Neuer Riese in der Fleischbranche: Fusion von Reinert und Kemper genehmigt

Versmold/Nortrup. Diese Pläne hatten für Aufsehen in der Fleisch- und Wurstwarenbranche gesorgt: Die beiden Unternehmen Reinert und Kemper wollen unter dem Dach &bdquo;The Family Butchers" einen neuen Riesen schmieden, der es mit Marktführer Zur Mühlen (Tönnies) sowie dem mächtigen Handel und den Schlachtriesen aufnehmen kann. Nun können die künftigen Partner ihre Pläne forcieren, denn das Bundeskartellamt hat am Mittwoch den Zusammenschluss freigegeben. Tönnies-Gruppe ist Marktführer So entsteht in mehreren Produktkategorien der zweitgrößte Hersteller von Fleisch- und Wurstwaren in Deutschland. Marktführer ist in vielen Bereichen die Tönnies-Gruppe, die darüber hinaus auch über eigene Schlachthöfe verfügt. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, erklärte die Entscheidung: &bdquo;Auch nach der Fusion gibt es für Abnehmer und Lieferanten noch hinreichende Alternativen. Die gemeinsamen Marktanteile von Kemper und Reinert sind auf den verschiedenen Märkten der Fleischverarbeitung nicht höher als zehn bis 20 Prozent. Die Lebensmitteleinzelhandelskonzerne verfügen außerdem über eine hohe Nachfragemacht und haben zum Teil auch eigene Fleischwerke." Auch das neue Gemeinschaftsunternehmen liege auf zahlreichen Märkten hinter dem Marktführer Tönnies, der auf der gesamten Wertschöpfungskette tätig sei, begründete die Wettbewerbsbehörde. Schwer umkämpfter Markt Reinert ist ebenso wie Kemper in der Herstellung und dem Vertrieb von verarbeiteten Fleisch- und Wurstwaren tätig. Beide Unternehmen betreiben keine eigenen Schlachthöfe oder Zerlegebetriebe. Reinert erzielte im Geschäftsjahr 2018 in der EU etwa 300 Millionen Euro Umsatz, in Deutschland waren es 194 Millionen Euro. Kemper erwirtschaftete 2018 in der EU 415 Millionen Euro, in Deutschland 330 Millionen Euro. Besonders stark sind die Partner laut Kartellamt in den Teilmärkten gekochte Fleischwaren sowie Aspik und Sülze aus Geflügelfleisch. Ein weiterer Schwerpunkt liegt im Bereich der Rohwurst-Herstellung. Der Markt für Fleisch- und Wurstwaren ist seit Jahren schwer umkämpft, die Marktmacht der Schlachtbetriebe auf der einen und der Handelskonzerne (Edeka, Rewe, Kaufland) auf der anderen Seite macht den zumeist mittelständischen Unternehmen schwer zu schaffen. Hinzu kommt die aktuelle Bedrohung durch die afrikanische Schweinepest, welche die Rohstoffpreise existenzbedrohend in die Höhe getrieben hat. Da der Wurstkonsum zu guter Letzt stagniert, ist der Markt auch noch durch Überkapazitäten gekennzeichnet. Für Experten war darum seit geraumer Zeit klar, dass Betriebe ausscheiden und es zu Fusionen kommen wird. "Überrascht über das Tempo" Offenbar vor diesem Hintergrund hat das Kartellamt die Fusion erstaunlich schnell durchgewunken: &bdquo;Wir waren überrascht über das Tempo der Entscheidung", sagte Reinert-Sprecher Uwe Kohrs. Mit der Genehmigung spitzt sich die Lage bei Reinert und Kemper zu. &bdquo;Wir werden jetzt zügig mit unseren Mitarbeitern an die Umsetzung der Fusion gehen und uns auch künftig als verlässlicher Partner unserer Kunden beweisen", lassen sich die geschäftsführenden Gesellschafter Wolfgang Kühnl und Hans-Ewald Reinert zitieren. Heißt im Klartext: Bereits ab Januar wird es einen gemeinsamen Ansprechpartner für die Kunden geben und schrittweise werden die Unternehmen zusammengeführt. &bdquo;Jetzt geht es mit den zuständigen Abteilungsleitern an die Feinplanung. Dann wird beantwortet, welche Bereiche künftig wo angesiedelt sind", erklärt Sprecher Uwe Kohrs. &bdquo;Spätestens Ende Januar" wolle man Transparenz für die Mitarbeiter schaffen. Fest steht schon jetzt: Es wird vor allem in der Verwaltung Stellenabbau geben, weil bisher getrennte Funktionsbereiche im Gemeinschaftsunternehmen zusammengeführt werden. Das soll aber &bdquo;mit Augenmaß" geschehen, wie bei Familienunternehmen üblich, heißt es aus Versmold und Nortrup. Um konkrete Zahlen zum Stellenabbau zu nennen, sei es indes zu früh, so der Sprecher. Allerdings stehe keiner der acht Standorte zur Disposition und auch im Bereich Produktion seien beide Unternehmen schon jetzt effizient aufgestellt. Der Betriebsrat konnte zu den Plänen auf Anfrage noch keine Stellungnahme abgeben.

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