Sparkassen in Westfalen-Lippe: „Unsere Kreditbereitschaft wird abgewürgt“

Münster. In den Reigen des Appells an die neue Bundesregierung, Bürokratie abzubauen, reiht sich auch der Sparkassenverband Westfalen-Lippe ein. Man sehe hier dringenden Handlungsbedarf, heißt es bei der Bilanz-Pressekonferenz. Liane Buchholz, die Präsidentin des Verbandes, spricht von einem &bdquo;enormen Verschleiß von Kapazitäten“. Am Plus der Kundeneinlagenbestände im Jahr 2024 (+2,8 Prozent auf 125,2 Mrd.) könne man sehen, dass nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Privathaushalte gerade sparen. &bdquo;Um zukunftsfähig zu sein, muss aber investiert werden“, sagt Buchholz. Verunsicherte Verbraucher und eine Industrie in der Krise sowie zurückgehende Exporte seien die Bilanz des Jahres, sagt Vizepräsident Jürgen Wannhoff. Die Sparkassen betreuen rund 500.000 Firmenkunden und sind mit 58 Prozent Marktanteil der Marktführer im Kreditgeschäft mit Firmenkunden und Gewerbetreibenden. Man wolle die Wirtschaft unterstützen, so Buchholz. &bdquo;Es wäre dabei von Vorteil, wenn die Regulierer unsere Kreditbereitschaft nicht weiterhin mit schier endlos zunehmenden Kapitalanforderungen abwürgen oder sogar im Keim ersticken würden.“ Immerhin sei bereits &bdquo;seit zwei Jahren Bürokratie in allen Umfragen der deutschen Industrie- und Handelskammern das größte Problem der deutschen Wirtschaft“. Lesen Sie dazu: Kosten bis vier Millionen Euro: Wie Bürokratie Betriebe in OWL belastet Mit der eigenen Entwicklung sei man derweil zufrieden: Die Bilanzsumme der 45 Institute stieg im vergangenen Jahr um 1,7 Milliarden Euro auf 166,7 Milliarden an; ein Plus von einem Prozent. Sparkassen erwarten keine Rückforderungen wegen Negativzinsen Für das laufende Jahr rechne man allerdings mit einem rückläufigen Ergebnis. An möglichen Rückzahlungen nach dem Urteil des Bundesgerichtshofs zur Unzulässigkeit von Negativzinsen liege das aber nicht. &bdquo;Wir haben unseren Sparkassen in der Zeit der Negativzinsen die dringende Empfehlung gegeben, das ausschließlich in einzelvertraglichen Regelungen bei Größenordnungen im Einlagenbereich auf Tages- und Termingelder zu machen, und diese Regelungen waren nicht Bestandteil der richterlichen Beurteilung“, sagt Buchholz. &bdquo;Wir sind uns sicher, dass diese Verträge einer möglichen Überprüfung standhalten.“ Lesen Sie dazu: BGH kippt Klauseln für Minuszins – Kunden können jetzt Geld zurückfordern Nach zwei Rezessionsjahren seien die Ausblicke von Experten wenig positiv. &bdquo;Ein solches drittes Rezessionsjahr in Folge wäre ein trauriger Rekord und es ist eine Kernaufgabe der neuen Bundesregierung, dies zu verhindern“, appelliert die Präsidentin. Lesen Sie auch: Rezession auch in OWL – wie geht es weiter? Künstliche Intelligenz soll Prozesse beschleunigen Um sich auf die Zukunft einzustellen, arbeite man gerade an einer künstlichen Intelligenz (KI). Diese brauche man unter anderem, um demografiebedingte Lücken zu kompensieren. &bdquo;Wenn die Babyboomer in Rente gehen und wir die Stellen nicht nachbesetzt bekommen, müssen wir sonst die Produktivität unserer Sparkassen um 50 Prozent erhöhen“, Buchholz. Man freue sich aber auch über die 585 neuen Auszubildenden, die man im vergangenen Jahr eingestellt hat (+7 Prozent). Die KI unterstütze die Sparkassen auch dabei, Betrugsfälle fast in Echtzeit zu erkennen. Der Kunde würde zudem von einer größeren Effizienz profitieren. Prozesse, die zuvor eine Stunde gedauert hätten, wie zum Beispiel ein Kreditberatungsgespräch, könnte man nun in 40 Minuten erledigen.

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