Ehemaliger hessischer Ministerpräsident Koch scheitert als Chef des Bilfinger-Konzerns

Koch muss vorzeitig gehen

Roland Koch, Vorstandschef des Bau- und Industriedienstleisters Bilfinger | © FOTO: DPA

06.08.2014 | 06.08.2014, 00:00

Mannheim (dpa). Der Vorstandschef des Bau- und Dienstleistungskonzerns Bilfinger, Roland Koch, räumt vorzeitig seinen Posten. Wie die Bilfinger SE gestern Abend mitteilte, soll Koch zum 8. August ausscheiden und vorübergehend durch das Mitglied des Aufsichtsrates, Herbert Bodner, ersetzt werden. Bodner hatte bereits vor dem Amtsantritt Kochs Mitte 2011 an der Spitze von Bilfinger gestanden.

Hintergrund ist eine erneute Gewinnwarnung. Wegen einer nochmals reduzierten Ergebnisprognose in der Kraftwerkssparte muss der Konzern seine Vorhersagen für das Gesamtjahr abermals anpassen. Ende Juni hatte Bilfinger seine Ziele schon einmal revidiert. Nun gehen die Mannheimer von einem um 25 Millionen Euro reduzierten bereinigten Konzernergebnis zwischen 205 und 220 Millionen Euro aus.

Information

Zur Person: Roland Koch

  • Geboren am 24. März 1958.
  • Abitur 1977 in Sulzbach.
  • Jurastudium, seit 1985 als Rechtsanwalt zugelassen.
  • Von 1987 bis 2010 Mitglied des hessischen Landtags für die CDU.
  • 1999 Nachfolger von Hans Eichel als Ministerpräsident von Hessen.
  • 2003 Wiederwahl als Ministerpräsident, nach der Wahl 2008 als geschäftsführender Ministerpräsident und ab 2009 in einer Koalition mit der FDP wiederum Ministerpräsident.
  • 2010 Rückzug aus der Politik.
  • Ab 1. März 2011 Vorstandsmitglied und ab 1. Juli 2011 Vorstandsvorsitzender des Unternehmens Bilfinger.

"Für ein unverändert erfolgreiches Unternehmen wie Bilfinger ist Berechenbarkeit am Kapitalmarkt ein wichtiges Gut", erklärte Koch der Mitteilung zufolge. "Durch zwei kurz aufeinanderfolgende Gewinnwarnungen, für die ich als Vorstandsvorsitzender einstehe, ist dieses Vertrauen erschüttert." Vertreter der Anteilseigner hatten zuvor einem Vorschlag des Aufsichtsrates zugestimmt, ein vorzeitiges Ausscheiden des früheren hessischen Ministerpräsidenten zu empfehlen.

Probleme mit den Folgen der Energiewende

Am Donnerstag soll das Kontrollgremium den Schritt dann offiziell beschließen. Bodner soll vom 11. August 2014 bis zum 31. Mai 2015 Interims-Vorstandschef bei Bilfinger sein. Sobald ein Nachfolger für Koch gefunden sei, wolle er in den Aufsichtsrat zurückkehren, hieß es.

Bilfinger hat vor allem Probleme mit den Folgen der Energiewende. Unter Koch wurde auch ein Sparkurs mit Stellenstreichungen eingeleitet. Besonders stark ist die zur Kraftwerkssparte gehörende Fertigung von Hochdruck-Rohrleitungen von den Folgen der Energiewende betroffen. Bilfinger setzte mit dem Hochdruckrohrleitungsbau zuletzt 400 Millionen Euro um. Für die jüngste Gewinnwarnung war nach Konzernangaben auch ein verlorener Auftrag in Südafrika verantwortlich.