Neue Kalkulation nötig: Bei Solaranlagen fallen jetzt alle Rekorde

Noch nie waren Solaranlagen so preiswert wie heute. Das ist das Ergebnis einer Analyse der Vergleichsportale Selfmade Energy und Verivox, die dieser Redaktion exklusiv vorliegt. Den Berechnungen zufolge sind die Preise in den vergangenen zwölf Monaten um rund 10 Prozent gesunken. Was auch bedeutet, dass sich angesichts des noch immer hohen Niveaus der Strompreise die Module auf dem Dach immer schneller rentieren. Die Modellrechnung sieht so aus: Eine gängige Anlage für ein Einfamilienhaus umfasst 25 Solarpaneele mit einer Leistung von 11 Kilowatt. Im November des Vorjahres kostete sie im Schnitt knapp 17.200 Euro. Aktuell ist sie für 15.600 Euro zu haben – macht eine Ersparnis von gut 1600 Euro. &bdquo;Bereits seit über zwei Jahren beobachten wir stetig sinkende Preise für Solaranlagen. Die Anschaffung wird erschwinglicher und befeuert den Solarboom in Deutschland“, sagte Tim Rosengart, Geschäftsführer von Selfmade Energy, dieser Redaktion. Ob sich dieser Trend fortsetze, hänge von verschiedenen Faktoren ab. Hauseigentümern empfiehlt er, eine sorgfältige Marktanalyse durchzuführen und Angebote mehrerer Solarunternehmen einzuholen. Die Preisspannen seien beträchtlich. Solar lohnt sich wegen hoher Strompreise Die Investition in eine eigene Solaranlage rentiert sich besonders schnell, wenn der Strom vom Versorger teuer ist. Die extremen Sprünge der Tarife während der Energiekrise vor zwei Jahren sind inzwischen zwar Geschichte, dennoch ist das Preisniveau hierzulande nach wie vor hoch. Aktuell sind es für private Haushalte im Bundesdurchschnitt knapp 36 Cent pro Kilowattstunde, vor zehn Jahren waren es noch 28 Cent gewesen. Die Tarife verharrten auf hohem Niveau, sagte Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox. Er fügt hinzu: &bdquo;Angesichts steigenden Kosten für den Umbau des Energiesystems gehen wir davon aus, dass die Preise in Zukunft weiter zulegen werden.“ Mit einer eigenen Solaranlage könnten sich Haushalte ein Stück unabhängiger von dieser Entwicklung machen. Die besagte 11-Kilowatt-Anlage produziert pro Jahr etwa 10.250 Kilowattstunden (kWh) Strom. Ein Standardhaushalt – jährlicher Verbrauch: 5000 kWh – kann einen erheblichen Teil seines Bedarfs, nämlich etwa 2250 kWh, mit selbst gemachtem Sonnenstrom decken. Die darüber hinaus produzierten 8000 kWh können aktuell für 7,93 Cent pro Kilowattstunde ins öffentliche Stromnetz eingespeist und vergütet werden. Lesen Sie auch: Stromrechnung senken durch Balkonkraftwerke: Was muss man beachten? Sonderangebote wegen hoher Lagerbestände Jährliche Betriebskosten von 250 Euro müssen bei der Rechnung mit einkalkuliert werden. Ein Energiemanagementsystem, das den Eigenverbrauch optimiert, wurde vorausgesetzt. Unter diesen Bedingungen hat sich nach den Berechnungen von Verivox und Selfmade Energy die Solaranlage innerhalb von rund 13 Jahren amortisiert. Dass Photovoltaik erschwinglicher wird, hat mit der Marktentwicklung bei den Solarmodulen zu tun. Mitte November wurde für Deutschland ein neuer historischer Tiefststand von 5,5 Eurocent pro Watt für Standardprodukte erreicht. Leen van Bellen von der Photovoltaik-Handelsplattform &bdquo;Search4Solar“ sagte dem Branchendienst &bdquo;PV Magazine“, es lasse sich erkennen, dass Lieferanten eifrig dabei seien, ihre Lagerbestände zu reduzieren. Hintergrund sei eine verbesserte Effizienz der Lieferkette und der zunehmende Wettbewerb auf dem Markt. Das globale Geschäft mit Solarzellen und Modulen wird von chinesischen Unternehmen dominiert. In der Volksrepublik sind in den vergangenen Jahren gigantische Produktionskapazitäten entstanden, und zwar noch schneller als die weltweit ebenfalls stark ansteigende Nachfrage wuchs. Die dadurch entstandenen Überkapazitäten bedingen seit gut zwei Jahren sinkende Großhandelspreise für die PV-Komponenten. Lesen Sie auch: Solaranlage nicht voreilig installieren lassen Chinesische Hersteller drosseln Fertigung Inzwischen haben aber mehr als 30 der wichtigsten chinesischen Hersteller reagiert. Sie unterzeichneten kürzlich ein &bdquo;Selbstregulierungsabkommens“. Mit einer selbst auferlegten Drosselung der Fertigung soll das Angebot verringert werden, um die Preise zu stabilisieren. Die meisten chinesischen Modulhersteller würden derzeit mit einer Auslastung von 50 bis 70 Prozent arbeiten, verglichen mit 80 Prozent im vergangenen Jahr, berichtet der US-Marktinformationsdienst Opis unter Berufung auf Händler. Trotzdem stagnierten nach wie vor die Preise auf niedrigem Niveau. In der gesamten Branche herrsche ein starker Verkaufsdruck, außerdem gebe es allenthalben bei Händlern und Herstellern die Notwendigkeit, vorhandene Lagerbestände abzubauen. Zumindest für die erste Hälfte des Jahres 2025 seien deshalb keine nennenswerten Preisaufschläge zu erwarten. Die Marktstimmung deute sogar auf eine eher schwächere Nachfrage in Europa hin, was die Preise auch längerfristig niedrig halten könnte. Laut Marktbeobachtern sind die Ursachen dafür unter anderem die Regierungskrisen in wichtigen Märkten wie Deutschland und Frankreich, die die Kundschaft verunsichern, da unklar ist, wie es mit der staatlichen Förderung der Solarenergie weitergeht. Der Zubau von Solaranlagen hat hierzulande bereits in den vergangenen Monaten etwas an Schwung verloren. Das von der Bundesregierung vorgegebene Ziel von 13 Gigawatt wurde aber mit rund 15,5 Gigawatt deutlich überschritten.

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