Ein selbstfahrender Kiosk dreht in Köln seine Runden

Köln. Was darfs sein? Snickers oder Müsliriegel, Cola oder Mineralwasser? Im Kölner Gewerbepark Carlswerk ist am Mittwoch das Snack Mobil losgefahren. Es dreht ohne Fahrer seine Runden. Ein kleiner Wink der Hungrigen und Durstigen genügt, um am rollenden Kiosk einkaufen zu können. Das ist nur ein Beispiel dafür, dass in die autonome Mobilität Bewegung kommt. Eifrig wird hierzulande an neuen Geschäftsmodellen gebastelt. Vom automatischen Lieferdienst bis zum Robotertaxi. Das Snack Mobil ist ein Projekt des Telekomkonzerns Vodafone und des Einzelhandelsriesen Rewe. Es ist mit einer Geschwindigkeit von sechs Stundenkilometer unterwegs. Es findet seine Rundkurs-Route durch den Gewerbepark dank Mobilfunktechnik auf einer Art virtuellem Schienennetz. Kameras und Sensoren sorgen dafür, dass der fahrende Klein-Laden stoppt oder ausweicht, wenn sich etwas in den Weg stellt. Die Technik erkennt auch die winkenden Kunden, die Eß- und Trinkbares direkt am Fahrzeug aussuchen und per Smartphone bezahlen. &bdquo;Das Snack Mobil ist ein Vorgeschmack auf den Straßenverkehr von morgen", sagte Hannes Ametsreiter, Deutschlandchef von Vodafone, nw.de. Er meint damit die Vernetzung von Verkehrsteilnehmern, was Unfälle verhindern und Mobilität effizienter machen soll. Ametsreiter hat auch schon konkrete Vorstellungen davon, wohin das im Fall des Snack Mobils führen kann: &bdquo;Mit selbstfahrenden Transportfahrzeugen könnten künftig Lebensmittel, Medikamente oder andere Güter auch in abgelegenere, ländliche Regionen gebracht werden, wo sie lokal nur schwer verfügbar sind." Noch ist ein menschlicher Aufpasser dabei So weit will sich Kai-Uwe Reimers, Innovationschef bei Rewe-Digital, noch nicht aus dem Fenster lehnen. &bdquo;Wie es weitergeht ist völlig offen. Wir befahren hier absolutes Neuland." So ist der mobile Snack- und Getränkeautomat denn auch nicht ganz autonom unterwegs. Er wird zunächst von einem menschlichen Aufpasser begleitet, der im Ernstfall intervenieren kann. Das Projekt läuft bis September. Aber für Reimers und Ametsreiter ist wichtig, dass das Fahrzeug mit 32 verschiedenen Snacks an Bord die Welt der abgezäunten Testgelände verlassen hat und sich in der rauen Wirklichkeit nun bewähren muss. Bundesweit geschieht das derzeit mit Dutzenden anderer Fahrzeuge, in denen avancierte Hightech, die Fahrer und Fahrerinnen ersetzt. In verschiedenen Einsatz-Szenarien funktioniere das schon sicher und komfortabel, sagte Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbandes Bitkom, dieser Redaktion. Etwa beim automatisierten Einparken oder bei autonom fahrenden Kleinbussen im öffentlichen Nahverkehr. Allein für diese Disziplin listet der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen Projekte in 43 Städten auf – von A wie Aachen bis W wie Wusterhausen/Dosse. Tödliche Unfälle bei Testfahrten Vor einem halben Jahrzehnt gab es den ersten Hype um die autonome Mobilität. Damals waren die Versprechungen groß. Ein Autofahren ohne Lenker, Bremse und Gaspedal sowie Robotertaxis wurden für die nähere Zukunft versprochen. Doch bald folgten Enttäuschungen. In den USA gab es tödliche Unfälle bei Testfahrten. Hinzu kamen Debatten über rechtlichen Leitplanken. Aber: &bdquo;Gerade erst im Mai hat der Bundestag das weltweit erste Gesetz zum autonomen Fahren verabschiedet", erläutert Rohleder. Von dieser Rechtssicherheit profitierten Anbieter und Nutzer unmittelbar. Das könne den neuen Mobilitätslösungen einen &bdquo;entscheidenden Schub geben". Längst testen die hiesigen Autobauer auf den Straßen ihre selbstfahrenden Vehikel. Auch Mobileye, eine Tochter des Chip-Giganten Intel, lässt die automatischen Autos unter menschlicher Aufsicht seit Sommer 2020 in Raum München über die Straßen rollen. Anfang April gab das Unternehmen dann bekannt, dass sein Self-Driving-System die Marktreife erreicht hat. Es basiert auf Kameras sowie Radar und Laser-Sensoren, hinzu kommen digitale Karten von Straßensystemen und ein Algorithmus, der für Sicherheit und verantwortungsvolle Entscheidungen in Gefahrensituationen sorgen soll. Das System ist für alle Arten von Fahrzeugen geeignet. Intel rechnet mit einem &bdquo;adressierbaren Gesamtmarkt von 160 Milliarden US-Dollar" bis 2030. Kosten drücken Getrieben wird das nicht nur vom Traum des unfallfreien Fahrens und vom Szenario eines optimierten Verkehrsflusses, sondern vor allem von einem schlichten betriebswirtschaftlichen Kalkül: Kosten drücken. Denn die Aufwendungen fürs fahrende Personal sind bei Geschäftsmodellen, die sich um Beförderung und Transport drehen, ein extrem wichtiger Faktor. Kein Wunder, dass Marktforscher auch autonomen Lieferfahrzeugen für Paketdienste eine große Zukunft vorhersagen. Mit solchen Transportern, die das Mobileye-System an Bord haben, will das US-Startup Udelv von 2023 an den Regelbetrieb starten. Das Konzept ist durchaus mit dem Snack Mobil verwandt – die Empfänger sollen die Pakete am Auto abholen. Und auch die Idee des Robo-Taxis lebt auf. Mobileye-Manager Johann Jungwirth kündigte kürzlich an, dass sein Unternehmen solch einen Mobilitätsdienst schon im nächsten Jahr hierzulande anbieten wolle.

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