Auch für Geimpfte: Warum dieser Forscher generelle Testpflicht fordert

Bielefeld. Die Debatte um eine generelle Impfpflicht gegen das Coronavirus ist in vollem Gange. Wieder angestoßen hat sie Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) mit seinem Vorstoß, die Rechte Nicht-Geimpfter einzuschränken, um so viele Menschen wie möglich zu einer Impfung zu bewegen. Konkret wäre das keine Impfpflicht, die wollte Braun jedoch auch nicht ausschließen. Auf der Gegenseite sprechen sich sowohl Politiker als auch Wissenschaftler gegen die Impfpflicht aus. So auch der Verfassungsrechtler Stephan Rixen, selbst Mitglied des Deutschen Ethikrates, der vor einer pauschalen Regelung warnte. Zwar sei es dem Staat grundsätzlich möglich, Unterschiede zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften zu machen, dafür sei aber ein sachlicher Grund nötig. "Keine gute Idee" Den sieht Ulrich Schaible, Sprecher des Leibniz Forschungsverbundes Infektionen, nicht gegeben. "Eine generelle Impfpflicht gegen das Coronavirus ist keine gute Idee", sagt er. "Ich bin ein großer Impfbefürworter, aber eine Pflicht, sich gegen das Coronavirus impfen zu müssen, halte ich aktuell nicht für zielführend", so der Leiter des Forschungsinstituts Borstel - Leibniz Lungenzentrum. Auch eine indirekte Impfpflicht durch die Einschränkung der Rechte Nicht-Geimpfter, hält Schaible für kontraproduktiv. "Sicherlich ist das Infektionsrisiko in einem Restaurant ein anderes als beispielsweise im Fußballstadion", sagt Schaible. Dass die Aerosol-Verteilung in einem geschlossenen Raum ungünstiger ist als unter freiem Himmel, Ansteckungen aber wahrscheinlicher werden, wenn gemeinsam laut gesungen wird, sei zwar inzwischen bekannt. Aber wenn irgendwann für den einen Bereich ein Impfnachweis nötig ist und in einem anderen Bereich wieder nicht, sei das nur verwirrend. Generelle Test-Pflicht Stattdessen spricht sich der Wissenschaftler für eine generelle Test-Pflicht aus. Nicht nur für Nicht-Geimpfte, sondern genauso für Genesene und Geimpfte. "Wie wir schon gesehen haben, können auch Geimpfte weiterhin an Covid erkranken", sagt Schaible. Die Impfung schütze die Betroffenen ausschließlich vor einem schweren oder tödlichen Verlauf. "Aber wer krank ist, kann Infektionsüberträger sein, auch wenn er geimpft ist." Zum jetzigen Zeitpunkt hält Schaible daher eine Testpflicht angebrachter, um die Bevölkerung vor Infektionen zu schützen. Egal ob es ins Restaurant geht oder ins Stadion und egal ob geimpft, genesen oder nicht geimpft. "Dass das Testen wirksam ist, konnten wir im Frühjahr beobachten, als die Zahlen so niedrig waren wie noch nie zuvor", sagt Schaible. Dies habe weniger im Zusammenhang mit den Impfungen gestanden als mit den massenhaft durchgeführten Schnell- und PCR-Tests. Impfen für Normalität Um dennoch irgendwann zu einer Art Normalität zurückkehren zu können, muss in Schaibles Augen weiterhin für eine Impfung gegen das Coronavirus geworben werden. "Die Aufklärung zur Impfung sollte weiterhin so transparent wie möglich sein", sagt der Wissenschaftler. Das gelte auch für die Aufklärung über mögliche Nebenwirkungen der Impfung, die offen und transparent thematisiert werden müssen. Das Thema Impfen sei schon immer viel und vor allem kontrovers diskutiert worden. Immerhin greife man objektiv betrachtet in das Immunsystem eines gesunden Menschen ein, gibt Schaible zu bedenken. "Außerdem muss deutlich energischer gegen offensichtliche Falschaussagen vorgegangen werden, die das Vertrauen in eine Impfung schwächen könnten." Nur so könne man früher oder später genug Menschen zu einer Impfung gegen das Coronavirus bewegen, um die Corona-Pandemie zu überwinden. !function(){"use strict";window.addEventListener("message",(function(e){if(void 0!==e.data["datawrapper-height"]){var t=document.querySelectorAll("iframe");for(var a in e.data["datawrapper-height"])for(var r=0;r

Meistgelesen