Bielefeld.

Selfstorage-Branche profitiert von hoher Mobilität und steigenden Mieten

Wertvoller Stauraum

19.07.2014 | 19.07.2014, 00:00

Bielefeld. Skiausrüstung, Autoreifen, Christbaumkugeln und Bücherkisten: Auf Dachböden und in Kellern schlummern viele Platzfresser. Weil der Platz in Städten aber immer knapper wird, lagern viele Menschen einen Teil ihres Hausrats zeitweise aus. "Selfstorage" heißt das noch relativ junge Geschäft mit der Vermietung von Lagerflächen.

Reihe für Reihe schreitet Managerin Christine O'Connor eine 7.000 Quadratmeter große Lagerhalle im Süden Bielefelds ab. Hinter 500 weißen Rolltoren warten hier Fahrräder, Wintermäntel und Gartenmöbel auf ihren nächsten Einsatz. Was genau sich in den Boxen verbirgt, weiß die Managerin der Safe-Box Self Storage GmbH allerdings nicht. Den Schlüssel für das Vorhängeschloss hat nur der jeweilige Mieter.

Ab 19,99 Euro für 28 Tage kann hier jeder eine Lagerbox anmieten, vorausgesetzt, er möchte keine Lebensmittel, Pflanzen oder Tiere unterbringen. "Es gab auch schon Anfragen, dass jemand hier Meerschweinchen züchten wollte", sagt O'Connor.

Sie vermietet die Lager zwar auch an Firmen, die auf ihrem eigenen Gelände an Platzgrenzen stoßen, der Großteil der Kunden sind aber Privatleute. Die Lebenslagen, in denen sie ihr Hab und Gut auslagern möchten, sind laut O'Connor vielfältig: "Eigentlich braucht jeder Mensch uns irgendwann einmal."

Nach einer Scheidung, während des Hausbaus oder vor einem längeren Auslandsaufenthalt kann eine Lagerbox vorübergehend weiterhelfen. Einige Selfstorage-Kunden nutzen ihre Box aber auch langfristig als zusätzlichen Stauraum neben Dachboden, Keller oder Garage.

"Tendenziell haben die Menschen immer mehr, als sie unterbringen können", sagt Wolfgang Köhnk. Der Vorsitzende des Verbands deutscher Selfstorage-Unternehmen, in dem sich etwa 20 Anbieter zusammengeschlossen haben, beobachtet seit Jahren eine wachsende Zahl an Anbietern in dieser Branche.

"In den Großstädten schwächt das Wachstum etwas ab, aber in den mittelgroßen Städten sprießen die Unternehmen wie Pilze aus dem Boden", sagt Köhnk. Gründe dafür seien einerseits die steigenden Mietpreise, andererseits die höhere Mobilität der Menschen. Auch das Bielefelder Unternehmen Safe Box hat bereits nach Duisburg und Mönchengladbach expandiert, weitere Standorte sind geplant.

Zwar sei die Miete für eine Lagerbox nicht unbedingt günstiger als für eine Garage in der Nachbarschaft, gibt O'Connor zu. Jedoch garantiere das Selfstorage-Unternehmen die sichere, saubere und trockene Aufbewahrung. Seit einigen Jahren gibt es dafür eine eigene Norm, die DIN 15 696.

Sie dient seitdem als Qualitätssiegel in der Branche und vereinheitlicht neben Belüftung, Beheizung und Sicherheit auch die Öffnungszeiten. Von 6 bis 22 Uhr haben Kunden Zugang zu den Räumen.

INFORMATION


  • Selfstorage entstand in den USA und bedeutet übersetzt "Selbstlagerung".
  • Ende der 90er Jahre kam der Trend erstmals nach Deutschland.
  • Mittlerweile zählt der Verband deutscher Selfstorage-Unternehmen 20 Mitglieder, hinzu kommen Unternehmen, die sich nicht angeschlossen haben.
  • Nach Großstädten wie Berlin, Hamburg, München und Köln werden auch mittelgroße Städte wie Bielefeld oder Gießen für die Anbieter attraktiv.