Harsewinkel/Hamburg. Der Harsewinkler Landmaschinenhersteller Claas bestreitet, die in Folge des Ukraine-Kriegs verhängten Sanktionen gegen Russland zu unterlaufen. Diesen Vorwurf erhebt die Wochenzeitung "Zeit" in ihrer aktuellen Ausgabe. Die "Zeit" bezieht sich dabei auf interne Unterlagen aus dem Konzern, die der Wochenzeitung und Radio Hochstift vorlägen.
Die Dokumente zeigten, "wie Claas seit Monaten planen soll, Ausfuhrbeschränkungen systematisch zu umgehen", so die Wochenzeitung in ihrer Vorabmeldung. Seit spätestens Juli 2022 arbeite der Konzern in Deutschland an der Umsetzung des Geheimprojekts, schreibt die "Zeit" und gibt als Quelle einen "hochrangigen Manager" an. Ab März 2023 solle die Produktion im russischen Claas-Werk wieder anlaufen. Dafür versuche der Landtechnik-Hersteller, eine Lücke in den Embargo-Vorschriften auszunutzen.
Um die Zulieferungen über die gesperrte russische Grenze zu bekommen, soll sich Claas eines Tricks bedienen, wie die Zeitung von "Eingeweihten" erfahren haben will: Die Firma wolle bestimmte Einzelteile, in Baugruppen versteckt, nach Russland exportieren. Die deutschen Mechaniker sollen dafür die verbotenen Teile zu neuen Komponenten zusammenbauen. Damit bekämen sie eine andere Zolltarifnummer und würden so für die Kontrolleure quasi unsichtbar. Es handele sich um "sehr wichtige Einheiten", die gebraucht würden, um Motor, Mähdrescher-Kabine oder den Strohhäcksler zu fertigen, heißt es laut der Wochenzeitung in einer internen Präsentation.
Bereits Ende Oktober sollen Kisten mit sechs "Lenksystem-Kits" die Zollabfertigung in Russland passiert haben, berichtet die "Zeit". Diese hätten auch sanktionierte Hydraulikzylinder beinhaltet. Das will die Wochenzeitung von einer "mit den Vorgängen vertrauten Person" erfahren haben.
Der Konzern bestreitet laut "Zeit" alle Vorwürfe: "Alle unsere Ausfuhren nach Russland werden nach intensiver Prüfung der Fachabteilung und der zuständigen Ausfuhrzollstellen freigegeben. Wir weisen jedweden Vorwurf eines Verstoßes gegen Sanktionen und etwaiger Bestrebungen, solche Sanktionen zu umgehen, daher strikt zurück", zitiert die "Zeit" das Unternehmen.