„One Love“-Debatte

Ohne Binde aber vielleicht mit „peppigen Ideen“ der Fußball-Nationalmannschaft?

NRW-Politiker kritisiert die Entscheidung der FIFA und setzen unter anderem auf die Kreativität von Flicks Jungs.

Der Ex-SPD-Chef hofft auf neue „peppige Ideen“ der Fußball-Nationalmannschaft in Katar. | © Michael Kappeler/dpa

Thomas Seim
22.11.2022 | 22.11.2022, 13:32

Der frühere SPD-Vorsitzende Norbert Walter-Borjans kritisiert die FIFA wegen ihres Verhaltens scharf und wirft ihr folgenschweres Versagen vor. Der Weltverband FIFA hatte am Montag sieben europäischen Teilnehmern untersagt, während der WM in Katar mit einer „One Love“-Kapitänsbinde zu spielen.

„Die Politik kann und muss ihre Verantwortung anders wahrnehmen. Sie muss offen ansprechen, dass die FIFA den Fußball so nicht zum verbindenden, sondern zum trennenden Element zwischen den Nationen macht - ein folgenschweres Versagen“, sagte Walter-Borjans dieser Redaktion. Mit Blick auf das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Japan am Mittwoch fügte Walter-Borjans hinzu: „Im tiefsten Innern träume ich davon, dass sich die Jungs noch etwas Peppiges einfallen lassen. So richtig schön subtil.“

Auch NRW-Integrationsministerin Josefine Paul (Grüne) hofft auf eine Positionierung des DFB: "Fußball steht für Vielfalt. Gerade auf den vielen Bolzplätzen und im Amateurfußball in NRW ist Vielfalt gelebte Realität. Auch bei der Vergabe von Sport-Großereignissen müssen Menschenrechte endlich die Rolle spielen, die ihnen als unteilbaren und universellen Werten entspricht", sagt sie gegenüber dieser Redaktion. "Dass Sportler für ihr Eintreten für Menschenrechte, Solidarität und die Werte eines Sports für alle sogar mit Sanktionen durch die FIFA rechnen müssen, finde ich beschämend. Gefragt ist aber auch der DFB, sich klar für Menschenrechte zu positionieren und Spielern in ihrem Eintreten den Rücken zu stärken."

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Zuvor hatte sich auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser kritisch geäußert. "Ich finde die Entscheidung der FIFA sehr befremdlich", sagte die SPD-Politikerin im ZDF: "Ich fand es ein gutes Signal, dass vieleder Nationalmannschaften die One-Love-Binde tragen wollten, die für Offenheit und Toleranz steht." Faeser ist aktuell in Ankara. Im Anschluss an ihre Reise in die Türkei will sie nach Katar zum ersten Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft reisen. Die Reisepläne könnten sich jedoch noch ändern, sollte kurzfristig etwas dagegen sprechen, so eine Sprecherin.

Bei diesem Besuch die "One Love"-Binde zu tragen, findet CDU-Urgestein Elmar Brok, danach gefragt, übertrieben. "Sonst müsste der Bundeskanzler auch Armbinden mit Slogans zur Unterdrückung der Uiguren und Tibetaner bei seinem Besuch in Peking tragen", meint der 76-Jährige. "Die Bundesministerin sollte in Gesprächen mit der katarischen Führung die Probleme ansprechen und ihre Gesprächsfähigkeit dafür bewahren, wie es die Aufgabe der Politik ist." Des Weiteren solle sie "mit ihren EU-Kollegen den DFB und die anderen nationalen Verbände ermutigen, gemeinsam mutig in den korrupten Verbänden UEFA und FIFA aufzuräumen. Der Sport darf sich nicht für die Selbstinszenierung autoritärer und diktatorischer Regime kaufen lassen."