Schock in NRW über die Gewaltexzesse beim Fußball

Bielefeld/Düsseldorf. Es kommt nicht oft vor, dass sich Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, für das Verhalten der eigenen Fans in einem Video entschuldigt. Doch das, was bei der Partie Dortmund – RB Leipzig am Samstagabend an Beleidigungen und Gewaltanwendungen auf friedliche Fans aus Sachsen niederging, war für den Fußballmanager erheblich zu viel. Er sei &bdquo;immer noch schockiert" über die Ereignisse am Tag nach dem Geschehen und wirkte dabei angespannt. Denn mittlerweile ist auch Watzke selbst ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil er mit abwertenden Äußerungen über den Klub Rasenballsport Leipzig vor der Partie &bdquo;zumindest moralisch" das Klima für Konfrontationen geschaffen habe, so Leipziger Fanklubs. Auch in der Politik, bei der Polizei und in der Wissenschaft (s. Infokasten) sorgen die Ausschreitungen für eine kontroverse Debatte. Die Leipziger, die wegen der Finanzierung ihres Vereins durch den österreichischen Getränkehersteller Red Bull bei Fans der sogenannten Traditionsvereine immer wieder in die Kritik geraten, sahen sich in Dortmund einer großen Menge teils beleidigender Banner ausgesetzt, die auf den Tribünen entrollt wurden. Getränkedosen, Steine und Getränkekisten geworfen Sechs Leipziger Fans, vier Polizisten und ein Diensthund wurden verletzt, als Dortmunder Hooligans auf Gäste aus Leipzig Getränkedosen, Steine und Getränkekisten warfen und dabei auch vor Familien mit Kindern nicht Halt machten. Die Randale der Dortmunder Hooligans wird noch in dieser Woche den Landtag beschäftigen. Vor allem die Oppositionsparteien wollen von Innenminister Ralf Jäger (SPD) wissen, wie es zu den schweren Krawallen kommen konnte. Die CDU-Fraktion hat für die Sitzung des Innenausschusses am Donnerstag eine aktuelle Viertelstunde beantragt. &bdquo;In der muss der Minister Rede und Antwort stehen", sagt Theo Kruse (Olpe), innenpolitischer Sprecher der Christdemokraten. Auch sein FDP-Kollege Marc Lürbke aus Paderborn bezeichnet die Gewaltexzesse als &bdquo;völlig inakzeptabel". Wer andere Besucher oder Polizeibeamte angreife, sei kein Fan, sondern Straftäter, so der innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion. Vor allem müsse die Strafe auf dem Fuße folgen. Genau da hake es aber in NRW. &bdquo;Gerade Nichthaftsachen brauchen aufgrund der Überlastung der Gerichte mittlerweile im Schnitt 337 Tage bis zur Bearbeitung. So kann keine Abschreckung funktionieren", sagte Lürbke im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Innenminister Ralf Jäger am Pranger Die Oppositionspolitiker lassen inzwischen keine Gelegenheit mehr aus, NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) an den Pranger zu stellen – egal, ob berechtigt oder nicht. Opfer und Augenzeugen hätten eine viel zu geringe Polizeipräsenz beklagt, sagt CDU-Mann Kruse. Deshalb müsse Jäger sich persönlich Fragen zum Polizeieinsatz und zur Risikoeinschätzung im Vorfeld des Spiels stellen. Differenzierter betrachtet Rainer Bischoff (Duisburg), sportpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, die Sache. Er wusste, dass 320 Polizeibeamte rund um das Stadion im Einsatz waren, &bdquo;mehr als bei einem Nichtrisiko-Spiel, weniger als beim größten aller Risikospiele, nämlich dem Ruhrpott-Derby zwischen Dortmund und Schalke". Offenbar seien die Beamten überrascht gewesen von der Brutalität der Dortmunder Hooligans. Bischoff fordert die Dortmunder Fangruppen zur Aufarbeitung auf. &bdquo;Hier ist nicht nur der Verein gefordert", sagte der SPD-Politiker. Die Fans selbst müssten sich von den gewalttätigen Gruppen in ihren Reihen distanzieren – auch wenn es schwer falle. &bdquo;Aber auch Fan-Solidarität muss Grenzen haben". In eine ähnliche Richtung äußerte sich auch DFB-Präsident Reinhard Grindel. Er forderte einen &bdquo;Aufstand der Anständigen" auch in den Fankurven und klare Distanzierungen von Gewalt. &bdquo;Was am Samstag vor dem Spiel in Dortmund passiert ist, war eine Schande für den Fußball. Die Polizei arbeitet intensiv mit Borussia Dortmund zusammen, um die Täter zu identifizieren", sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) auf Anfrage. Und tatsächlich meldete Dortmund-Boss Hans-Joachim Watzke schon bald erste Erfolge bei dem Versuch, die Täter dingfest zu machen. &bdquo;Wir arbeiten mit Hochdruck an der Aufklärung. Wir haben das Gefühl, dass wir erste Täter ermitteln konnten", sagte der BVB-Geschäftsführer.

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