In der Minderheit

Bertelsmann Stiftung: Demokratien verlieren an Boden

Für eine Analyse hat die Gütersloher Stiftung 137 Entwicklungs- und Schwellenländer untersucht. Ergebnis: Demokratien haben es schwer, autoritär geführte Länder nehmen zu.

Russland, St. Petersburg: Ein Mitglied einer Wahlkommission. Die Präsidentenwahlen in Russland waren von Manipulationsvorwürfen begleitet. | © DMITRI LOVETSKY

18.03.2024 | 18.03.2024, 22:15

Gütersloh (dpa). In Entwicklungs- und Schwellenländern sind Demokratien einer Untersuchung zufolge inzwischen klar in der Minderheit: Noch 63 Demokratien mit einer Bevölkerung von insgesamt rund drei Milliarden Menschen stehen 74 Autokratien mit etwa vier Milliarden Menschen gegenüber, wie aus einer internationalen Analyse der Bertelsmann Stiftung hervorgeht.

„Weltweit verliert die Demokratie weiter an Boden“, heißt es in dem seit zwei Dekaden nun zum zehnten Mal in 137 Staaten erhobenen „Transformationsindex 2024“. Am Montag diskutierte die Stiftung mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehreren Experten in Berlin über den schweren Stand der Demokratien.

Die ausgewerteten Ländergutachten und Daten belegen demnach, dass besonders politische Beteiligungsrechte - freie Wahlen, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit oder auch Meinungs- und Pressefreiheit - in immer mehr Staaten eingeschränkt werden. „Auch die Gewaltenteilung wird zunehmend ausgehebelt und der Raum für zivilgesellschaftliche Mitwirkung schrumpft.“

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49 „Hardliner Autokratien“

In den autokratischen Ländern lasse eine autoritäre Führung politische Beteiligung nur sehr begrenzt oder gar nicht zu. Unter den 74 Autokratien werden 49 Staaten als „Hardliner Autokratien“ eingestuft, zu denen auch das gegen die Ukraine einen Angriffskrieg führende Russland gehört. Dort hatte sich Kremlchef Wladimir Putin am Sonntag nach einer als Farce kritisierten Präsidentenwahl – Oppositionskandidaten waren nicht zugelassen, Beobachter sprachen von Repression und Betrug – erneut zum Sieger erklärt.

Die gesamte internationale Studie der Stiftung sollte am Dienstag veröffentlicht werden.