Über Staus hinweg

Bielefelder Firma startet in NRW mit Paketlieferung per Drohnen-Flotte

Gemeinsam mit Projektpartnern will Hersteller Third Element Aviation Unternehmen in Lüdenscheid beliefern. Das Luftfahrtbundesamt habe eine Genehmigung gegeben. 

Ein Techniker befestigt das zu liefernde Paket an einer Drohne vom Hersteller Third Element Aviation aus Bielefeld. | © Christoph Reichwein

21.02.2024 | 21.02.2024, 14:43

Lüdenscheid (dpa). Ein voll automatisierter Drohnen-Linienflugbetrieb als Lieferservice für Unternehmen ist am Mittwoch im nordrhein-westfälischen Lüdenscheid an den Start gegangen. Es handele sich um den bundesweit ersten kommerziellen Linienflugbetrieb mit einer eigens entwickelten Transportdrohne, teilten die Projektpartner bei der Premiere im Sauerland mit.

„Damit wird jetzt erstmals der Weg für eine schnelle und umweltfreundliche Alltags-Logistik aus der Luft frei“, betonten der Drohnenhersteller Third Element Aviation (3EA) aus Bielefeld, die Lüdenscheider Koerschulte Group und der Software-Entwickler HHLA Sky.

Nach gut zweieinhalb Jahren Testbetrieb im Sauerland hebt Auriol zumJungfernflug ab. Die Drohne Auriol könne über die Staus und Verkehrschaos hinweg zunächst bis zu 80 Pakete täglich ausliefern. Viele weitere Drohnen sollen zügig gebaut werden. Die Strecken sollen deutlich ausgeweitet werden, angepeilt seien ganz Deutschland und Europa.

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Hersteller: Drohne kann Pakete zentimetergenau absetzen

Besonders hervorgehoben wurde, dass nicht jede Drohne einzeln von einem Piloten gesteuert werden müsse. In einem Leitstand - einer Art Zentrale - könne ein geschulter Mitarbeiter zehn bis zwölf Drohnen gleichzeitig beobachten und bei Abweichungen eingreifen, schilderte Marius Schröder vom Drohnenentwickler 3EA beim Jungfernflug - auf zunächst einer Strecke von gut einem Kilometer Luftlinie.

Auriol sei mit mithilfe eines Greifers in der Lage, Pakete zentimetergenau abzusetzen oder auch aufzunehmen. Nach einem Testbetrieb von etwa zweieinhalb Jahren habe das Luftfahrbundesamt erstmals in Deutschland eine Genehmigung für einen derartigen Logistik-Linienflugbetrieb erteilt, schilderten die Unternehmen, die den Industriebereich im Blick haben.

Piloten sitzen in einem Leitstand vor Bildschirmen, über die die Lieferdrohnenflüge gestartet und überwacht werden. - © Christoph Reichwein
Piloten sitzen in einem Leitstand vor Bildschirmen, über die die Lieferdrohnenflüge gestartet und überwacht werden. | © Christoph Reichwein

Die Drohne kann den Angaben zufolge ein Lastgewicht von etwa 6,5 Kilogramm transportieren und schafft bis zu 45 Minuten Flugdauer. Zunächst sei ein Tempo von maximal 65 Kilometern pro Stunde angepeilt und eine Flughöhe von 40 Metern. Zur Sicherheit sei ein Fallschirm eingebaut. Die Luftlinie sei immer die kürzeste, das Ganze besonders effizient. Experten sehen grundsätzlich große Chancen und Einsatzmöglichkeiten in Deutschland für viele Bereiche. Der Verband für unbenannte Luftfahrt, UAV DACH, sprach von einem „wichtigen Meilenstein“.

Warum ausgerechnet Lüdenscheid?

Die Stadt liegt inmitten von Südwestfalen, einer der wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Und Lüdenscheid ist drastisch vom Rahmen-Brückendesaster an der A45 betroffen. Wegen der Autobahnunterbrechung gehören Verkehrschaos und Lieferverzögerungen zum Alltag, hohe Umsatzeinbußen werden beklagt.

Die Zukunft der Logistik liege in der Luft, meint Schröder. Probleme würden einfach überflogen, sagt Geschäftsführer Norman Koerschulte. Für die erste Route von gut einem Kilometer habe Auriol nur zwei Minuten gebraucht. Die Koerschulte Group will den Luft-Service aus der Luft möglichst vielen seiner rund 3.000 Kunden aus Industrie und Handwerk anbieten - und dann auch darüber hinaus.

Dem Experten für unbemannte Luftfahrt, Achim Friedl, zufolge hat das Projekt in Lüdenscheid im Bereich der Industrielogistik hohes Potenzial. Automatisierte Drohnenflüge hält Friedl für einen „Trend der Zeit“. Was konkret eine Zukunft habe und was wieder eingestellt werde, sei schwer absehbar. Eine grundsätzliche Regel gelte aber immer und bleibe unverzichtbar: „Drohnen sind verpflichtet, allen anderen im Flugverkehr auszuweichen.“