OWL nutzt weniger Gas: Was kostet das und welche Alternativen gibt es?

Bielefeld. Auch wenn der Absatz von Wärmepumpen zuletzt eingebrochen ist, gilt das Ende der Nutzung fossiler Wärmeträger als besiegelt. In der Region lässt sich der Abschied vom Gas mit Zahlen belegen. Wir klären die wichtigsten Fragen. Wie steht es um die Gasnutzung in der Region? Auf Anfrage berichten verschiedene Netzbetreiber in Ostwestfalen-Lippe von einem Rückgang bei den Gasanschlüssen. Von Westfalen Weser Energie etwa heißt es, dass seit 2022 mehr Gaszähler aus- als eingebaut würden. Allein bis Ende Juli dieses Jahres wurden 1.135 Gaszähler ausgebaut. Neu installiert wurden hingegen nur 358, heißt es. Das Unternehmen ist für rund 70.000 Anschlüsse verantwortlich und in der Region vor allem im Kreis Paderborn tätig. Derweil hat man in Bielefeld in den vergangenen drei Jahren rund 280 Stilllegungen in dem Sinne verzeichnet, dass die Nutzung dauerhaft beendet wurde, heißt es von den dortigen Stadtwerken. &bdquo;Während die Jahre 2021 und 2022 auf annähernd gleichem Niveau waren, ist zum Jahr 2023 fast eine Verdopplung bei den Netztrennungen feststellbar. 2024 bewegt sich bislang auf einem ähnlichen Niveau wie 2023“, heißt es weiter. Lesen Sie auch: Wärmepumpen-Nachfrage bricht ein: Klimaziele in OWL in Gefahr? Wie steht es um die Gasnutzung in der Region? Auf Anfrage berichten verschiedene Netzbetreiber in Ostwestfalen-Lippe von einem Rückgang bei den Gasanschlüssen. Von Westfalen Weser Energie etwa heißt es, dass seit 2022 mehr Gaszähler aus- als eingebaut würden. Allein bis Ende Juli dieses Jahres wurden 1.135 Gaszähler ausgebaut. Neu installiert wurden hingegen nur 358, heißt es. Das Unternehmen ist für rund 70.000 Anschlüsse verantwortlich und in der Region vor allem im Kreis Paderborn tätig. Derweil hat man in Bielefeld in den vergangenen drei Jahren rund 280 Stilllegungen in dem Sinne verzeichnet, dass die Nutzung dauerhaft beendet wurde, heißt es von den dortigen Stadtwerken. &bdquo;Während die Jahre 2021 und 2022 auf annähernd gleichem Niveau waren, ist zum Jahr 2023 fast eine Verdopplung bei den Netztrennungen feststellbar. 2024 bewegt sich bislang auf einem ähnlichen Niveau wie 2023“, heißt es weiter. .responsive23-MmJf8WCG9PNcDi1W-bar-stacked-horizontal-bar-chart-stacked-with-filter { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-MmJf8WCG9PNcDi1W-bar-stacked-horizontal-bar-chart-stacked-with-filter { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-MmJf8WCG9PNcDi1W-bar-stacked-horizontal-bar-chart-stacked-with-filter { padding-top: 142.86%; } } Warum stellen Haushalte auf andere Energieträger um? Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Dann sei &bdquo;nach aktueller Rechtslage endgültig Schluss mit jeder Form von Heizung, die nicht klimaneutral ist“, erklärt Florian Munder vom Bundesverband der Verbraucherzentralen gegenüber dieser Redaktion. Der Entwicklung haben steigende Gaspreise durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine Vorschub geleistet. &bdquo;Dass wir jetzt merken, dass Leute weg vom Gas gehen, bedeutet, dass sie verstanden haben, dass die private Wärmewende mit dem eigenen Weg der beste und günstigste ist“, freut sich Ramona Mittag, Expertin für das Thema Versorgungstechnik bei der Verbraucherzentrale NRW. &bdquo;Wir warnen schon länger, wenn Leute fragen, ob sie jetzt noch ihr Haus an das Gasnetz anschließen sollen, denn: Der Letzte zahlt das Netz. Wer jetzt eine neue Gasheizung kauft, der investiert in ein Fass ohne Boden.“ Doch im Vergleich zu 2023 ist der Verkauf von strombetriebenen Wärmepumpen stark eingebrochen. Etwa vier Fünftel der zwischen Januar und Mai 2024 verkauften Heizungsanlagen werden mit Erdgas oder Öl betrieben, erklärte der Verband der Heizungsindustrie (BDH). Wärmepumpen und Holzöfen machten ungefähr 20 Prozent aus. Diese Veränderungen im Kaufverhalten führt der BDH unter anderem auf die Verunsicherung zurück, die die lange Debatte über das Gebäudeenergiegesetz im vergangenen Jahr ausgelöst habe. Wie funktioniert die Stilllegung von Gasanschlüssen? Aus Lübbecke heißt es dazu von der Netzgesellschaft kurz und kompakt: &bdquo;Kunde kündigt schriftlich, wir bauen den Zähler aus und der Hausanschluss wird nach Terminvereinbarung zur Trennung vom Netz genommen.