Lebensmittelhersteller täuschen Kunden mit klimafreundlichen Produkten

Wenn die Milch im Supermarkt verspricht, klimaneutral zu sein, klingt das erst einmal nach einer guten Sache. Beim Einkauf direkt etwas fürs Klima tun - was kann schon dagegen sprechen? Ziemlich viel, findet die Verbraucherorganisation Foodwatch, die nun sogar ein Verbot von &bdquo;irreführender Klima-Werbung“ fordert. Denn Begriffe wie &bdquo;CO2-neutral oder &bdquo;klimapositiv“ würden nichts darüber aussagen, wie klimafreundlich ein Produkt tatsächlich sei, kritisieren die Verbraucherschützer. Eine Recherche habe gezeigt, dass Hersteller nicht einmal ihren Treibhausgasausstoß reduzieren müssten, um Lebensmittel als klimafreundlich zu vermarkten. Keiner der untersuchten Siegel-Anbieter mache dazu konkrete Vorgaben, kritisiert Foodwatch. &bdquo;Stattdessen könnten sich selbst Hersteller unökologischer Produkte mit dem Kauf von CO2-Gutschriften fragwürdiger Klimaprojekte ganz einfach klimafreundlich rechnen“, heißt es. Wenn Lebensmittel wie beispielsweise Rindfleisch sogar als klimaneutral beworben werden könnten, habe das einen gegenteiligen Effekt. &bdquo;Das kann dem Klima sogar mehr schaden als nützen, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher ausgerechnet zu solchen Produkten greifen“, sagt Manuel Wiedmann von Foodwatch bei Vorstellung des Reports &bdquo;Der große Klima-Fake“ am Donnerstag. Verwendete Produkte oft nicht klimafreundlich Darin hagelt es vernichtende Urteile für die Lebensmittelindustrie: Verpassen Hersteller ausgerechnet wenig umweltfreundlichen Produkten einen &bdquo;grünen Anstrich“, würden sie das Vertrauen der Verbraucherinnen und Verbraucher &bdquo;schamlos“ ausnutzen. Foodwatch nennt auch Beispiele von irreführender Werbung: Mineralwasser von Volvic etwa, das als &bdquo;klimaneutral“ beworben wird - und das, obwohl es erst in Einweg-Plastikflaschen aus Frankreich importiert wird, während es auch heimische Hersteller gibt. Hipp vermarkte wiederum seinen Babybrei mit Rindfleisch als &bdquo;klimapositiv“. Das sei &bdquo;dreistes Greenwashing“, kritisiert Foodwatch - Rindfleisch könne nicht positiv fürs Klima sein. Außerdem sei unklar, ob Hipp seine Emissionen maßgeblich gesenkt habe. Auch ein Mango-Saft von Granini stößt auf Kritik, denn um die &bdquo;CO2-Neutralität“ zu erhalten, würde nur das Abfüllen kompensiert - der Anbau der Früchte und der Transport nach Deutschland jedoch nicht betrachtet. Die Verbraucherschützer bemängeln zudem, dass Aldi seine Landmilch als klimaneutral vermarkte und dabei auf &bdquo;fragwürdige Kompensationsprojekte“ in Uruguay verweise, bei denen Glyphosat gespritzt werde. &bdquo;Milch ist zudem grundsätzlich kein klimafreundliches Produkt.“ Ein Dorn im Auge ist ihnen auch, dass sich &bdquo;Gustavo Gusto“ als klimaneutraler Tiefkühlpizzahersteller bezeichne, auch wenn die Pizzen Salami und Käse enthalten. Irreführende Werbung untersagen Foodwatch fordert deshalb von Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne), sich in Brüssel für ein Verbot von irreführender Umweltwerbung einzusetzen. Ende November will die EU-Kommission einen Entwurf für eine Verordnung über solche grünen Werbeversprechen vorlegen. Auch werde über eine Verbraucher-Richtlinie diskutiert, die Foodwatch zufolge bereits für Regulationen sorgen könne. &bdquo;Cem Özdemir muss dem Greenwashing mit Klimalügen einen Riegel vorschieben“, sagt Rauna Bindewald von Foodwatch. Mit der Kritik an diesen Begriffen ist Foodwatch nicht alleine: Die Deutsche Umwelthilfe hat Rechtsverfahren gegen acht Unternehmen eingeleitet, die mit Klimaneutralität werben. &bdquo;Dies ist eine besonders perfide Form der Verbrauchertäuschung“, sagt Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Auch er plädiert dafür, irreführende Werbebegriffe zu untersagen. Auf einen von der EU-Kommission derzeit überarbeiteten Index irreführender gehörten &bdquo;sämtliche Begriffe, die Verbraucherinnen und Verbraucher glauben lassen, Produkte seien nicht klimaschädlich.“ Nach Angaben des "Evangelischen Pressedienstes" (epd) hat sich der Klima-Siegel-Anbieter Climate Partner bereits zu den erhobenen Vorwürfen geäußert. Ein entsprechendes Verbot greife nach Ansicht des Unternehmens zu kurz. “Denn eines hat die Weltklimakonferenz COP27 gezeigt: Ohne das freiwillige Engagement von Unternehmen kommen wir beim Kampf gegen die Erderwärmung nicht weiter", erklärte Climate Partner. Die von Foodwatch geäußerten Vorwürfe zur Wirksamkeit des freiwilligen Klimaschutzes seien veraltet. Zum Teil würden Fakten "bewusst verkürzt dargestellt".

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