Düsseldorf (epd/AFP). Der Anwalt Björn Clemens tritt nach Rechtsextremismus-Vorwürfen aus dem Düsseldorfer Karnevalsverein „Narrencollegium" aus. Wie der Verein mitteilte, kommt Clemens damit einer Entscheidung des Vorstandes zuvor und folgt dem Rat des Präsidenten Dennis Vobis.
Zuvor hatte die in Düsseldorf erscheinende Rheinische Post über die Mitgliedschaft Clemens' im „Narrencollegium" berichtet. 2019 sei der Jurist im Rosenmontagszug auf einem Wagen des Vereins mitgefahren. Das Bekanntwerden der Mitgliedschaft Clemens' hatte scharfe Kritik unter anderem von Religionsvertretern, aber auch bei der Dachorganisation Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) hervorgerufen.
Clemens vertritt als Anwalt einen der Verdächtigen im Mordfall Lübcke
„Wir dürfen es nicht tolerieren, dass Menschen, die nachweislich extremistischen Gruppierungen nahestehen, am Rosenmontagszug auf einem Prunkwagen mitfahren", hatte CC-Präsident Michael Laumen am Dienstag gesagt. Andernfalls würden dem Karnevalsverein weitreichende Konsequenzen drohen bis hin zu einem Ausschluss, teilte das CC mit. Das „Narrencollegium" ist Mitglied im Comitee Düsseldorfer Carneval, das auch für den Rosenmontagszug zuständig ist.
Clemens steht der rechtsextremen Szene nahe. Das hatte die „Rheinische Post" (Dienstag) berichtet. Er sei Vorstandsmitglied der vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften Gesellschaft für freie Publizistik (GfP). Zudem sei er Bundesvize der Partei „Die Republikaner" gewesen. Als Anwalt vertritt er derzeit einen der beiden Tatverdächtigen im Mordfall Lübcke, Markus H. Das „Narrencollegium" hatte der „Rheinischen Post" mitgeteilt, die Verbindungen in die rechtsextremen Szene seien vor der Aufnahme in den Verein bekannt gewesen, aber man achte darauf, dass Clemens „die Regeln" einhalte.
Wenig später hieß es vom Karnevalsverein, diese Beurteilung bleibe bestehen. Clemens habe auf keiner Veranstaltung des „Narrencollegiums" je über Politik gesprochen, weder in kleineren Runden noch auf der Bühne. „Von dem Gedankengut, dass Björn Clemens allerdings auf privaten Veranstaltungen und Kundgebungen hat verlauten lassen, distanzieren wir uns deutlich", erklärte der Verein jedoch.
Beide Tatverdächtige waren auch auf einer AfD-Demonstration zu sehen
Gegen den von Clemens vertretenen Markus H. wird wegen Beihilfe zum Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke ermittelt. Lübcke war in der Nacht zum 2. Juni 2019 tot auf der Terrasse seines Wohnhauses gefunden worden. Laut Obduktion wurde der 65-Jährige mit einer Kurzwaffe aus nächster Nähe erschossen. Die Ermittler gehen von einem rechtsextremen Hintergrund der Tat aus.
Der Hauptverdächtige Stephan E. legte nach seiner Festnahme im vergangenen Sommer zunächst ein Geständnis ab, widerrief dieses aber nach wenigen Tagen. Vergangene Woche machte E.s Verteidiger eine neue Einlassung seines Mandanten bei den Ermittlern öffentlich. Demnach sei E. mit H. zu Lübcke gefahren, um dem CDU-Politiker eine "Abreibung" zu verpassen. H. habe dann Lübcke im Streit aus Versehen erschossen. Einem Bericht des MDR-Magazins "exakt" zufolge sind sowohl Stephan E. als auch Markus H. auch auf Filmaufnahmen einer AfD-Demonstration in Chemnitz im Jahr 2018 zu sehen.