Umfrage

NRW-Jugendämter gehen 566 Missbrauchs-Verdachtsfällen nach

WDR-Untersuchung zeigt deutliche Unterschiede bei Fall-Erfassung, Ausstattung und Belastung der Mitarbeiter

Die Missbrauchsfälle im lippischen Lügde - hier ein Foto vom Tatort - werfen Fragen zur Arbeit der Jugendämter auf. | © picture alliance/dpa

19.05.2019 | 19.05.2019, 18:26

Köln (epd). Die nordrhein-westfälischen Jugendämter haben  im vergangenen Jahr insgesamt mindestens 566 Verdachtsmeldungen zu sexuellem Missbrauch erhalten. Einer WDR-Umfrage zufolge, an der sich 139 von 186 Ämtern beteiligt hatten, zeigten sich deutliche regionale Unterschiede bei der statistischen Erfassung, der personellen Ausstattung und der durchschnittlichen generellen Fallzahl, die ein Mitarbeiter zu bearbeiten habe, teilte der Sender mit. Allein 37 Kommunen hätten zu Verdachtsmeldungen bei sexueller Gewalt gegen Kinder keine Angaben machen können, da sie diese statistisch nicht oder anders erfassten.

Zu den Umfrageergebnissen äußerte sich auch Familien- und Jugendminister Joachim Stamp (FDP) in der am Sonntagabend ausgestrahlten Fernsehsendung „Westpol". Er wolle für mehr Klarheit und Expertise bei den Mitarbeitern der Jugendämter, speziell bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder sorgen, sagte der Minister. Anfang Juli wolle der Minister eigene Maßnahmen für eine Verbesserung der Arbeit bei den Jugendämtern vorlegen, hieß es.

In der Spitze 101 Gefährdungsfälle pro Mitarbeiter

In Rösrath müssten sich einzelne Mitarbeiter mit durchschnittlich 101 Fällen pro Planstelle um vergleichsweise viele Fälle von Kindeswohlgefährdung kümmern, erklärte der Sender. Auch im Kreis Siegen-Wittgenstein und Gelsenkirchen lägen die durchschnittlichen Fallzahlen pro Planstelle mit 97 beziehungsweise 79 hoch. Der Durchschnitt der Umfrage liege bei lediglich 39 Fällen pro Stelle. Eine niedrige Fallrelation ergab sich laut Umfrage für Goch (23), Erkelenz (18) und Schwerte (16).

Die Ämter unterscheiden sich offenbar auch in der personellen Ausstattung. Vier etwa gleich große Städte mit 100.000 Einwohnern zeigten deutliche Unterschiede bei der Ausstattung im Allgemeinen Sozialen Dienst, hieß es. Bottrop und Düren hatten elf beziehungsweise 14 Stellen, Recklinghausen und Remscheid hingegen 29 beziehungsweise 26,5. Im Trend habe aber die Zahl der Stellen in diesem Bereich der Jugendämter seit 2015 aber landesweit zugenommen.