Deutsche Bahn: Milliarden-Investitionen und 800 Baustellen

Berlin. Vielfahrer auf den hiesigen Schienenstrecken müssen sich auf einiges gefasst machen. Die Deutsche Bahn (DB) plant in diesem Jahr Sanierungsarbeiten für Trassen und Bahnhöfe, die insgesamt 10,7 Milliarden Euro verschlingen sollen. Auch in Ostwestfalen-Lippe gibt es, wie berichtet, etliche Bauprojekte. Die Rekordsumme wird zu großen Teilen vom Steuerzahler aufgebracht. &bdquo;DB sagt dem Stau auf der Schiene den Kampf an." So hat der Staatskonzern die entsprechende Pressemitteilung überschrieben. Allerdings wird der Kampf gegen den Stau erst einmal Staus und Verspätungen verursachen. Denn es soll in den nächsten Monaten bis zu 800 Baustellen gleichzeitig geben. Hannover und die Gleise, die zu der niedersächsischen Hauptstadt führen, werden ein Hotspot sein. So wird die Strecke Hannover-Göttingen – wie angekündigt – von Juni an für ein halbes Jahr zwecks Runderneuerung komplett gesperrt. Gleise, Weichen, Schotter, Oberleitungsmasten und die Strom- und Sicherungstechnik werden erneuert. »Wir bekommen das Fahren und Bauen besser in den Griff« Die Schnellfahrstrecke wurde 1991 ihrer Bestimmung übergeben. Sie zählt zu den am stärksten befahrenen Trassen im Land. Die Sanierungsarbeiten haben Auswirkungen auf das gesamte Netz. Es wird über Nebenstrecken umgeleitet. Weil deren Kapazitäten begrenzt sind, können zugleich weniger Züge rollen. Fahrtzeiten etwa von Frankfurt nach Berlin oder von Hamburg nach München werden sich um 30 bis 45 Minuten verlängern. Das ist nur ein Projekt. Insgesamt werden laut DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla in diesem Jahr rund 1.500 Kilometer Gleise, über 300 Brücken und rund 650 Bahnhöfe saniert. Unter anderem auch auf den Strecken Frankfurt-Fulda-Weimar, Hannover-Berlin, Düsseldorf-Essen oder Nürnberg-Augsburg soll gebaut werden (s. Grafik). Fernzüge können dort für jeweils mehrere Monate nur mit deutlich verminderter Geschwindigkeit fahren. Schon vor mehreren Jahren geplant Die Sanierungsarbeiten sind zum großen Teil schon vor Jahren geplant worden. Gleichwohl steht die Bahn derzeit massiv unter Druck. Verspätungen und Zugausfälle haben im vergangenen Jahr drastisch zugenommen. Jeder vierte Fernzug kam zu spät. Die Bahn macht dafür vor allem Naturgewalten wie Schnee, Regen, Sonne und Trockenheit, Blitze und Stürme verantwortlich. Allerdings gibt es auch massive Defizite beim Staatsunternehmen selbst. ICE-Züge etwa sind deshalb bei extremem Wetter anfällig, weil sie vielfach die Instandhaltung mit Mängeln verlassen haben, was wiederum mit Personalmangel zu tun hat. Der Vielfahrer ist genervt. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auch. Er hat Bahnchef Richard Lutz mehrfach und demonstrativ ins Ministerium zitiert. Scheuer will bis zum Sommer erste Verbesserungen sehen. Für die Bahnmanager dürfte es in den nächsten Monaten wichtig werden zu beweisen, dass sie die Unannehmlichkeiten für die Fahrgäste in Grenzen halten können. Pofalla, Ex-Kanzleramtsminister, ist da guter Dinge: &bdquo;Wir bekommen das Fahren und Bauen immer besser in den Griff", sagt er. Der Infrastrukturvorstand setzt dabei auf das Lagezentrum Bau. Das ist eine Abteilung, die nichts anderes macht, als sich mit den Auswirkungen von Reparatur- und Instandhaltungsarbeiten an der Strecke auf den Schienenverkehr zu befassen. Vielfahrer sind genervt Nun werde der Fokus stärker auf eine &bdquo;kundenorientierten Baustellenplanung" gerichtet – mit mehr Arbeitern an der Strecke, mit mehr Hilfsbauwerken und mit mehr Nachtarbeit. Ein &bdquo;Risikoradar" wird außerdem eingeführt. Einige Wochen vor dem Beginn von Bauarbeiten soll noch einmal überprüft werden, ob Einschränkungen für die Fahrgäste wirklich zumutbar sind. Zudem will Pofalla an hochgradig belasteten Streckenabschnitten das Engpassmanagement mit zusätzlichen Experten ausbauen, die den Zugverkehr besser koordinieren sollen. Besonders prekär ist es nach DB-Angaben auf den Strecken Köln-Dortmund, Fulda-Mannheim, Würzburg-Nürnberg und im Raum Hamburg, wo die rechnerische Auslastung der Schienenstränge jeweils deutlich über 100 Prozent liegt, was schon bei kleinen Störungen Staus im Bahnnetz auslöst. Um hier eine höhere Zuverlässigkeit zu erreichen, plant Pofalla auch &bdquo;Infrastrukturmaßnahmen wie präventive Instandsetzungsarbeiten an Stellwerken oder Weichen". Mit den Sanierungsarbeiten in diesem Jahr ist es noch längst nicht getan. So soll die gesamte Strecke Hannover-Würzburg bis Ende 2023 saniert werden. Allein für diese Arbeiten werden 640 Millionen Euro veranschlagt. Insgesamt schiebt die Bahn für ihr 33.000 Kilometer langes Netz einen gigantischen Sanierungsstau von 54 Milliarden Euro vor sich her.

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