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Bielefelderin will an die Spitze der größten Bildungsgewerkschaft in NRW

Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft: Maike Finnern stellt sich am 24. Mai zur Wahl. Die Pädagogin setzt sich für eine auskömmliche Finanzierung, bessere Arbeitsbedingungen und die Unabhängigkeit von Bildung ein.

Kandidiert für den GEW-Vorsitz: Die Bielefelder Pädagogin Maike Finnern. | © Oliver Krato

Carolin Nieder-Entgelmeier
14.05.2019 | 14.05.2019, 21:40

Bielefeld/Essen. Mit 48.000 Mitgliedern ist die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in NRW die größte Bildungsgewerkschaft des Landes. Die Bielefelderin Maike Finnern will künftig die Geschicke der Interessenvertretung für Beschäftigte aller Bildungsbereiche in NRW lenken. Die Pädagogin kandidiert am 24. Mai beim Gewerkschaftstag in Essen für den Vorsitz. Gegenkandidaten gibt es bislang nicht. Die Landesvorsitzende Dorothea Schäfer, die seit 2010 an der Spitze der GEW steht, verabschiedet sich in den Ruhestand.

Maike Finnern hat viel vor: „Sollten sich die Delegierten für mich als neue Vorsitzende entscheiden, werde ich dafür kämpfen, dass die Landesregierung mehr Geld in die Bildung investiert." Bildungsfinanzierung ist für die 50-Jährige das entscheidende Thema, an dessen Ausgestaltung sich die Zukunft des Bildungswesens in Deutschland entscheiden wird. „Das betrifft alle Bereiche von Bildung", erklärt Finnern, die an den Universitäten Bielefeld und Göttingen Deutsch und Mathe studiert hat.

Bereits in der frühkindlichen Bildung sei die Unterfinanzierung durch das Kinderbildungsgesetz zu spüren. „Per Gesetz sind gute Arbeitsbedingungen kaum möglich und werden damit auch dem Anspruch auf gute Bildung in den Kindertagesstätten nicht gerecht."

"Mangelnde Wertschätzung für Beschäftigte im Bildungssektor"

In den Schulen fehlen nach Angaben der aktuell noch stellvertretenden GEW-Vorsitzenden in NRW Ressourcen, insbesondere für die Umsetzung der Inklusion und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. „Noch immer verdienen Lehrer in der Sekundarstufe I weniger als ihre Kollegen, obwohl die Ausbildung angeglichen wurde. Das zeugt von mangelnder Wertschätzung und das macht den Beruf Lehrer unattraktiv", moniert Finnern. „Das Problem der ungleichen Bezahlung zwischen verbeamteten und angestellten Lehrern wurde ebenfalls noch nicht gelöst. Auch in diesem Bereich fehlt die Wertschätzung."

In den Hochschulen fehlen laut Finnern Ressourcen für feste Stellen und eine bessere Relation zwischen Lehrenden und Studierenden. Auch die Weiterbildung sei chronisch unterfinanziert. „Die finanzielle Absicherung der Lehrenden ist häufig vollkommen unzureichend, obwohl sie mit Blick auf Sprachkurse einen wichtigen Beitrag zur Integration von Geflüchteten leisten." Die von Finnern kritisierte Unterfinanzierung in der Bildung sorgt nach Angaben der Pädagogin in allen Bildungsbereichen für einen Fachkräftemangel.

In NRW beobachtet Finnern außerdem eine zunehmende Ökonomisierung von Bildung, die deren Unabhängigkeit gefährdet. „Wirtschaftsverbände und Unternehmen nehmen zunehmend Einfluss auf Bildung", moniert Finnern. „Letztlich ist eine gute Finanzierung von Bildung durch die öffentliche Hand ein Grundpfeiler für gute Arbeitsbedingungen, für mehr Chancengleichheit und ein Garant für Unabhängigkeit von Bildung."

Am Herzen liegt Finnern auch die Zukunft der Gewerkschaft. „Wir arbeiten vor allem daran, jungen Beschäftigte im Bildungssektor deutlich zu machen, wie wichtig die Solidarisierung in der Gewerkschaft ist."

Information
Gewerkschaftstag

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) erwartet zu ihrem Gewerkschaftstag vom 23. bis zum 25. Mai 450 Delegierte. Das Wochenende steht unter dem Motto „„Vielfalt bereichert". Die Bielefelderin Maike Finnern stellt sich am 24. Mai für das Amt der Vorsitzenden zur Wahl. Seit 2011 ist sie bereits stellvertretende Vorsitzende.