
Die SPD freut sich diebisch. Sie hat der CDU etwas geklaut, beziehungsweise im Internet deren Parteinamen gekapert und feiert sich dafür. Wer ahnt schon, dass man bei den Sozialdemokraten Kanzler Olaf Scholz und EU-Spitzenkandidatin Katarina Barley landet, wenn man in den Browser cdu.eu eingibt. Diese Domain hat sich die SPD nun gesichert.
Und damit das keiner auf ihrem Instagram-Kanal übersieht, postet sie dort ein Foto von Scholz und Barley mit der Überschrift „Wir sichern Frieden und Arbeitsplätze - andere nicht einmal cdu.eu“. Darunter steht: „Huch, was ist denn da los?“ Ja, was ist da nur los - eine Antwort auf diese Frage ist vor allem von der CDU interessant.
Anruf am Montag in der Berliner Parteizentrale. Ein Sprecher macht es kurz: „Kein Kommentar.“ Die Partei will nicht Wasser auf die Mühlen dieses für sie zweifelhaften Gags der SPD kippen. Intern gibt man sich aber gelassen. Eine Internet-Domain zu beanspruchen, deren Name mit der eigenen Partei nichts zu tun habe, sei schon nicht lustig gewesen, als das der SPD erstmals vor mehreren Jahren eingefallen sei. Allerdings: Ganz so spaßfrei können Christdemokratinnen und Christdemokraten das nicht gefunden haben. Sonst hätten sie sich im vorigen Jahr wohl kaum vor der Wiederholung der Berliner Abgeordnetenhauswahl Internetseiten von Grünen und FDP gesichert.
So kann der Auftritt der CDU erreicht werden
Wer also cdu.eu aufruft, sieht als erstes Scholz und Barley, wie sie eigenartig zusammenmontiert nebeneinander stehen. Als wären sie ein Paar. Ähnlich sieht das auf den Plakaten aus, die bereits für den Wahlkampf zur Europawahl am 9. Juni in den Straßen hängen. Und dann der Witz: „Kein Weg führt an uns vorbei.“ Dabei tritt der Kanzler doch gar nicht für Europa an.
Die Domain der CDU-Wahlkampfseite lautet übrigens europawahl.cdu.de. „In Freiheit, in Sicherheit, in Europa“ steht oben auf der Seite. Man muss etwas runterscrollen, bis man auf die Spitzenkandidatin, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen stößt. Die CDU hat eine ganze Reihe Adresse mit Namen im Online-Angebot: x.com/cdu, instagram.com/cdu, facebook.com/cdu, tiktok.com/@insidecdu und cdu.tv.
Es ist immer spannend, wer zuletzt lacht. Laut einer Insa-Umfrage vom Samstag zu den Chancen der Parteien bei der Europawahl liegt die SPD bei 16 Prozent. Die CDU bei 29 Prozent. Das entspricht weitgehend den Ergebnissen der Wahl vor fünf Jahren.
Die Partei, die im Vergleich zu 2019 laut den Umfragen massiv zugelegt hat, ist die AfD. Damals kam sie auf elf Prozent. Inzwischen wird sie bei 17 Prozent taxiert - noch vor der SPD. Vielleicht hätte sich die SPD aus wahltaktischen Gründen eine mögliche Domain der AfD sichern sollen.