Schweinepest in China: Wird jetzt unser Schnitzel teurer?

Bielefeld. Die Temperaturen steigen, bestes Grillwetter kündigt sich an. Doch jetzt gibt es ein Problem, das in China ausgelöst wurde und bis auf ostwestfälische Grillroste ausstrahlt.Im Reich der Mitte, wo Schweinefleisch eine immense Bedeutung für die Ernährung hat, grassiert derzeit die Afrikanische Schweinepest (ASP). Rund 150 Millionen Tiere, so grobe Schätzungen, sind oder werden betroffen sein. Ein Ende der für Schweine meist tödlichen Tierseuche ist längst nicht absehbar – wohl aber ist erkennbar, dass chinesische Unternehmen dabei sind, das fehlende Fleisch auf dem Weltmarkt einzukaufen. Die Folge: Bauern in der Region können inzwischen sehr viel höhere Preise für ihr Schweinefleisch erzielen als noch vor ein paar Wochen. Rückgang des chinesischen Schweinebestands macht 15 Prozent des weltweiten Bestandes aus &bdquo;Insgesamt ist der Schweinebestand in China um rund 20 bis 30 Prozent zurückgegangen, was spürbare Auswirkungen für den Weltmarkt mit sich bringt", skizziert Hubert Kelliger, Vertriebsleiter beim genossenschaftlichen Konzern Westfleisch in Münster die Situation. Der Rückgang in China macht rund 15 Prozent des weltweiten Schweinebestandes aus, so der Manager. Die chinesischen Importeure decken sich deshalb auf den Märkten ein, von denen China bereits in der Vergangenheit Fleisch bezogen hat und deren Unternehmen Export-Lizenzen besitzen: etwa in Deutschland, dem Land mit dem weltweit fünftgrößten Schweinebestand. Das hat Folgen für den Markt zwischen Flensburg und München und in OWL, wo mit Tönnies und Westfleisch wichtige Unternehmen der Branche beheimatet sind. Bei Tönnies versucht man abzuwiegeln. Von einer Kotelett-Krise sei man weit entfernt. &bdquo;Die Verbraucher müssen sich aber auf moderate Preissteigerungen einstellen", skizziert ein Sprecher des ostwestfälischen Schlachtkonzerns. Ausbreitung: Das Virus hat bereits Vietnam erreicht Die Schweinepest sei auch nicht der einzige Grund für die Situation. &bdquo;Die Schlachtzahlen in China waren bereits vor ASP rückgängig, der Markt hat bereits zuvor angezogen." Die für Schweine oft tödliche aber für Menschen ungefährliche Viruserkrankung verschärfe die Lage aber. Die in den Griff zu bekommen, haben die asiatischen Veterinärbehörden noch nicht geschafft. Schlimmer noch: das Virus hat mittlerweile auch Vietnam erreicht. Die rasche Ausbreitung liegt auch an der Art der Schweinehaltung in Asien: neben großen Ställen gibt es dort viele kleine Bauern, die nur ein oder zwei Schweine halten. Die Übertragungswege lassen sich damit kaum kappen, der Hygiene- und Seuchenschutz verpuffen. Der Kilopreis für Schweinefleisch ist auf mehr als 1,80 Euro gestiegen Der Hunger der Chinesen auf Schweinefleisch ist immens. In China hat Schweinefleisch eine wichtige Funktion als Grundnahrungsmittel, so Experten. Die erhöhte chinesische Nachfrage trifft derzeit aber auch auf ein deutlich geringeres Angebot in Deutschland. &bdquo;Viele Höfe haben wegen der wirtschaftlichen Situation die Schweinehaltung aufgegeben, die Schlachtzahlen sind deshalb bereits in den vergangenen Monaten gesunken", erklärt Tim Koch von der AMI (Agrarmarkt Informationsgesellschaft) in Bonn. Wegen der erhöhten Nachfrage ist der Preis, den die Landwirte erhalten, von unter 1,40 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht auf mehr als 1,80 Euro angestiegen, skizziert der promovierte Agrarwissenschaftler Koch die Situation. Derzeit stagniere der Preis aber, weil sowohl die deutschen Verarbeitungsbetriebe als auch die chinesischen Importeure nicht bereit sind, höhere Preise zu zahlen. Mittelfristig rechnet aber auch Koch damit, dass die Preise weiter steigen werden. Wobei sich der Anstieg der Erzeugerpreise meist nur zu einem Teil auf die Verbraucherpreise im Laden auswirke. Erholung der Bestände frühestens in zwei bis drei Jahren Mit einer schnellen Änderung der Situation müssen die Verbraucher wohl nicht rechnen: &bdquo;Wir gehen davon aus, dass sich dies auch auf absehbare Zeit nicht ändern wird. Die nächsten zwei bis drei Jahre wird es mindestens dauern, bis die Bestände wieder die alte Stärke haben. Die Nachfrage nach tierischem Protein wird jedoch bleiben und durch die Preiszunahme beim Schwein auch die Entwicklung bei anderen Tierarten wie Rind, Lamm oder Geflügel beeinflussen. Hier ist bei allen mit relativ hohen Preisen zu rechnen. Die Chinesen werden in jedem Fall weiter auf Zukäufe aus dem Ausland setzen müssen, um die heimische Nachfrage zu befriedigen", so die Einschätzung des Westfleisch-Managers.

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