Raumfahrt

Weltraum-Kurzausflug bei «Polaris Dawn» erfolgreich

Dieses Bild aus einem SpaceX-Video zeigt den Beginn des Weltraumspaziergangs. | © Uncredited/SpaceX/AP/dpa

12.09.2024 | 12.09.2024, 13:43

Rund 740 Kilometer über der Erde hat die Crew der privaten Mission «Polaris Dawn» ihren risikoreichen Weltraumspaziergang absolviert. Auf Live-Bildern des privaten Raumfahrt-Unternehmens SpaceX war zu sehen, wie sich zunächst Jared Isaacman und dann Sarah Gillis im Raumanzug für einige Minuten aus der Luke des Crew Dragon streckten. Danach wurde die Luke des Raumschiffs wieder geschlossen und der Druck in der Kabine wieder aufgebaut.

Getestet wurde die Beweglichkeit im Anzug, zudem wurden zahlreiche Daten gesammelt. Frei im Weltraum schwebten die Laien-Astronauten während der jeweils nur wenige Minuten dauernden Aktion nicht, sie blieben auf einer Art Leiter im Eingang des Crew Dragon stehen.

Die Außeneinsatz-Phase war der riskanteste Zeitraum der gesamten Mission, wie der ehemalige Astronaut Ulrich Walter erklärte. Der Ausstieg hatte eigentlich schon früher - um 8.23 Uhr MESZ - beginnen sollen. Ein Grund für die Verzögerung wurde von SpaceX zunächst nicht genannt.

Ingenieurin Sarah Gillis auf dem Weg aus der Kapsel. - © Uncredited/SpaceX/AP/dpa
Ingenieurin Sarah Gillis auf dem Weg aus der Kapsel. | © Uncredited/SpaceX/AP/dpa

Was den Außeneinsatz so riskant macht

Anders als die Raumstation ISS besitzt der Crew Dragon keine Schleuse für Ausstiege. Deshalb mussten alle vier Privat-Astronauten an Bord in ihre Raumanzüge schlüpfen - weil sie ebenfalls dem Vakuum des Weltraums ausgesetzt waren und es keine Atemluft mehr in der Kabine gab.

Der Crew Dragon hat keine Schleuse - es geht direkt raus ins All, wie diese Illustration zeigt. - © SpaceX/AP/dpa
Der Crew Dragon hat keine Schleuse - es geht direkt raus ins All, wie diese Illustration zeigt. | © SpaceX/AP/dpa

Der milliardenschwere Unternehmer Isaacman führt die bis zu fünf Tage dauernde Mission in Abstimmung mit SpaceX-Gründer Elon Musk, der am Boden blieb. Mit Isaacman und der SpaceX-Angestellten Gillis waren der ehemalige Jetpilot Kidd Poteet und die SpaceX-Mitarbeiterin Anna Menon an Bord des Crew Dragon mit einer Falcon-9-Rakete vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral an der Westküste Floridas aus ins All gestartet.

Laien als Raumfahrer

Jared Isaacman (links) und Sarah Gillis (zweite von rechts) streckten sich für einige Minuten aus der Luke des Crew Dragon. (Archivbild) - © John Kraus/Polaris/AP/dpa
Jared Isaacman (links) und Sarah Gillis (zweite von rechts) streckten sich für einige Minuten aus der Luke des Crew Dragon. (Archivbild) | © John Kraus/Polaris/AP/dpa

Das wirklich besondere an «Polaris Dawn» sieht Raumfahrtexperte Walter darin, dass keiner der vier Menschen an Bord ein herkömmlich ausgebildeter Raumfahrer ist. «Isaacman ist zwar schon mal geflogen, aber er ist eigentlich wie auch Kidd Poteet nur Jetpilot.» Die beiden Frauen hätten gar keine entsprechende Ausbildung.

Richtung All in extreme Höhen startete die Falcon-9-Rakete. - © John Raoux/AP/dpa
Richtung All in extreme Höhen startete die Falcon-9-Rakete. | © John Raoux/AP/dpa

«Für mich ist das ein Zeichen für Fortschritt in der Raumfahrt: Die Technik ist so einfach zu bedienen, dass man keine herkömmlich ausgebildeten Astronauten dafür braucht», betont Walter. «Es gab auch mal extra ausgebildete Fahrstuhlführer - bis die Technik so fortgeschritten war, dass jeder einen Aufzug bedienen konnte.»

Ziel: Mehr Weltraumtourismus

Den Sinn der Mission sieht der Raumfahrtexperte daher auch weniger in den Experimenten, von denen nichts Großartiges zu erwarten sei. «Es geht um Weltraumtourismus», sagt er. «Es geht darum, den Leuten zu zeigen, dass auch Menschen wunderbar fliegen können, die keine erfahrenen Astronauten sind.»