Welche Geldanlage lohnt sich heutzutage noch?

Bielefeld. Wohin mit dem Geld angesichts der Mini-Zinsen und der schwankenden Aktien-Märkte? Und welche Anlageform ist sicher in Zeiten der Krise? Die Experten Julian Klespe, Hubert Perk und Manuel Schroers vom Bundesverband deutscher Banken gaben unseren Usern Orientierungshilfe rund um die Geldanlage. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten: Wir haben Geld angespart und möchten uns eine Immobilie kaufen. Was machen wir mit dem Geld, solange wir unsere Immobilie noch nicht gefunden haben? Grundsätzlich sollte man sich fragen, wofür das Geld benötigt wird. Wenn das gesamte angesparte Kapital für den Immobilienkauf gedacht ist und Sie auf der Suche sind, sollte das Geld verfügbar bleiben. In diesem Fall ist es empfehlenswert, das Geld auf ein Tagesgeldkonto zu legen. Dort bekommt man zwar nur wenig bis keine Zinsen, doch ist das Geld tagtäglich verfügbar. Aus einem Hausverkauf habe ich 90.000 Euro übrig. Ein Depot mit Wertpapieren habe ich schon. Wie sollte ich das Geld anlegen? Allgemein sollten Sie darauf achten, zu jeder Lebensphase ausreichend liquide zu sein. Machen Sie sich vor der Geldanlage Gedanken über Ihre Wünsche und Anlageziele. Oft ist eine Aufteilung der Gelder in kurz-, mittel- und langfristig sinnvoll. Im kurzfristigen Bereich liegt die Reserve (2-3 Monatseinkommen) plus Rücklagen für geplante Ausgaben. Dafür sind Bankeinlagen wie Tagesgeld, Girokonto oder Sparbuch geeignet. Für mittel- und langfristige Geldanlagen sind meist Fonds gut geeignet, bei denen die Gelder breit gestreut werden. Eine breite Streuung reduziert die Risiken. Wichtig dabei ist Ihre Anlagementalität, also dass Ihre Risikobereitschaft besprochen, berücksichtigt und aktualisiert wird. Für langfristige Geldanlagen kann auch eine Versicherung, etwa eine private Rentenversicherung mit der Möglichkeit einer Kapitalauszahlung, geeignet sein. Mir ist das Thema Nachhaltigkeit bei der Geldanlage wichtig. Gibt es dazu Fonds? Ja, viele Banken und Fondgesellschaften bieten nachhaltige Produkte an. Das Thema spielt eine immer größere Rolle. Achten Sie darauf, dass der Fonds sogenannte ESG Kriterien erfüllt. ESG steht für Umwelt, Soziales und gute, verantwortungsvolle Unternehmensführung. Anhand dieser Kriterien werden Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Auswirkungen einer Investition in ein Unternehmen oder eine Firma bewertet. Alternativ gibt es auch Ethik/Nachhaltigkeitsfonds. Fragen Sie dazu den Berater Ihres Vertrauens. Warum erheben immer mehr Banken Negativzinsen? Die Banken müssen selbst seit 2014 Strafzinsen zahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Diese Belastung wollen sie weitergeben. Dass sich die Zins-Situation bald ändert, ist nicht abzusehen, die EZB hat den Negativzins auf minus 0,5 Prozent angehoben. Gelder im Wertpapierdepot zählen übrigens nicht zu den Bankeinlagen auf die ein &bdquo;Aufbewahrungsgeld" erhoben wird. Hier spricht man von geschütztem Sondervermögen. Auch auf Gelder bei Versicherungen werden keine &bdquo;Strafzinsen" erhoben. Durch Corona sind es unruhige Zeiten. Ich bin unsicher, ob es gut ist, Geld anzulegen. Was meinen Sie? Letztendlich gab und gibt es immer &bdquo;beunruhigende" Faktoren für Geldanleger. Sei es Griechenland, Dieselskandal, Brexit, US-Wahlen, Corona, Handelsstreit etc. Rückblickend kamen auch immer wieder gute Zeiten. So gibt es auch jetzt ein Licht am Ende des Tunnels. Es gibt Impfstoffe und ein Ende der Pandemie ist in Sicht. Bei der Geldanlage gilt es breit zu streuen – in verschiedene Anlageklassen zu investieren – Aktien, Renten, Immobilien, Edelmetalle, etc. Mit der richtigen Streuung und einem passendem Anlagehorizont kann man Risiken überschaubar halten. Ist ein Ende der Zinssituation