“ Aus Bielefeld heißt es vom Netzanbieter ergänzend: &bdquo;Sofern in einem Straßenzug alle Anschlüsse vom Versorgungsnetz getrennt sind und durch die Versorgungsleitung keine Transportaufgabe mehr übernommen wird, wird die dann obsolete Versorgungsleitung stillgelegt, das heißt abgetrennt und gasfrei gemacht.“ Etwas detaillierter ist die Antwort aus Höxter: Der Kunde kann zwischen einer Stilllegung mit Entfernung der Anschlussleitung oder ohne entscheiden. Wird der Anschluss nicht entfernt, gehen &bdquo;die auf dem Privatgrund vorhandenen Netzanschlussteile inklusive der Gebäudeeinführung in das Eigentum des Grundstückseigentümers über“. Wird der Netzanschluss auf dem Grundstück zurückgebaut, gehen &bdquo;die Kosten zulasten des Auftraggebers“. Welche Kosten kommen auf Haushalte zu? Die Kosten unterscheiden sich je nach Anbieter teils immens. &bdquo;Viele Gasnetznutzer haben die Abschlusskosten in ihrem Vertrag stehen. Oft steht es da aber auch nicht und kann bis 1.000 Euro kosten“, sagt Ramona Mittag. &bdquo;Man sollte sich rechtzeitig beim Versorger informieren und auch nachhaken, wie sich die Kosten zusammensetzen.“ Möglich sei, dass bei einer Außerbetriebnahme, wenn der Anschluss nur deaktiviert wird, weitere Kosten anfallen. &bdquo;Das ist eine Art Grundgebühr, weil der Netzbetreiber weiterhin eine Dokumentations- und Betriebsaufnahmepflicht hat.“ Allerdings empfehle sie den meisten Gaskunden, den Anschluss stillzulegen und rückzubauen. Der Rückbau ist unter anderem mit Tiefbauarbeiten verbunden. &bdquo;Das kostet natürlich“, sagt Mittag – teils mehrere Tausend Euro. Bei der Netzgesellschaft Lübbecke kostet die Stilllegung eines Gasanschlusses den Kunden nach eigenen Angaben nichts. Auch von der Bielefelder Netz GmbH &bdquo;werden keine Kosten für die Trennung vom Gasnetz und somit Stilllegung des Hausanschlusses an die Kunden weitergereicht“. Anders im Süden OWLs: In Höxter sind die Kosten abhängig davon, ob man den Anschluss stilllegt und die Anschlussleitung entfernt oder ob man sie nicht entfernt. Wenn die Anschlussleitung nicht entfernt wird, erhebt die Gelsenwasser Energienetze GmbH (GWN) eine Stilllegungspauschale in Höhe von 952 Euro brutto. &bdquo;Die Gesamtkosten der Stilllegung betragen durchschnittlich etwa 3.000 Euro“, begründet das Unternehmen den Preis. Wird der Netzanschluss auf dem Grundstück zurückgebaut, muss der Auftraggeber die Kosten übernehmen. &bdquo;Diese Arbeiten müssen individuell kalkuliert und angeboten werden.“ Die Kosten für die Entfernung übersteigen die Kosten im Vergleich mit der Stilllegung ohne Entfernung der Anschlussleitung &bdquo;deutlich“. Können die Gasleitungen für Wasserstoff genutzt werden? Laut dem Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) ja. In einer Studie hat der DVGW stichprobenhaft das Material von Rohrleitungen &bdquo;extremen Betriebs- und Alterungseinflüssen unter Wasserstoff ausgesetzt und technisch geprüft“. Bei der Netzgesellschaft Lübbecke sieht man das kritisch: &bdquo;Natürlich ist bis dato unklar, wie diese stillgelegten Leitungen zukünftig genutzt werden, da aus heutiger Sicht ein Einsatz von (grünem) Wasserstoff für den privaten Wärmemarkt als unwahrscheinlich angesehen wird.“ Die sei etwa auch dem Preis geschuldet. Auch Ramona Mittag sagt: &bdquo;Wasserstoff in Gasleitungen ist ein theoretisches Konstrukt. Wasserstoff funktioniert in den meisten Gasnetzen nicht, die wir haben. Darum müssten die Gasnetze erst mal mit relativ viel Invest wasserstofffähig gemacht werden. Außerdem wird Wasserstoff in der Produktion relativ teuer sein und eher dort eingesetzt werden, wo wir Schwierigkeiten bekommen, erneuerbare Energien zu nutzen.