte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.
Die für den Bereich Post & Paket Deutschland zuständige DHL-Vorständin Nikola Hagleitner sagte, es sei nun Aufgabe, den Umbau des Unternehmensbereichs voranzutreiben und die Profitabilität von Post & Paket Deutschland zu sichern. „Mit Blick auf das Umfeld und diesen Tarifabschluss werden wir daher unsere Kostensenkungsmaßnahmen konsequent erweitern und beschleunigen müssen.“ Nähere Angaben machte sie nicht.
Die Einigung wurde nach einem Verhandlungsmarathon erzielt, der schon am Montagvormittag begonnen hatte. Nach kurzer Nachtruhe waren die Verhandlungen dann am Dienstagvormittag fortgesetzt worden. Ogilvie bezeichnete die Verhandlungen als äußerst schwierig. Die Tarifparteien hatten sich Anfang Januar zum ersten Mal getroffen.
Gewerkschaft wollte sieben Prozent mehr Lohn
Die Gewerkschaft war mit einer Sieben-Prozent-Forderung bei einer Laufzeit von zwölf Monaten in die Verhandlungen gestartet. Außerdem sollten die Tarifbeschäftigten drei Extra-Urlaubstage bekommen, Verdi-Mitglieder vier.
Die Deutsche Post hatte dies abgelehnt und auf hohe Investitionsbedarfe und schrumpfende Briefmengen hingewiesen. In der dritten Runde hatte das Unternehmen dann in einem 27 Monate laufenden Vertrag ein Plus um zunächst 1,8 Prozent und später um weitere 2,0 Prozent angeboten. Die Deutsche Post gehört zum Logistikkonzern DHL.
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