Ein knappes Rennen war prognostiziert worden, ein knappes Rennen ist es geworden – allerdings mit einem Vorteil für Donald Trump, den er in der US-Wahlnacht Stück für Stück ausbauen konnte: Als es an der Ostküste der Vereinigten Staaten Mitternacht schlug, da tanzten Trumps Anhänger in dessen Kampagnen-Hauptquartier in Florida schon ausgelassen.
Auf den Wahlpartys der Demokraten herrschte dagegen Zähneklappern – etwa in Washington D.C., wohin die Kamala Harris eigentlich zur Siegesfeier eingeladen hatte, oder in Atlanta, der Hauptstadt des wichtigen Swing State Georgia im Süden der USA.
New York Times sieht Trumps Chancen bei über 90 Prozent
Kein Wunder: Eine Stunde zuvor hatte etwa die „New York Times“ prognostiziert, dass Trumps Siegeschancen im Lauf der Nacht auf 85 Prozent gestiegen sei. Zwar hatte es ähnliche Wahrscheinlichkeiten vor Trumps erstem Wahlsieg 2016 noch für seine Gegnerin Hillary Clinton gegeben. Zudem haben die großen US-Sender und die wichtige Nachrichtenagentur Associated Press die Swing States für noch unentschieden erklärt.
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Doch die Trends der Auszählungen am amerikanischen Abend – die ersten Wahllokale hatten 18.30 Uhr Ortszeit geschlossen, also in Deutschland eine halbe Stunde nach Mitternacht – weisen derzeit klar in Richtung Trump. Unter anderem hatte sich der Ex-Präsident noch in der amerikanischen Dienstagnacht den ersten der wichtigen Swing States gesichert: North Carolina mit 16 Wahlleuten.
CNN: Trump holt North Carolina und Georgia
Auch im Wechselwählerstaat Georgia erklärte der Wahlleiter bereits, dass er Trump klar vorn sieht: Bei mehr als 90 Prozent ausgezählter Stimmen war sein Abstand in dem Südstaat vor Kamala Harris deutlich größer als vor vier Jahren der des Wahlsiegers Joe Biden. CNN schreibt den Swing State bereits Trump zu.
Wenn sich auch im dritten Wechselwählerstaat Arizona der aktuelle Trend bestätigt, wird Harris für einen Wahlsieg auf die Wahlleute aus den drei Swing States der „blauen Mauer“ im Norden angewiesen sein: Pennsylvania, Michigan und Wisconsin. Im Moment deutet sich aber auch dort kein demokratischer Sieg an.
Eine weitere zentrale Entscheidung fiel ebenso bereits kurz nach Mitternacht: Bei den Kongresswahlen konnten sich die Republikaner die Mehrheit im Senat sichern. Das meldeten die Nachrichtenagentur AP und der Sender „Fox News“ auf Basis von Wählerbefragungen und ersten Stimmauszählungen. Bislang hatten die Demokraten eine hauchdünne Mehrheit in der Kongresskammer. Dass sie nun gekippt ist, deutet auf eine Wechselstimmung hin, von der auch Donald Trump profitiert haben könnte.

Das zeigt mindestens, dass die Umfragen darin recht hatten, dass die Entscheidung sehr eng wird – und dass die Meinungsforscher nicht, wie die Demokraten gehofft hatten, Kamala Harris stark unterschätzten. Zwar wollte die Wahlkampf-Leiterin von Kamala Harris, Jen OMalley Dillon, die Schlacht noch nicht verloren geben. An die demokratischen Wahlkampfhelfer mailte sie, dass sie sich „weiter gut darüber fühlt, was sie sieht“. Noch seien allen drei Staaten im mittleren Westen nicht endgültig ausgezählt. „Schaut, dass ihr ein bisschen Schlaf bekommt“, rät Dillon den Demokraten.
Auch der Chef der Demokraten in Georgia sagte zum Abschluss der Wahlparty in Atlanta, der Ausgang werde bundesweit nicht mehr in der Nacht entschieden. Das Auszählen aller Stimme könne Tage dauern.
Trump hat sich noch nicht öffentlich geäußert
Begonnen hatte der US-Wahlabend am späten deutschen Abend noch damit, dass Donald Trump über Soziale Medien Gerüchte und unbelegte Behauptungen über angeblichen Wahlbetrug verbreitet hatte – in den Swing States. Viele Leute würden von „massivem Betrug“ in Philadelphia in Pennsylvania berichten, schrieb er etwa. Offenbar wollte Trump dort für den Fall von Niederlagen schon vorab Zweifel am Wahlergebnis wecken. In allen fraglichen Staate widersprachen aber die – oft republikanischen – Wahlleiter. Insgesamt liefen die Wahlen nach Angaben der Behörden weitgehend friedlich und ohne größere Zwischenfälle ab.
Bis 0.30 Uhr amerikanischer Ostküstenzeit hatte Donald Trump sich noch nicht öffentlich geäußert. Es war erwartet worden, dass er seinen Wahlsieg frühzeitig verkündet.