"Von allen verprügelt" – naiver TV-Auftritt des CDU-Politikers Brinkhaus

Bielefeld. Ralph Brinkhaus vermisst den Respekt. So wolle er nicht streiten, "so macht es wenig Sinn", klagt der CDU-Politiker in der Talkshow "Markus Lanz", nachdem ihn der Autor Sascha Lobo nun mehrfach vorgehalten hat, was die CDU-geführte Bundesregierung in der Corona-Pandemie alles vergeigt habe. Brinkhaus lehnt sich vor, faltet die Hände und scheint für einen Moment zu vergessen, wo er gerade sitzt. Der Kritiker Lobo sei vor allem aus einem Grund in die Sendung eingeladen worden, behauptet der Chef der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag: "um zu provozieren". Gastgeber Markus Lanz lässt ihm dieses Foul nicht durchgehen. "Nein, nein, nein, nein, nein – das stimmt nicht", grätscht er dazwischen. "So funktioniert unsere Sendung nicht." Brinkhaus wundert sich über den Sound der Sendung Es ist ein bemerkenswerter Auftritt, den Ralph Brinkhaus am Dienstagabend im ZDF hinlegt. In der Talkrunde soll es laut Programmhinweis über "die Maskenaffäre innerhalb der Union, das Krisenmanagement der Bundesregierung, die Corona-Situation in der Dritten Welt und über die Gefahren durch Virusmutationen" gehen. Eingeladen sind neben Brinkhaus und Lobo die Laborärztin Mariam Klouche und der Intensivmediziner Tankred Stöbe. Man kann nicht sagen, dass die deutsche Krisenpolitik in den Monaten seit Oktober sonderlich gut gelaufen ist. Weder wurden die Menschen in den Pflegeheimen geschützt noch die Kinder in den Schulen noch die geschlossenen Betriebe. Stattdessen sollen Mitglieder der Unionsfraktion an der Vermittlung von Maskengeschäften sechsstellige Beträge verdient haben. Brinkhaus wundert sich trotzdem über den Sound der Sendung. Es werde "nur negativ geredet". Es werde so getan, "als sei alles Schrott in Deutschland" In Deutschland hat es bereits lange vor Corona eine große Angstlust vor einem drohenden Staatsversagen gegeben. Ausgerechnet jetzt sei es an der Zeit, aus dieser "Rhetorik des Versagens herauszukommen", schlägt Brinkhaus vor. In dieser Krise werde so getan, "als sei alles Schrott in Deutschland". Auch der Kritiker Lobo sei in der Pandemie "schnell dabei zu sagen, die Politik habe versagt, die haben alles falsch gemacht", lamentiert Brinkhaus, der sich schon nach wenigen Minuten verblüfft zeigt, dass er in der Talkshow "in die Zange genommen" werde. Aus Lobos Warte sei der Vorwurf des Versagens "sehr einfach", stichelt der Abgeordnete aus Gütersloh. "Sie sitzen auf dem Zuschauersitz. Sie sitzen nicht in der Verantwortung." "Deutschland hat es nicht gut gemacht" Wo Ralph Brinkhaus sitzt, hat sich Ralph Brinkhaus selbst ausgesucht. In einem Punkt liegt er völlig richtig: Zu Beginn der Krise "mussten Entscheidungen getroffen werden, für die es keine Blaupause gab". Im Frühjahr 2021 hakt die Krisenpolitik allerdings noch immer gewaltig. "Deutschland hat es nicht gut gemacht", konstatiert der Mediziner Stöbe. Lobo sagt: "Bei 70.000 Toten finde ich es ziemlich richtig, von Versagen zu sprechen." Vor allem mit einem großen Missverständnis muss bei "Markus Lanz" aufgeräumt werden: "Ich bin nicht hier, um Sie zu loben", erklärt Lobo dem CDU-Politiker Brinkhaus. Es sei auch "nicht mein Job, dieses Land zu führen". Die Union habe ob ihrer "hochgeliebten Schwarzen Null" über Jahre hinweg wichtige Themen "verschleppt und vergeigt". Sie sei nicht gut darin, auf Leute zu hören, die seit Jahren eine digitalere Bildung, eine bessere Infrastruktur und eine Eindämmung des Föderalismus verlangten. Eigentlich wollte der Talkgast Brinkhaus nach vorne schauen, über eine künftige "Fehlerkultur" sprechen. Die Fehler dieser Tage aber wiegen noch zu schwer. "Ehrlich gesagt", sagt der Christdemokrat bitter lächelnd und ein wenig larmoyant, sei dies "ein sehr interessanter Abend. Im Grunde werde ich von allen Seiten verprügelt."

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