Wirtschaft

Kühne+Nagel-Manager Gernandt vor OWL-Unternehmern

Vision: Logistiker sieht Trend zu 3D-Druckern

Macher: Reinhard Zinkann (links), Präsident des Industrie und Handelsclubs OWL (IHC), mit Karl Gernandt (rechts), Präsident des Verwaltungsrates beim Logistikunternehmen Kühne + Nagel. Vorm IHC sprach der Manager über die Zukunft der Logistikbranche. | © andreas frücht

25.09.2015 | 25.09.2015, 00:02

Bielefeld. Die Logistikbranche steht nach Ansicht von Karl Gernandt, Präsident des Verwaltungsrats beim Logistikkonzern Kühne + Nagel, vor großen Herausforderungen. Produktionsstandorte würden näher zum Abnehmer verlagert, sagte er vor Mitgliedern des Industrie und Handelsclubs OWL (IHC) in Bielefeld.

Damit kehre sich ein in den 60er Jahren begonnener Trend um. Grund dafür seien auch politische Krisen. „Was bringt es, günstig in der Ukraine zu produzieren, wenn sie im Krieg ihre Waren nicht mehr herauskriegen?“, fragte er in die Unternehmerrunde. Zudem sinken die Einsparungen durch Standortverlagerung, da sich die Löhne weltweit angleichen.

In Zukunft werden Teile nach Ansicht des Managers, zunehmend vor Ort durch Maschinen produziert. Beispielhaft sprach er den Airbus A380 an, bei dem schon heute rund zehn Prozent der Teile aus dem 3D-Drucker kommen. Das spare nicht nur Produktions- und Logistikkosten, dadurch sinke auch das Gewicht des Großraumflugzeugs.

Die Logistik stehe zusätzlich vor der Herausforderung der zunehmenden Verstädterung. Jedes Produkt innerhalb kürzester Zeit zum Konsumenten zu liefern, wird in Zukunft unrealistisch. Eher werde der Abnehmer in Zukunft seine Teile vom 3D-Drucker-Kiosk bekommen.

Unternehmer sollen innovativ bleiben

Auch industriell ist diese Entwicklung denkbar: Der Trend gehe weg vom Lagern, hin zum sofort Produzieren. „Wenn Miele in Zukunft neue Dichtungsringe braucht, schmeißen wir bei uns den 3D-Drucker an und liefern die Teile“, so die Vision des 55-Jährigen. Den Unternehmern empfahl er innovativ zu bleiben. Dabei verwies er auf den Handyhersteller Nokia, der trotz Marktführerschaft den Smartphonetrend verschlief.