Augustdorf. Die Windmöller GmbH, die hochwertige Bodenbeläge unter dem Label Wineo produziert und vertreibt, dürfte in Augustdorf fast jedes Kind kennen - schon weil die große Sporthalle im Ort Wineo-Arena heißt. Doch das Unternehmen hat schon vor längerer Zeit eine Restrukturierung und die Konzentration auf einen Standort beschlossen. Das Werk Augustdorf ist in absehbarer Zeit Geschichte, alle Kapazitäten sollen in Detmold gebündelt werden.
Die Optimierung der Unternehmensstruktur war bereits Ende 2023 verkündet worden. Windmöller habe sich seit Mitte 2022 mit einer erheblichen Konsumflaute im Groß- und Einzelhandel konfrontiert gesehen, hieß es in einer damals veröffentlichten Pressemitteilung. Ursachen sieht das Unternehmen in „massiv gestiegenen Kosten in allen Lebensbereichen, eine hohe Inflationsrate und damit einhergehende große Verunsicherung der Verbraucher.“ Zusätzlich werde die Baukonjunktur durch hohe Zinssätze ausgebremst. „Mit der Restrukturierung unserer Unternehmensstandorte Detmold und Augustdorf reagieren wir auf die gesamtwirtschaftliche Krise und stellen unser Unternehmen robuster und zukunftsfähig auf”, so Matthias Windmöller, CEO und Hauptgesellschafter der Windmöller-Unternehmensgruppe, in der im Dezember veröffentlichten Pressemitteilung.
100 Arbeitsplätze fallen weg
Das Werks- und Standortkonzept soll demnach optimiert, Produktionskapazitäten sollen gebündelt und organisatorische Anpassungen vorgenommen werden. Am Standort Detmold soll die Produktion weitgehend automatisiert werden. Das geht einher mit einem Arbeitsplatzabbau: Rund 100 Stellen sollen sozialverträglich wegfallen, die Belegschaft soll auf 250 Mitarbeiter reduziert werden.
Im Zuge der Restrukturierung und der Ein-Standort-Strategie hat das Unternehmen beschlossen, den Standort aufzugeben. Der Maschinenpark sei bereits nach Detmold verlagert worden, bestätigte Annika Windmöller, Leiterin der Unternehmenskommunikation, auf Nachfrage der „Lippischen Landes-Zeitung“ (LZ). Auch die übrigen Bereiche des Werks Augustdorf würden sukzessive abgebaut und in die Residenz verlagert. Ein konkreter Schließungstermin für das Werk Augustdorf stehe noch nicht fest, man strebe aber an, dass bis Mitte 2025 alles in Detmold sei. „Eine Erholung der Konjunktur ist derzeit nicht absehbar“, so Annika Windmöller. Daher passe man sich den Gegebenheiten an. Die Entscheidung, sich auf Detmold zu konzentrieren, schaffe Synergien, stärke den Teamzusammenhalt und spare Kosten.

Im Rahmen der Umstrukturierung ist das Werk Bad Oeynhausen aus der Windmöller-Gruppe ausgegliedert und an ein Familienmitglied übertragen worden. Dadurch entstehe aber keine Konkurrenz, so Annika Windmöller auf Nachfrage. In Bad Oeynhausern werde Holz für die Möbelindustrie zugeschnitten. In Detmold fertige man nachhaltige Purline-Bioböden und Akustikmatten auf Ecuran-Basis, einem Werkstoff, bei dem die petrochemische Basis durch selbst entwickelte, biochemische Komponenten ersetzt worden sei. Diese innovativen Produkte erfreuten sich wachsender Nachfrage, „und das lässt uns positiv in die Zukunft schauen.“
Für die meisten in Augustdorf beschäftigten Windmöller-Mitarbeiter dürfte das einen anderen Weg zur Arbeit bedeuten. Wie hoch der Anteil derer ist, die vom Personalabbau betroffen ist, dazu machte Annika Windmöller keine Angaben. Immerhin soll die Belegschaft um rund 30 Prozent schrumpfen. Annika Windmöller versicherte, dass dies sozialverträglich erfolge - man habe mit dem Betriebsrat einen Sozialplan erarbeitet und wolle mit Maßnahmen wie Altersteilzeit, vorzeitiger Verrentung oder Leiharbeiterabbau dieses Ziel erreichen.
Im Zuge der Werksaufgabe werden Gebäude und Grundstücke verkauft. Ein Werk samt Bürogebäude sei soeben an einen Investor veräußert und übergeben worden, für die übrigen Liegenschaften befinde man sich in Gesprächen mit potenziellen Käufern. Auch der Wineo Workspace - Ausstellungsraum, Schulungs- und Kommunikationszentrum - wird laut Annika Windmöller nach Detmold umziehen.
Bleibt Windmöller HSG-Förderer?
Bleibt die Frage, ob Windmöller weiter Förderer der HSG Augustdorf bleibt. Es gehe jetzt vorrangig darum, Arbeitsplätze zu sichern und dem Familienunternehmen und seinen Mitarbeitern eine langfristige Perspektive zu bieten, sagt Annika Windmöller dazu. „Wir werden die Fördermitgliedschaft und Namenspatenschaft vorerst ruhen lassen und gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen. Ich bin überzeugt, dass diese Entscheidung für jeden nachvollziehbar ist.“ Möglicherweise erhält die Wineo-Arena - zumindest vorübergehend - einen neuen Namen.
Ob sich die Schließung des Windmöller-Werks nachteilig auf Augustdorf auswirken wird, dazu wollte Kämmerer Patrick Herrmann sich auf LZ-Nachfrage nicht im Detail äußern. Gespräche zwischen der Unternehmensführung und dem Bürgermeister habe es gegeben, und die Effekte der Umstrukturierung hätten sich bereits auf das Gewerbesteueraufkommen ausgewirkt, sagte er.