in Sicht? Keiner kann die Zukunft vorhersagen, aber alles spricht gegen eine Änderung der aktuellen Zinssituation. Europa ist verschuldet – durch Corona hat sich die Situation nicht verbessert – im Gegenteil. Daher wird es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bei der aktuellen Niedrigzinspolitik bleiben. Sind Edelmetalle eine gute Anlage? Die Mischung machts. Wenn es zu Ihren Vorstellungen passt, können Sie einen Teil Ihres Geldes in Edelmetalle wie etwa Gold und/oder Silber anlegen. Vermeiden sie Klumpenrisiken – also nicht alles auf eine Karte setzen, sondern streuen. Eine Anlage in Edelmetalle mit 5 bis 10 Prozent des Gesamtvermögens kann sinnvoll sein. Was ist unter Emerging Markets zu verstehen? Das sind Anlageregionen in Schwellenländern, häufig im Bereich Asien, Lateinamerika oder Afrika. Sie haben in der Regel ein hohes Wachstumspotenzial. Emerging Markets können als Beimischung für langfristig orientierte Anleger interessant sein. Sie sollten allerdings mit hohen Wertschwankungen umgehen können, dafür sind die langfristigen Renditechancen oft attraktiv. Macht es Sinn, jetzt noch eine Immobilie zu erwerben? Das hängt vom Einzelfall ab. Immobilien sind Sachwerte und gelten als wertbeständig. In Zeiten niedriger Zinsen können sie noch eine Rendite abwerfen. Immobilienkredite sind derzeit günstig, obgleich die Immobilienpreise meist recht hoch sind. Ob sich eine Immobilie für Sie lohnt, muss immer individuell betrachtet werden. Dabei spielt die Frage, ob Sie die Immobilie selbst nutzen oder vermieten wollen, eine Rolle. Ebenso die Höhe Ihres Eigenkapitals. Wie lege ich mein Geld am besten an, um später meine Rente aufzubessern? Unter anderem hängt das davon ab, wieviel Zeit Sie noch bis zum Renteneintritt haben. Berechnen Sie, wie viel Sie im Rentenalter zusätzlich benötigen. Ihr Geld könnten Sie in Wertpapieren/Fonds anlegen und zum Zeitpunkt des Renteneintritts einen Entnahmeplan machen. So kann das Geld weiter für Sie arbeiten, Sie können die Rente aufbessern und sind flexibel. Möglicherweise kann auch eine Lösung über eine Versicherung eine Option sein. Lassen Sie sich Beispielrechnungen von einem Berater erstellen und vergleichen Sie diese. Ich gehe lieber auf Nummer sicher, möchte aber ein wenig Rendite für mein Geld auf dem Sparkonto erzielen. Wie geht das? Bei der Geldanlage müssen Sie sich immer entscheiden, ob Ihnen Sicherheit, Rendite, oder Verfügbarkeit wichtig ist. Setzen Sie auf Sicherheit und Verfügbarkeit, dann geht das zu Lasten der Rendite. Entscheiden Sie sich für Sicherheit und Rendite, müssen Sie Kompromisse bei der Verfügbarkeit machen. Es könnten vielleicht Immobilienfonds, Rentenfonds oder auch Anlagelösungen von Versicherungen für Sie infrage kommen. Ziel sollte es sein, die Inflationsrate als Rendite zu erreichen. Vielleicht kommt ein sehr geringer Aktienanteil für Sie infrage. Sprechen Sie mit Ihrem Bankberater. Warum gelten Mischfonds als sicherer als Aktienfonds? Gehen Anleihen hoch, wenn die Aktienmärkte einbrechen? Bei Mischfonds kann das Fondsmanagement meistens das Verhältnis von Aktien zu Anleihen variabel gestalten. Brechen die Aktienmärkte ein, kann das Management in Anleihen umschichten. Da dies dann sehr viele Anleger machen, führt das tendenziell zu verstärkter Nachfrage im Anleihebereich und normalerweise zu steigenden Anleihekursen bei Anleihen guter Bonität. Selbst bei gleichbleibenden Kursen der Anleihen ist es für den Fonds gut, wenn er nicht im fallenden Aktienmarkt investiert bleiben muss. Das Fondsmanagement kann die Schwächephase am Aktienmarkt durch verstärkte Anlage in Anleihen aussitzen. Erscheint der Aktienmarkt wieder freundlicher, kann die Aktienquote wieder erhöht werden.

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