
Paderborn. Die Geschwister von Frauke Liebs, Karen und Frank, und ihr Mitbewohner Chris haben ihre Erinnerungen an die Telefonate und SMS von Frauke Liebs aufgeschrieben. Das Magazin Stern Crime hat die Gedächtnisprotokolle im Oktober 2015 veröffentlicht.
22. Juni, Anruf bei Mitbewohner Chris
Frauke: „Hallo Christos, ich wollte sagen, dass es mir gut geht und dass ich bald nach Hause komme. Sage Mama und Papa und den anderen Bescheid."
23. Juni, SMS an Mitbewohner Chris
Frauke: „Ich komme heute nach Hause. Bin in Paderborn. Hdgdl."
23. Juni, Bruder Frank ruft Frauke an
Frank: „Frauke, was machst Du, wann kommst Du nach Hause?"
Frauke: „Ich komme heute nach Hause, auch nicht zu spät. Ich bin in Paderborn, frag nicht, ich komme nach Hause."
Frank:„Wo bist Du denn?"
Frauke: „Kann ich nicht sagen."
24. Juni, Frauke ruft ihren Mitbewohner Chris an
Frauke: „Ich komme nicht so spät zurück. Komme heute Abend nach Hause."
Chris: „Bist du verletzt?"
Frauke: „Nein. Ich bin in Paderborn. Ich bin in Paderborn. Ich bin in Paderborn."
25. Juni, Frauke ruft bei Mitbewohner Chris an
Frauke: „Komme heute nach Hause."
Chris: „Bist du in Gefahr?
Frauke: „Nein."
Chris: „Warum bist du gestern nicht nach Hause gekommen?"
Frauke: „Kann ich dir erklären."
Chris: „Wo bist du?"
Frauke: „Erkläre ich dir, wenn ich zu Hause bin."
27. Juni, Frauke ruft bei Mitbewohner Chris an, ihre Schwester Karen hört mit
Frauke: „Hallo Chrissy. Mir geht es gut."
Chris: „Wo bist du?"
Frauke: „Kann ich nicht sagen."
Chris: „Komm doch nach Hause."
Frauke: „Nein, das geht nicht."
Chris: „Warum denn nicht?"
Frauke: „Kann ich dir nicht sagen."
Chris:„Wirst du festgehalten?"
Frauke: „Ja... Nein! Nein!"
Chris: „Hast du Angst?"
Frauke: „Nein."
Chris: „Wer ist bei dir?"
Frauke: „Kann ich dir nicht sagen."
Chris: „Bist du müde?"
Frauke: „Ja, sehr müde."
Chris: „Weißt du, dass die Polizei nach dir sucht?"
Frauke: „Ja, ich weiß."
Chris: „Woher weißt du das?"
Frauke: „Ich bin ja fast eine Woche weg."
Chris: „Warum bist du denn weg?"
Frauke: „Das weißt du doch, Chris."
Chris: „Nein. Hast du einen anderen Typen kennengelernt?"
Frauke: „Du weißt doch, dass ich nicht wegen einem Typen eine Woche weg bleibe. Du kennst mich doch."
Chris: „Karen ist bei mir. Wir machen uns alle Sorgen."
Frauke: „Sind Mama und Papa auch da?"
Chris: „Die waren hier."
Frauke: „Sag ihnen, dass ich sie ganz doll liebe."
Chris: „Wann kommst du zurück?"
Frauke: „Ich weiß nicht."
Chris: „Warum bist du nicht gekommen, obwohl du gesagt hast, dass du heute zurückkommst?"
Frauke: „Erklär ich dir später."
Chris: „Soll ich dich abholen?"
Frauke: „Nein, das geht nicht."
Chris: „Können wir uns irgendwo treffen?"
Frauke: „Das geht nicht."
Chris: „Wo bist du?"
Frauke: „Mama."
Chris: „Wo bist du?"
Frauke: „Mama."
Chris: „Wo bist du?"
Frauke: „Mama."
Chris: „Wann meldest du dich?"
Frauke: „Weiß ich noch nicht."
Chris: „Melde dich doch wenigstens einmal am Tag."
Frauke: „Hab ich die anderen Tage doch auch gemacht."
Chris: „Ich war sehr traurig, dass du dich gestern nicht gemeldet hast."
Frauke: „Ja, ich weiß, dass du sehr traurig warst... Gib mir Karen, bitte."
Karen nimmt das Telefon.
Frauke: „Bitte frag mich nicht aus!"
Karen: „Hast du Angst, nach Hause zu kommen?"
Frauke: „Nein."
Karen: „Wir räumen auch die Wohnung, und keiner fragt dich, was passiert ist. Komm wieder."
Frauke: „Das geht nicht, ich lebe noch!"
Karen: „Bist du mit einer oder mehreren Personen zusammen?"
Frauke: „Bitte frag mich nicht. Ich würde gerne bei euch sein. Ich würde gerne nach Hause."
Chris nimmt das Telefon.
Chris: „Melde dich wenigstens einmal am Tag."
Frauke: „Ja, mache ich. Ciao. Bis bald."