Deutsche sollen sich während des Bosnien-Kriegs an „Menschen-Safaris“ beteiligt haben

Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Personen, die während des Bosnien-Krieges in den 1990er Jahren auf &bdquo;Menschen-Safari“ in Sarajevo gegangen sein sollen. Bereits im Juli reichten der italienische Rechtsanwalt Nicola Brigida sowie der ehemalige Richter Guido Salvini bei der Staatsanwaltschaft Dokumente ein, die die Menschenjagd belegen. Unter den Freizeit-Scharfschützen, die von den umliegenden Hügeln der Stadt auf Zivilisten in Sarajevo schossen, sollen Italiener, Deutsche, Franzosen und Engländer gewesen sein. Sie wurden offenbar von Mitgliedern der serbisch-bosnischen Armee des Serbenführers Radovan Karadzic von Triest über Belgrad nach Sarajevo gebracht, um dort ihrem Hobby, der Jagd, nachzugehen. Dafür bezahlten die Teilnehmer Zeugen zufolge viel Geld. Anstatt auf Tiere, schossen die Touristen auf Männer, Frauen und Kinder. Bei der Belagerung Sarajevos in den Jahren 1992 bis 1996 kamen mehr als 10.000 Menschen ums Leben, darunter 1.600 Kinder. Viele von ihnen wurden von Scharfschützen erschossen. Der Krieg wurde ausgelöst, nachdem Bosnien-Herzegowina sich von Jugoslawien unabhängig erklärt hatte. Serbenführer Karadzic wurde 2016 in Den Haag wegen Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord verurteilt. Ermittlungen gegen italienische Staatsbürger Die Mailänder Staatsanwaltschaft ermittelt nun gegen mutmaßlich beteiligte italienische Staatsbürger wegen vorsätzlichen Mordes, erschwert durch Grausamkeit und niederträchtige Motive. Darauf steht in Italien lebenslange Haftstrafe. Die Taten verjähren nicht. Erste Berichte über die Taten gab es in der italienischen Presse bereits in den 1990er Jahren. Lesen Sie auch: Bielefelder Veteran kämpft mit PTBS und Traumata nach Kriegseinsätzen 2022 veröffentlichte der slowenische Filmemacher Miran Zupanic eine Dokumentation zu dem Thema mit dem Titel &bdquo;Sarajevo Safari“. Darin berichten Kriegsteilnehmer, dass westliche Gruppen von den Hügeln um Sarajevo aus auf die Zivilbevölkerung schießen würden. Einer der Zeugen spricht von &bdquo;Menschen-Safari“. Ein anderer sagt, er wisse nur, dass die Teilnahme &bdquo;extrem teuer“ gewesen sei. Ehemalige Bürgermeister aus Sarajevo erstattet Anzeige In Folge der Veröffentlichung des Dokumentarfilms erstattete die damalige Bürgermeisterin von Sarajevo, Benjamina Karic, Anzeige in Bosnien-Herzegowina. Sie lieferte nun auch der Mailänder Staatsanwaltschaft einen Bericht über die Taten. &bdquo;Es ist klar, dass es sich hier um reiche und einflussreiche Leute handelt, Mitglieder der gesellschaftlichen Elite, für die die Jagd, ihr Hobby, monströse und unmenschliche Ausmaße angenommen hat“, sagte Karic in einem Interview. Auch interessant: Nach jahrelanger Angst: Bielefelder von Kriegsverbrechen freigesprochen Der Dokumentarfilm animierte auch den italienischen Journalisten Ezio Gavazzeni zur Recherche. Gavazzeni behauptet, &bdquo;sehr, sehr viele Italiener“ seien beteiligt gewesen, nannte aber keine genaue Zahl. &bdquo;Es waren Deutsche, Franzosen, Engländer Menschen aus allen westlichen Ländern, die hohe Summen zahlten, um dorthin gebracht zu werden und Zivilisten zu erschießen“, sagte er nach Angaben des britischen &bdquo;Guardian“. Er reichte die Anzeige zusammen mit Anwalt Brigida und Ex-Richter Salvini ein. &bdquo;Wir sprechen hier von Leuten, die Waffen lieben und vielleicht in Schießständen schießen oder auf Safari in Afrika gehen“, fügte der Journalist hinzu. Zu dem Fall sollen dem italienischen Geheimdienst Dokumente vorliegen. Nach Angaben eines ehemaligen Agenten des bosnischen Geheimdienstes habe der damalige italienische Militärgeheimdienst Sismi von den &bdquo;Menschen-Safaris“ erfahren und die Praxis gestoppt. Gavazzeni sagte, er habe einige der teilnehmenden Italiener identifiziert. Sie sollen in den kommenden Wochen von der Staatsanwaltschaft Mailand vernommen werden.

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