Coronaschutz-Impfung

EU-Behörde gibt grünes Licht für Kinderimpfstoff von Biontech

Es ist die erste Zulassung für einen Covid-Kinderimpfstoff in der EU. Er unterscheidet sich von dem Vakzin für Erwachsene. In NRW laufen die Vorbereitungen an.

In Israel wird ein Fünfjähriger geimpft.  | © AFP

25.11.2021 | 25.11.2021, 15:01

Amsterdam. Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) macht den Weg frei für Impfungen von Kindern mit dem Covid-19-Impfstoff von Biontech und Pfizer. Der zuständige EMA-Ausschuss empfahl am Donnerstag eine Erweiterung der Zulassung auf Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Die finale Entscheidung muss noch von der Europäischen Kommission gefällt werden, dies gilt aber als Formsache.

Kinder erkranken zwar nur höchst selten an Covid-19. Doch, so sagen die EMA-Experten, auch sie könnten schwer krank werden. Die Vorzüge der Impfung seien daher höher zu bewerten als mögliche Risiken.

Spezieller Impfstoff für Kinder

Bislang ist das Vakzin in der Europäischen Union erst ab zwölf Jahren zugelassen. Die Impfung für Kinder enthält ein Drittel einer Erwachsenen-Dosis und wird ebenfalls zweimal im Abstand von drei Wochen in den Oberarm verimpft. Bisher seien keine schweren Nebenwirkungen festgestellt worden, allenfalls milde Reaktionen wie Fieber, Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit oder Kopfschmerzen. Die Experten hatten seit Oktober Studien der Hersteller geprüft.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hatte am Montag erklärt, die gesamte EU erhalte die Lieferung des Kinder-Impfstoffs am 20. Dezember, Deutschland bekomme dann 2,4 Millionen Dosen auf einen Schlag.

Biontech bestätigt Zeitplan

Biontech bestätigte den Zeitplan. "Pfizer und Biontech gehen nach wie vor davon aus, dass die ersten Dosen am 20. Dezember an alle EU-Mitgliedsstaaten geliefert werden können. Mit der Lieferung an Deutschland kann etwa die Hälfte der in Deutschland lebenden Kinder zwischen fünf und unter zwölf Jahren geimpft werden", erklärte eine Sprecherin des Mainzer Herstellers. Der Zeitplan sei immer wieder mit Vertretern der EU-Kommission besprochen und vergangene Woche final bestätigt worden. Eine frühere Lieferung sei nicht zu erwarten: "Alle vorgelagerten Prozesse wurden auf diesen Stichtag ausgerichtet."

Stiko: "Empfehlung möglichst zum Start der Auslieferung"

Die Entscheidung der EMA heißt aber nicht, dass nun auch die Impfung von Kindern empfohlen wird. Das müssten nationale Regierungen beziehungsweise Gesundheitsbehörden entscheiden. Die Ständige Impfkommisson (Stiko) bereitet in Deutschland eine Empfehlung zur Impfung von Kindern zum Start der ersten Lieferung vor. "Unser Ziel ist es, diese Empfehlung bis Ende Dezember, möglichst bis zum Start der Auslieferung des Kinder-Impfstoffs an die Länder, fertigzustellen", hatte Stiko-Chef Thomas Mertens kürzlich gesagt.

Bei der EU-Zulassung des Impfstoffs ab zwölf Jahren im Mai hatte die Stiko zunächst nur Impfungen von Jugendlichen mit Vorerkrankungen empfohlen. Erst im August hatte sie diese dann allen ab zwölf empfohlen und auf eine breitere Datengrundlage verwiesen, insbesondere aus dem amerikanischen Impfprogramm mit Millionen geimpften Jugendlichen.

Nach der Zulassung durch die Arzneimittelbehörde FDA Ende Oktober wurden in den USA bereits rund drei Millionen Kinder ab fünf Jahren mit Biontech geimpft, in Israel und Kanada sind die Impfungen in dieser Woche angelaufen. Nach Daten des Robert-Koch-Instituts ist in Deutschland die Sieben-Tage-Inzidenz in der Altersgruppe der Fünf- bis 14-Jährigen derzeit mit 882,9 mit Abstand am höchsten, gefolgt von den 15- bis 34-Jährigen mit einer Inzidenz von 468. Insgesamt stieg die Inzidenz am Donnerstag auf eine Höchstmarke bei 419,7.

Die geschäftsführende Familienministerin Christine Lambrecht zeigte sich erleichtert. „Kinder leiden sehr unter Entbehrungen und Einschränkungen durch die Pandemie." Sie fügte hinzu: „Auch für Kinder ist die Impfung der Weg aus der Pandemie heraus." Lambrecht rief die Länder dazu auf, nun Impfvorbereitungen zu treffen. „Wir brauchen neben den Kinderarztpraxen auch auf Kinder vorbereitete Impfzentren und mobile Impfangebote." Auch umfassende Informationen müsse es geben. „Die Entscheidung zu einer Impfung liegt bei den Eltern nach der Beratung durch Ärztinnen und Ärzte."


INFORMATION


Länder, die bereits Kinder unter zwölf Jahren gegen das Coronavirus impfen:

- Kuba impft bereits Kinder ab zwei Jahren und will bis Dezember 90 Prozent seiner Bevölkerung geimpft haben.

- Venezuela impft seit November Kinder ab zwei Jahren mit dem kubanischen Impfstoff Soberana 2.

- China impft Kinder ab drei Jahren mit den Vakzinen der chinesischen Hersteller Sinopharm und Sinovac. Die Küstenprovinz Zhejiang will bis Dezember die Drei- bis Elfjährigen durchgeimpft haben.

- Auch Hongkong impft Kinder ab drei Jahren.

- Argentinien impft Kinder ab drei Jahren mit Sinopharm.

- Bahrain und die Vereinigten Arabischen Emiraten impfen Kinder ab drei Jahren mit Sinopharm und Kinder ab fünf Jahren mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer.

- Costa Rica hat Anfang November eine Corona-Impfpflicht für Kinder ab fünf Jahren eingeführt.

- Israel impft seit dem 22. November Fünf- bis Elfjährige mit dem Biontech-Pfizer Vakzin.

- Kanada impft seit dem 19. November Kinder zwischen fünf und elf Jahren mit Biontech/Pfizer.

- Chile, El Salvador und Ecuador impfen Kinder ab sechs Jahren mit Sinovac.

- Indonesien impft seit Anfang November Kinder ab sechs Jahren mit Sinovac.