Konflikt um Entlassungen in Pakistan: NRW-Textildiscounter Kik unter Druck

Bönen. Bei der Zusammenarbeit mit Gewerkschaften in Pakistan stößt der Textildiscounter Kik auf Probleme. Der dortige Gewerkschaftsverband NTUF und seine deutschen Partnerorganisationen haben &bdquo;die Verhandlungen mit KiK vorerst eingestellt“, weil das Unternehmen seinen &bdquo;Verpflichtungen nach dem Lieferkettengesetz nicht gerecht“ werde. Der Auslöser ist ein Konflikt unter anderem um die Entlassung von Beschäftigten durch einen Kik-Lieferanten in Pakistan. Das deutsche Lieferkettengesetz verpflichtet hiesige Firmen, die Arbeitsbedingungen der Arbeiterinnen und Arbeiter in ihren weltweiten Zulieferfabriken zu verbessern. Deshalb verlangt der Bekleidungshändler von seinen 25 pakistanischen Produzenten mittlerweile, Abkommen mit örtlichen Gewerkschaften zu schließen, die die Rechte der Beschäftigtengewährleisten. Den ersten derartigen Vertrag schlossen im Februar der Gewerkschaftsverband NTUF und der Textil-Hersteller Mount Fuji in Karachi. In diesem Fall ruckelt es jetzt jedoch erheblich. Die deutsche Frauenrechtsorganisation Femnet und das Europäische Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte (ECCHR), die die Gewerkschaft unterstützen, machen Kik und Mount Fuji diverse Vorwürfe. Das Management des Lieferanten habe beispielsweise versucht, eine ihm genehme Beschäftigten-Vertretung in der Fabrik zu installieren. Arbeiter, die das kritisierten, seien entlassen worden. Auch Leiharbeiter seiengefeuert worden, obwohl man ihnen laut Gesetz feste Verträge habe anbieten müssen. Insgesamt habe Kik nicht genug unternommen, um seinen Zulieferer zur Umsetzung der Vereinbarung mit der Gewerkschaft zu drängen, bemängelt Juristin Annabell Brüggemann vom ECCHR. Kik kündigt Überprüfung bei Mount Fuji in Karachi an Der Textilhändler im nordrhein-westfälischen Bönen weist die Anschuldigungen zurück. &bdquo;Zwei unabhängige Audits“ – Untersuchungen durch externe Kontrolleure – &bdquo;bestätigten die Vorwürfe gegen unseren Zulieferer Mount Fuji nicht“, sagt Kik-Manager Ansgar Lohmann. Nun wolle man zusätzlich einen Kik-Mitarbeiter in die Firma schicken, um die Sache noch einmal zu untersuchen. Lesen Sie auch: Deutschland auf dem Second-Hand-Trip: Wie T-Shirt und Handy zu Geld gemacht werden können Der deutsche Textilhändler steht aber auf dem Standpunkt, dass die Lieferanten und Gewerkschaften ihre Probleme auch selbst lösen müssten. Die Idee orientiert sich an der hiesigen Sozialpartnerschaft. Diese funktioniere aber in Pakistan nicht, argumentieren die Kritiker. Gewerkschaften würden unter Druck gesetzt, und die NTUF habe noch immerkeinen freien Zugang zur Fabrik. Kik ist ein Vorreiter der Branche Grundsätzlich stellen die von Kik inspirierten Abkommen zwischen Lieferanten und Gewerkschaften einen erheblichen Fortschritt dar – wenn sie umgesetzt werden. Die Firma ist in dieser Hinsicht ein Vorreiter der Branche. Die Verträge sollen beispielsweise sicherstellen, dass die Beschäftigten der Zulieferer den gesetzlichen Mindestlohn, eine Kranken- und Unfallversicherung, Überstunden- und Feiertagszuschläge, 24 Tage bezahlten Urlaub und bezuschusstes Kantinenessen erhalten. Trotz der augenblicklichen Probleme will das Unternehmen den Prozess fortsetzen. &bdquo;Wenn NTUF die Zusammenarbeit aufkündigt, müssen wir Kooperationen mit anderen Gewerkschaften suchen“, sagt Kik-Manager Lohmann. Interessenten gäbe es durchaus. &bdquo;Unsere Türe bleibt aber offen“, so Lohmann. &bdquo;Dieser historische Prozess ist kein Sprint, sondern ein Marathon“, sagte Kik-Chef Patrick Zahn. Dem Gewerkschaftsverband und seinen Partnerorganisationen legt Kik nahe, eine offizielle Beschwerde beim Bundesamt für Wirtschaft einzureichen. Die Behörde kontrolliert Verstöße gegen das Lieferkettengesetz und kann auch Strafen verhängen. ECCHR und Femnet haben noch nicht entschieden, ob sie diesen Weg gehen wollen. Lesen Sie auch: Warum wir manchmal auf neue Kleidung verzichten sollten

Meistgelesen