Zahl der "Bummel-Studenten" in NRW steigt

Bielefeld/Düsseldorf. Viele Studierende sind ihnen schon einmal begegnet: Kommilitonen, die lange vor ihnen an der Universität eingeschrieben waren und es auch nach ihnen noch sein werden. Langzeitstudenten sind ein Phänomen, das es an Hochschulen immer schon gegeben hat. In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl solcher Langzeitstudenten dabei doppelt so hoch wie bislang angenommen. Fast zehn Prozent der Studierenden – etwa 74.000 – haben demnach ihr Regelstudium deutlich überschritten. Auch an Hochschulen in Ostwestfalen-Lippe. Aus unterschiedlichsten Gründen. Eine einheitliche Definition, ab wann jemand als Langzeitstudent gilt, gibt es nicht. Das Bundeswissenschaftsministerium hat die Zahlen für zwei Studentengruppen angegeben: Einerseits Studierende, die die 1,5-fache Regelstudienzeit ihres aktuellen Fachs überschritten haben und andererseits Studierende mit mehr als 20 Hochschulsemestern. Dabei werden alle Semester gezählt, die ein Hochschüler irgendwann an einer deutschen Hochschule eingeschrieben war. Studierende, die in diese Kategorie fallen, können also auch mehrere Studiengänge hintereinander studiert und abgeschlossen haben. An der Universität Bielefeld liegt die Zahl der Langzeitstudenten knapp unter dem landesweiten Durchschnitt. &bdquo;Etwa 1.800 Studierende im Bachelor-, Master- und Staatsexamensbereich sind seit 20 oder mehr Semestern an unserer Hochschule eingeschrieben", sagt Sprecherin Julia Bömer. Das seien insgesamt weniger als acht Prozent. Deutlich geringer ist die Zahl an der Universität Paderborn. An der zweitgrößten Hochschule in OWL sind gerade einmal 193 der 20.205 Hochschüler mindestens im 20. Semester. Um lange Studienzeiten zu vermeiden, gibt es an den Hochschulen verschiedene Beratungsprogramme. Diese sollen bei Zweifeln am Studium helfen, neue Wege zu finden und die Motivation aufrechtzuerhalten. In Bielefeld und Paderborn gibt es unregelmäßig unter anderem die &bdquo;Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten". Dort lernen die Studierenden, wie sie ihre Arbeiten, die sie schon wochenlang vor sich herschieben, motiviert angehen. Verschiedene Gründe für langes Studium &bdquo;Zudem haben wir in den vergangenen Jahren sowohl auf organisatorischer Ebene, als auch bei der Beratung der Studierenden Maßnahmen ergriffen, die zu einem erfolgreichen Abschluss führen sollen", erklärt Bömer. Ein Beispiel dafür sei das Unterstützungsangebot in der Studieneingangsphase in dem Programm &bdquo;richtig einsteigen". "Die Gründe für ein langes Studium sind vielfältig", erklärt die Sprecherin der Hochschule OWL, Julia Wunderlich. In Detmold gelten etwa drei Prozent der Studierenden als Langzeitstudenten. &bdquo;Viele, die ihre Regelstudienzeit überschritten haben, sind nebenbei sehr engagiert, zum Beispiel im Asta." Bömer ergänzt: &bdquo;Viel hängt auch mit dem Vorwissen und der Motivation der Studierenden zusammen." Zudem investiere nicht jeder Student gleich viel Zeit in sein Studium. &bdquo;Viele Arbeiten nebenbei, haben Familienaufgaben oder studieren zeitweise im Ausland", erklärt Bömer. Eingeschrieben fürs Semesterticket An der Hochschule für Musik Detmold halten die meisten Studenten die Regelstudienzeit ein, erklärt Sprecher Friedrich von Plettenberg. Es sei allerdings üblich, dass Studierende ihre künstlerische Qualifikation durch das Studium mehrerer Studiengänge oder Zertifikatsangebote erweitern und auf diesem Weg für einen längeren Zeitraum an deutschen Hochschulen eingeschrieben seien. &bdquo;Aber auch für diese Gruppe liegt nach unserer Einschätzung der Anteil unter den jüngst gemeldeten Zahlen", so von Plettenberg. Insgesamt ist aber ohnehin davon auszugehen, dass die Zahl der präsenten Langzeitstudenten geringer ist, als die Statistik angibt. Es muss zwischen den Studenten unterschieden werden, die nur das Semesterticket in Anspruch nehmen möchten, und solchen, die als Studienrückkehrer irgendwann wieder Veranstaltungen besuchen.

Meistgelesen