Dortmund

Mehr als 2.000 Polizisten bei Hooligan-Demo in Dortmund im Einsatz

Rund 280 Gegendemonstranten / Die befürchteten Ausschreitungen blieben aus

Rund 500 Hooligans und Neonazis haben sich zu einer Kundgebung versammelt. | © dpa

08.10.2016 | 08.10.2016, 19:27

Dortmund (epd). Rund 280 Menschen haben am Samstag in Dortmund gegen einen Aufmarsch von mehreren hundert Rechtsextremisten und Hooligans demonstriert. Am Versammlungsort der gut einstündigen Neonazi-Kundgebung neben dem Hauptbahnhof zählte die Polizei am späten Nachmittag etwa 500 Teilnehmer. Die befürchteten Ausschreitungen oder Zusammenstöße blieben aus.

Einer der rechtsextremen Kundgebungsteilnehmer erhielt eine Anzeige sowie einen Platzverweis, weil er den verbotenen Hitlergruß gezeigt hatte. Ein weiterer Teilnehmer beschimpfte und beleidigte die Beamten. Drei Personen wurden in Gewahrsam genommen, um Platzverweise durchzusetzen oder Straftaten zu verhindern. In einer Seitenstraße brannte am Nachmittag ein Auto. In der Nähe das Brandortes wurden eine Flasche und vermutlich Brandbeschleuniger entdeckt. Die Ermittler halten es für wahrscheinlich, dass der Brand im Zusammenhang mit der Hooligan-Versammlung steht.

In der Abreisephase kam es laut Polizei zu mehreren Straftaten. Auf der Toilettenanlage im Dortmunder Hauptbahnhof sangen fünf Männer im Alter von 31, 32, 34, 37 und 45 Jahren volksverhetzende Lieder. Die Bundespolizei überprüfte daraufhin alle Personen und leitete gegen sie ein Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung ein.

Ein 21-jähriger Dortmunder bezeichnete einen 22-jährigen Dortmunder mit Migrationshintergrund als "scheiß Kanacke". Daraufhin schubsten sich die Männer gegenseitig und wurden durch Bundespolizisten getrennt. Es wurde gegen die beiden Männer ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung eingeleitet.

In Dorstfeld überprüften Bundespolizisten einen 29-Jährigen, der durch die Gleisanlagen lief. Dabei stellte sich heraus, dass der Dortmunder per Haftbefehl gesucht wurde. Wegen Betrugs und "Schwarzfahren" wurde er zur Verbüßung einer Ersatzfreiheitsstrafe von 26 Tagen in die Dortmunder JVA eingeliefert.

Insgesamt leitete die Bundespolizei (Stand 17.30 Uhr) sieben Strafverfahren unter anderem wegen Volksverhetzung, Beleidigung, Verwendung von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen und Körperverletzung ein.

Ursprünglich hatte die Polizei bis zu tausend Hooligans und Rechtsextremisten aus ganz Deutschland zu der Demonstration unter dem Motto „Schicht im Schacht - Gemeinsam gegen den Terror" erwartet. Die Teilnehmer der Gegendemonstration, zu der ein antifaschistisches Bündnis aufgerufen hatte, erklärten auf Flugblättern und Transparenten: „Im Pott ist kein Platz für rassistische Propaganda". Auf Flyern hieß es zudem: „Nazis auffe Halde".

Mit einem starken Aufgebot an Kräften versuchte die Polizei, mögliche Konflikte zwischen Hooligans und Gegendemonstranten bereits im Keim zu ersticken. Nach Angaben von Polizeipräsident Gregor Lange waren insgesamt mehr als 2.000 Beamte vor Ort. Einsatzhundertschaften waren bereits seit den frühen Mittagsstunden in der Innenstadt unterwegs und bezogen an neuralgischen Punkten Position. Die Polizei schätzte Hooligans und Neonazis vorab als „gewaltsuchend" ein. Polizeiführer Dieter Keil zog am Abend aber eine positive Zwischenbilanz: „Zu den befürchteten Gewalttätigkeiten ist es in Dortmund nicht gekommen."

Das Oberverwaltungsgericht in Münster hatte den Teilnehmern der rechtsgerichteten Kundgebung am Freitagabend wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit untersagt, durch die Dortmunder Innenstadt zu ziehen. Ursprünglich war geplant, vier Kilometer weit durch mehrere Wohnquartiere zu laufen. Die Richter erlaubten stattdessen lediglich eine Standkundgebung. Sie bestätigten damit die von der Polizei verhängten Auflagen.