“ Sie spricht vom &bdquo;Champagner der Energiewende“. Außerdem existieren bislang keine Wasserstoffnetzausbaugebiete. &bdquo;Ich zahle also für eine Eventualität, die ich vermutlich nie nutzen kann und die auch nie wirtschaftlich interessant wird.“ Für Bielefeld ist &bdquo;eine direkte Anbindung an das Grundgerüst für den Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland vorgesehen“, sagen die Stadtwerke. &bdquo;Eine mögliche Weiternutzung von Gasleitungen für Wasserstoff ist im Wesentlichen vom zukünftigen Wasserstoffbedarf in Bielefeld abhängig. Die Bielefelder Netz GmbH ermittelt aktuell potenzielle Bedarfe von Kunden, um daraus folgend die Auswirkungen für die Gasnetzinfrastruktur in Bielefeld ableiten zu können.“ Welche Alternativen gibt es? Wenn man noch eine Gasheizung hat und diese tauschen muss, weil sie bereits jetzt nicht mehr richtig funktioniert, empfiehlt Ramona Mittag zu testen, ob das Haus wärmepumpentauglich ist. Um den Sanierungsbestand zu verbessern, rät sie: &bdquo;Das muss nicht immer der große Wurf mit gedämmter Außenfassade sein. Das kann auch der Austausch einzelner Heizkörper sein oder von einzelnen Fenstern.“ Im besten Fall beschäftige man sich aber schon mit dem Thema, wenn die Gasheizung noch funktioniere. &bdquo;Dann kann man in aller Ruhe die energetischen Sanierungsmaßnahmen am Gebäude planen.“ Wenn man sein Haus nicht sanieren könne, gebe es auch Wärmepumpen mit natürlichem Kältemittel. Außerdem sind Hybridheizungen auf dem Markt. &bdquo;Da wird die Wärmepumpe durch einen Gaskessel unterstützt.“ Das sei theoretisch eine gute Idee, aber nicht ganz so einfach: &bdquo;Bei einer Hybridheizung muss ich darauf achten, dass das Ganze gut gepegelt ist. Das ist nicht so simpel und wir haben viele Fälle gesehen, wo das nicht so gut funktioniert hat.“ Man müsse diese Maßnahme gut mit dem Heizungsbauer absprechen und selber auch Interesse an der Technik haben, um prüfen zu können, ob man beide Geräte ausgewogen nutze. &bdquo;Außerdem hat man zwei Geräte, die gewartet werden müssen und fehleranfällig sind.“ Auch durch den Schornsteinfeger würden weiter Kosten anfallen, die bei einer Wärmepumpe wegfallen. &bdquo;Für den ein oder anderen ist das aber dennoch die richtige Lösung.“ Lesen Sie auch: Wärmepumpe wird zu wahrem Stromfresser: Löhner muss 12.000 Euro nachzahlen Auch Holz könne man als nachhaltige Maßnahme nicht uneingeschränkt empfehlen. &bdquo;Im individuellen Fall kann das aber die beste und nachhaltigste Lösung sein“, da durch Holzabfälle eine gewisse Menge Pellets anfallen. Wenn zum Beispiel das Haus nicht saniert werden kann und bisher mit Öl geheizt wurde und damit bereits in der Vergangenheit regelmäßig ein Lkw anfahren konnte und ein Lagerraum zur Verfügung steht, könnte dies die richtige Lösung sein, führt Mittag aus. Wo finde ich Hilfe? &bdquo;Lassen Sie sich beraten“, rät Mittag. &bdquo;Machen Sie nichts auf eigene Faust und hören Sie nicht unbedingt auf den ersten Heizungsbauer.“ Es gebe dafür zu viele Eventualitäten zu beachten. Für eine initiale Beratung stünden die Energieberater der Verbraucherzentrale zur Verfügung. Für die Beratung würde ein Eigenanteil von 30 Euro erhoben. &bdquo;Dabei kommt jemand ins Haus und sieht sich vom Keller bis zum Dach alles an.“ Lesen Sie auch: Sparhammer in NRW: Verbraucherzentrale muss wichtige Teile der Energieberatung beenden &bdquo;Wenn es dann in die Planung geht, empfehle ich die Energieeffizienzexpertenliste“, sagt Mittag. &bdquo;Da kann man seine Postleitzahl und ein grobes Vorhaben angeben und dann werden einem zertifizierte Energieberater angezeigt. Alle dürfen auch bei Förderungen unterstützen.“ Kommentar: Sparkurs bei Energieberatung: Wo bitte bleibt da der Verbraucherschutz?

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