
Detmold. Im Detmolder Auschwitz-Verfahren um einen früheren SS-Wachmann aus Lage (Kreis Lippe) hat das Gericht am Montag zwei Kriminalbeamte des Landeskriminalamtes Detmold befragt und ließ sich mit einem 3-D-Modell des Vernichtungslagers im Detail über die Abläufe in der Tötungs-Maschinerie informieren.
Das Gericht hat die Tatvorwürfe gegen den ehemaligen Wachmann Reinhold Hanning unterdessen erweitert. Gegen den 94-Jährigen werde jetzt wegen Beihilfe zu allen Morden in dem Vernichtungslager zwischen Januar 1943 und Juni 1944 verhandelt, teilte das Gericht mit. Bislang wurde Hanning Beihilfe zum Mord in mindestens 170 000 Fällen vorgeworfen.
Stefan Willms und Ralf Cüster schilderten ausführlich die Sichtmöglichkeiten der Wachmannschaften in das Lager. Willms hatte bei Besuchen in Auschwitz das Lager vermessen und zusammen mit dem Landeskriminalamt München ein 3-D-Modell erstellt.
Nächster Prozesstag am Donnerstag
Landeskriminalamt und Staatsanwaltschaft hatten den Angeklagten vor zwei Jahren in seinem Haus in Lage überrascht und vernommen.
Die Verhandlungsdauer ist aus Gesundheitsgründen auf zwei Stunden pro Tag beschränkt. Der Prozess wird am Donnerstag, 28. April in Detmold in den Räumen der Industrie- und Handelskammer fortgesetzt. Dann soll auch noch ein weiterer Holocaust-Überlebender vor der Schwurgerichtskammer des Detmolder Landgerichts seine Aussage machen. Imre Lebovits hat das Vernichtungslager Auschwitz überlebt. Der ehemalige Universitäts-Dozent lebt mit seiner Frau in Budapest.
Wer sitzt wo im Detmolder Auschwitz-Prozess: